Sperre oder Freispruch? CAS verhandelt Cielo-Fall

Shanghai (dpa) · Doping oder Versehen, Sperre oder Freispruch? Der Fall von Freistil-Olympiasieger Cesar Cielo aus Brasilien wird am Mittwoch in Shanghai vom Internationalen Sportgerichtshof CAS verhandelt.

Gespannt wartet die Schwimm-Welt auf das Urteil der drei Richter bis Freitag, also rechtzeitig vor Beginn der WM-Beckenwettbewerbe am Sonntag. „Es kann natürlich sein, dass es dummer Zufall ist, aber es scheint schon möglich zu sein, dass sie betrogen haben. Dann bin ich sehr dafür, dass die Leute gesperrt werden“, sagte der Hamburger Steffen Deibler, der über 50 Meter Schmetterling antritt. Hier ist Cielo der Weltjahresbeste.

„Ich würde gesperrt werden in Deutschland, definitiv, dürfte nicht die WM schwimmen, egal aus was für einem Grund das Zeug in meinem Körper ist“, betonte Deibler. Olympiasiegerin Britta Steffen wiederholte ihre bekannt klare Meinung zum Doping-Thema: Wenn jemand positiv getestet ist, sollte er nie wieder an Wettkämpfen teilnehmen dürfen. Cielos direkter Konkurrent Marco Di Carli hält sich zurück. „Das ist ein schwebendes Verfahren und aus beruflichen Gründen weiß ich, dass man sich da raus hält. Klar habe ich das verfolgt, aber ich mache mir keinen Kopf und warte ab“, sagte der Polizist. Gemessen an der Bestenliste dieses Jahres sind er und der brasilianische Titelverteidiger die beiden Schnellsten über 100 Meter Freistil.

Der CAS entscheidet nun in der Anhörung, ob es nach den von Cielo bestrittenen Doping-Vorwürfen überhaupt zu einem Duell kommt. Dem Weltschwimmverband FINA lag nach Jahren laxer Anti-Doping-Politik einiges daran, den Fall vor den Wettbewerben vom Tisch zu bekommen. „Wichtig auch für ihn selbst, damit er weiß, woran er ist“, sagte Generaldirektor Cornel Marculescu. Eine Hängepartie wie beim ebenfalls unter Doping-Verdacht stehenden spanischen Radprofi Alberto Contador soll unbedingt vermieden werden.

Es scheint also so, als würde die FINA nun härter durchgreifen. Erstmals seit sechs Jahren werden wieder Blutproben der Athleten entnommen, und erstmals seit langem könnte es diesmal einen Star der Schwimmsportszene empfindlich treffen. Auch wenn Weltrekordler Cielo seine Unschuld beteuert: Er und drei Teamkollegen waren im Mai in Rio de Janeiro, wo 2016 die Olympischen Spiele stattfinden, positiv auf das verbotene Mittel Furosemid getestet worden. Cielos Erklärung für den Vorfall: Über verunreinigte Nahrungsergänzungsmittel sei der Stoff in seinen Körper gelangt. Der Sportler wurde vom eigenen Verband nur verwarnt, dagegen zog die FINA vor den CAS. Möglich wäre auch eine Sperre von zwei Jahren gewesen.

„Jeder ist dafür verantwortlich, was er seinem Körper zuführt. Die Nahrungsergänzungsmittel können da eben auch problematisch werden“, sagte Marculescu. Vorweg greifen will niemand dem Spruch der CAS-Richter, aber allgemein erwartet wird eine Sperre des 24-Jährigen in einer Länge, die ihm noch einen Olympia-Start in London ermöglicht. „Es wäre schon sehr verwunderlich, wenn er nicht gesperrt würde“, sagte Jürgen Fornoff, Generalsekretär des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV).

Nach andauernder Kritik scheint die FINA nicht mehr so nachsichtig mit ihren Stars umzugehen. Der Russe Maxim Schtscherbakow, EM-Dritter von 2009 über 200 Meter Brust auf der Kurzbahn, wurde wegen drei verpasster Dopingtests im November für ein Jahr aus dem Verkehr genommen. Im Juni wurde Kurzbahn-Weltmeister Albert Subirats aus Venezuela wegen drei verpasster Kontrollen binnen 18 Monaten bis zum 6. Mai 2012 gesperrt. Der Spanier Rafael Munoz hingegen konnte sich 2010 seinen EM-Titel holen, obwohl er drei Tests verpasst hatte. Ein ärztliches Attest hatte ihm bei einer der drei Kontrollen einen „psychischen Ausnahmezustand“ bescheinigt.

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