Spitzenschwimmer Meeuw kämpft gegen die Zeit

Berlin (dpa) · Als angehender Arzt prüft Helge Meeuw noch intensiver als andere Spitzenschwimmer das eigene Wohlbefinden. Nach einem neuen gesundheitlichen Rückschlag lautet die Diagnose des WM-Zweiten über 100 Meter Rücken von 2009: „Mir geht es mäßig.“

Eine weitere Virus-Erkrankung zwang den 27-Jährigen zu dreiwöchiger strikter Ruhe, erst am Donnerstag durfte Meeuw wieder ins Wasser, zu spät für die EM-Qualifikation im heimischen Magdeburg am Wochenende. Und nun wird auch die Zeit knapp für das letzte große Ziel. „Es wird eine sehr knifflige Angelegenheit mit der Olympia-Quali, das ist kein Selbstläufer. Noch ist das Kind nicht in den Brunnen gefallen“, sagt Meeuw mit einem Schuss Zweckoptimismus.

Er hat noch eine Rechnung mit den Spielen offen. Zwar gewann Meeuw 2004 in Athen mit der Lagen-Staffel Olympia-Silber, blieb aber im Einzel ebenso wie 2008 in Peking hinter den Erwartungen zurück und verpasste jeweils die Endläufe. Trotz der andauernden gesundheitlichen Rückschläge will Meeuw nun endlich in ein olympisches Einzel-Finale. „Wenn es nicht klappt, geht das Leben weiter, dann habe ich alles daran gesetzt, meinen Frieden mit Olympia zu schließen.“

Ein Vorteil könnte seine Fähigkeit sein, auch mit weniger Training als die Konkurrenz relativ rasch in Form zu kommen. So schwamm er nach einem fünf Monaten Wettkampfpause im Februar bei den deutschen Mannschaftsmeisterschaften respektable Zeiten. Allerdings hat Meeuw nach Jahren der nationalen Dominanz interne Konkurrenz bekommen. Junioren-Weltmeister Christian Diener und Jan-Phlipp Glania machen ihm den lange unumstrittenen Platz in der Lagen-Staffel streitig. „Letztes Jahr war es einfacher, ohne hochmütig sein zu wollen“, erklärt Meeuw. Über 4 x 100 Meter hatte er 2011 (Bronze) und 2009 (Silber) das Quartett als Startschwimmer auf Medaillenkurs gebracht.

Für die Europameisterschaft in Debrecen (Ungarn) vom 21. bis 27. Mai ist Meeuw wie elf andere deutsche Schwimmer aufgrund seines WM-Resultats des Vorjahres qualifiziert. Als WM-Siebter über 100 Meter Rücken fehlten in Shanghai nur drei Zehntelsekunden zu einer Medaille. Bei der EM oder anderthalb Wochen vorher bei der deutschen Meisterschaft in Berlin muss Meeuw die Olympia-Norm unterbieten.

Für das große Ziel Olympia hat der Sohn der früheren deutschen Spitzenschwimmer Jutta Weber und Folkert Meeuw (beide gewannen 1972 in München olympische Staffel-Medaillen) sein Medizinstudium zurückgefahren. „Ich kann mich nicht dreiteilen“, sagte er mit Blick auf seine Familie. Mit der Rücken-Weltmeisterin von 2003, Antje Buschschulte, hat er die 15 Monate alte Nike Carlotta. Beide geben ihm den nötigen privaten Rückhalt: „Es ist so, dass man die andere Seite braucht, die einen auffängt, wenn man umkippt.“

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