Sportschützen vom Fluch der Heim-WM verfolgt

München (dpa) · Über den deutschen Sportschützen liegt der Fluch einer Heim-WM. Auch die viermalige Einzel-Weltmeisterin Sonja Pfeilschifter konnte in ihrem geliebten „Schießsport-Wohnzimmer“ in Garching-Hochbrück, wo sie zwei ihrer sechs aktuellen Weltrekorde erzielte, keine Einzel-Medaille für die Gastgeber erkämpfen.

Mit dem WM-Titel im Team setzten die Luftgewehrschützinnen jedoch ein Achtungszeichen. „Der Knoten im Team ist geplatzt. Diesen Wettkampf vor so einer großen Publikums-Frequenz durchzustehen, ist schon eine enorme Leistung“, lobte Sportdirektor Heiner Gabelmann.

Der Druck am zweiten Wettkampftag war nach dem Fehlstart am Samstag enorm und lag ganz auf den schmalen Schultern von Sonja Pfeilschifter. Die nur 1,57 Meter große Sportsoldatin, die beim letzten Weltcup vor der WM in Belgrad bereits zum dritten Mal den Weltrekord eingestellt hatte, agierte vor einer riesigen Menschentraube konzentriert, aber nicht fehlerfrei. „Grobe Fehler habe ich nicht gemacht. Beim nächsten Wettkampf schieße ich vielleicht wieder 400. Ich freue mich aber riesig über das Mannschafts-Gold“, sagte Pfeilschifter. Es war bereits ihr fünfter Team-Titel bei einer WM.

Abgezockter agierten diesmal die Youngster Jessica Mager aus Solingen und Beate Gauß aus Ammerbuch, die als Fünfte und Sechste immerhin zwei Quotenplätze für Olympia 2012 erkämpften. Im Finale überbot die Chinesin Yi mit 505,6 Ringen auch den Final-Weltrekord von Pfeilschifter (505,0), den sie 2008 beim Weltcup in Mailand aufgestellt hatte. Zweite wurde die Chinesin Liuxi Wu vor der Italienerin Elania Nardelli.

Die Trainer hatten vor der WM warnend den Finger gehoben. „Da hast du alle am Hals - Vereins- und Familienangehörige, Funktionäre und Heimtrainer“, meinte Peter Kraneis, Bundestrainer des Pistolen-Schützen. „Alle klopfen den Sportlern auf die Schultern und die versuchen dann, es besonders gut zu machen. Das geht eher nach hinten los“, sagte Wilhelm Metelmann, Bundestrainer des Wurfscheiben-Teams. Er musste kopfschüttelnd mit ansehen, wie sein Schützling Susanne Kiermayer aus Kirchberg, immerhin Olympia-Zweite von 1996 und diesjährige Europameisterin, das Trap-Finale verpasste. „Sie konnte ihr Leistungsvermögen nicht abrufen. Das war schon eine Klatsche, denn auf eine Mannschaftsmedaille hatte ich gehofft.“

Zuvor hatten die Männer mit dem Luftgewehr um Jürgen Wallowsky aus Oberkotzau (16.) genauso wie die Schützen mit der Freien Pistole den Finaleinzug nicht geschafft. Der Karlsruher Abdullah Ustaoglu vergab mit den letzten beiden Schüssen das Finale. Der Weltcup-Zweite dieses Jahres in Peking lag auf Rang sechs, ehe er mit zwei Siebenern sowie einer Serie von 88 Ringen patzte und auf Rang 23 zurückfiel.

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