Staunen über starke Judokas - „Rückenwind für WM“

Hamburg (dpa) · Sogar der Präsident kam aus dem Staunen nicht heraus. Auch ohne Olympiasieger Ole Bischof haben die deutschen Judokas beim hochkarätig besetzten European Cup in Hamburg geglänzt und mit sechs Siegen die Hoffnungen auf eine erfolgreiche WM in einem Monat in Japan geschürt.

„Toll! Wir hätten nicht gedacht, dass es so gut läuft. Wir sind sehr zufrieden“, sagte Präsident Peter Frese vom Deutschen Judo-Bund (DJB) sichtlich überrascht. „Hoffentlich gibt das Rückenwind für die WM. Doch dort dürfen wir keine Wunderdinge erwarten.“ Angeführt von Olympiasieger Bischof werden in Tokio 18 deutsche Athleten die Medaillenkämpfe angehen.

Vor allem die „Schwergewichte“ im deutschen Team trumpften am Wochenende mächtig auf. Nach seinen überwundenen Verletzungsproblemen marschierte Routinier Andreas Tölzer im Eiltempo zum Sieg. Erst räumte der Mönchengladbacher den weißrussischen Athen-Olympiasieger Ihar Makarau aus dem Weg, dann entschied der 30-Jährige nach nur 19 Sekunden das Finale gegen Matthias Schmunk.

„Ich weiß, dass ich alle in der Welt schlagen kann, wenn alles passt“, richtete Tölzer angesichts seiner Glanzvorstellung eine selbstbewusste WM-Kampfansage an die internationale Konkurrenz. Ungewöhnlich: Thomas Pille machte hinter Tölzer und Schmunk den deutschen Dreifacherfolg in der höchsten Gewichtsklasse perfekt.

Wie Tölzer war auch Schwergewichtlerin Franziska Konitz eine Klasse für sich. „Ich freue mich auch, weil ich mit immer anderen Würfen gewonnen habe“, sagte die Berlinerin. Ihre starke Form unterstrich auch Claudia Malzahn mit ihrem Sieg in der Klasse bis 63 Kilogramm. „Es gibt aber noch ein paar Kleinigkeiten zu tun“, sagte die 26-Jährige im Vorgriff auf den Tokio-Trip.

Seinen größten Erfolg feierte der erst 21 Jahre alte Christopher Völk. Der Abensberger ließ sich im Finale der Klasse bis 73 Kilo auch nicht von Weltklassemann Rasul Bokiew (Tadschikistan) stoppen und war überglücklich. „Das war ein klasse Tag. Es hat alles gepasst“, sagte Völk, der sich damit endgültig das WM-Ticket sicherte. Am Sonntag legte WM-Hoffnung Heide Wollert nach und siegte in der Klasse bis 78 Kilo. Für Aufsehen sorgte die erst 20 Jahre alte Jacqueline Lisson, die die Klasse bis 52 Kilo überraschend für sich entschied.

Mut für Tokio machte auch der Auftritt von Michaela Baschin, die im Leichtgewicht Dritte wurde. „Mein Jahr war bisher nicht so toll“, gestand die Athletin, die in der Endphase ihres Lehramtsstudiums steckt. „Manchmal bleibt der Kopf an der Uni hängen.“ Bei der WM will sie nun wieder angreifen. „Da will ich auf jeden Fall noch eine Schippe drauflegen vom Kämpferischen her.“

So stark die Deutschen auch auftrumpften, bei der WM wird der DJB nicht in allen Gewichtsklassen antreten. „Es gibt keinen Sport- Tourismus. Wir legen Wert auf das Leistungsprinzip“, betonte Präsident Frese. Bei den Männern werden die Klassen bis 66 und bis 90 Kilo nicht besetzt.

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