Steffen entscheidet sich für Biedermann-Coach Embacher

Berlin (dpa) · Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen hat auf ihrem weiteren Karriereweg eine Wende vollzogen - und damit sogar den Verband überrascht.

Statt mit ihrem langjährigen Coach Norbert Warnatzsch wird die Goldmedaillengewinnerin von Peking künftig mit Frank Embacher, dem Trainer ihres Freundes Paul Biedermann, zusammenarbeiten. „Nach Abwägung der Gründe dafür oder dagegen, hat die Liebe den ausschlaggebenden Punkt ergeben. Für beide ist es der Schritt in die Gemeinsamkeit und irgendwie auch in die Selbstständigkeit, denn gerade für Paul wird ein eigenes Heim eine neue Herausforderung sein!“ bestätigte Embacher den kurzfristig vollzogenen Wechsel Steffens.

Sie wird nach Jahren des Pendelns mit Freund Paul in Halle/Saale zusammenziehen. Gemeinsam starten die beiden beim Kurzbahn-Weltcup in Stockholm. Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) war von seiner Top-Athletin oder den Trainern nicht informiert worden. „Ich habe bis zur Pressemeldung nichts von diesem Wechsel gewusst“, sagte DSV-Leistungssportdirektor Lutz Buschkow der Nachrichtenagentur dpa. Vom 65-jährigen Warnatzsch, der nach Olympia in London aus Enttäuschung über die Leistung seiner Trainingsgruppe den Rücktritt angekündigt und dann auch nach öffentlicher Fürsprache Steffens doch weitergemacht hatte, gab es keine Stellungnahme.

Zuvor hatte das Steffen-Management die Veränderung der Weltmeisterin von 2009 so beschrieben. „Ich werde 29 Jahre alt. In diesem Alter möchte ich die Zeit unter der Woche nicht mehr im Haus der Athleten verbringen. Die letzten drei Jahre meines privaten Glücks habe ich dem Sport untergeordnet. Jetzt möchte ich mit Paul keine Wochenendbeziehung mehr führen. Aufgrund dieser Umstände werde ich nicht mehr in Berlin trainieren und zusammen mit Paul meine sportlichen Ziele in Halle verfolgen“, hieß es in der Erklärung. Die Beziehung der beiden war im März 2010 öffentlich geworden.

Als Steffen vor einem Monat ihre Karrierefortsetzung bis 2014 erklärte, hatte alles noch nach einer Zukunft mit Warnatzsch geklungen. Unter ihm wurde sie Weltmeisterin und Olympiasiegerin, musste aber zuletzt auch Enttäuschungen verkraften. „Norbert und ich arbeiten seit zehn Jahren sehr intensiv zusammen. Egal wie: Wir werden uns auf gar keinen Fall verloren gehen. Natürlich wünsche ich mir, dass es eine gemeinsame Zukunft gibt.“ Laut Embacher überlässt Warnatzsch für den weiteren Weg wichtige Unterlagen, er wird auch weiter für Ratschläge zur Verfügung stehen.

Die neuerliche Wende dürfte insbesondere dem DSV bitter aufstoßen, der intern schon nach Wegen gesucht hatte, wie und wo Warnatzsch vertraglich eingebunden werden könnte. Neben Warnatzsch war auch Psychologin Friederike Janofske ein Fixpunkt Steffens in Berlin, wo sie ein Haus besitzt. Der dortige Olympiastützpunkt verliert nach dem Warnatzsch-Schützling Tim Wallburger (zu Ex-Bundestrainer Dirk Lange) und Athletensprecherin Dorothea Brandt (nach Essen) nun auch seine prominenteste Schwimmerin.

Mangelnde Kommunikation scheint nicht nur beim Steffen-Wechsel eine der vielen Baustellen des DSV zu sein. Seine Situation sei „erstmal nur bis Ende Dezember geklärt, da der DSV die vertraglich festgelegten Gespräche mit seinen Trainern um Vertragsverhandlungen per Brief abgesagt hat“, kritisierte Embacher, dessen Vertrag wie bei anderen Stützpunkttrainern auch zum Jahresende ausläuft.

Ob bis zum Verbandstag mit Präsidiumsneuwahlen am 9./10. November in Hamburg ein Bundestrainer benannt wird, ist ebenso offen. Sauer stieß vielen Trainern auf, dass sie in der von Präsidentin Christa Thiel benannten Expertenkommission zur Aufarbeitung der erstmals seit 80 Jahren medaillenlosen Olympischen Spiele nicht vertreten sind.

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