Steffen: Erst „geschockt“, dann „erleichtert“

Berlin (dpa) · Britta Steffen atmete mit Blick auf die Anzeigetafel erleichtert durch. In 24,67 Sekunden hatte sich die Doppel-Olympiasiegerin in ihrem letzten Rennen bei den deutschen Meisterschaften in Berlin das Ticket für die WM gesichert.

„Ich hatte mir ein bisschen mehr vorgestellt, aber die Erleichterung ist groß, weil man keine Extra-Wurst braucht, sondern sich normal qualifiziert hat“, sagte die 27-Jährige nach der viertbesten 50-Meter-Zeit des Jahres. Nach „Warten, Warten, Warten“ konnte sie endlich den „ein Häckchen“ unter die nationalen Titelkämpfe machen.

Für die WM in Shanghai, wo die Berlinerin vom 16. bis 31. Juli jetzt ihre beiden Titel verteidigen kann, erhofft sie sich mehr. Gerade über die 100 Meter hatte sie nicht wie erhofft abgeschnitten. „Wenn man die eigenen Erwartungen nicht erfüllt, ist man natürlich erstmal geschockt“, sagte eine bei der Siegerehrung noch gequält lächelnde Steffen, die nach ihrem zweiten nationalen Titel bei den diesjährigen deutschen Meisterschaften froh war. „Ein zweiter Platz hätte für mich einen kleinen Weltuntergang bedeutet.“

Die harte Wartezeit über die Tage von Berlin hatten sich auf Steffen ausgewirkt. Die noch im Vorlauf über 100 Meter gezeigte Souveränität war wie weggeblasen - stattdessen regte sich die 27-Jährige über die mediale Begleitmusik ihrer Beziehung zu Paul Biedermann auf. Unmittelbar vor ihrem Endlauf war ein Film der ZDF-Liveübertragung über das Schwimm-Traumpaar auch auf der Leinwand in der Halle eingespielt worden; inklusive Szenen ihrer öffentlich gezeigten Zuneigung. Steffen konnte das zwar nicht sehen, aber über die Hallenlautsprecher hören - und ließ sich trotz jahrelanger Zusammenarbeit mit einer Psychologin davon beeindrucken.

„Ich war doch ein bisschen fest und dachte mir: Ich will doch einfach nur schwimmen und mich konzentrieren. Mir taten auch die anderen Mädels leid“, gab sie nach dem Rennen gefasst zu Protokoll. „Das war irgendwie wie bei einem Boxkampf, das kenn ich als Schwimmer gar nicht.“ Zuvor hatte sie noch deutlich emotionaler reagiert und ließ sich von Freund Paul vor aller Augen trösten. Am Sonntag konnte der 24-Jährige seine „Britta“ dann kurz nach der selbst geschafften Norm zur Gratulation am Beckenrand in den Arm nehmen.

Auch Steffens Heimtrainer Norbert Warnatzsch lächelte da wieder versöhnlicher, am Vortag war er noch angefressen gewesen. „Dass vorher noch ein Spot aus dem privaten Bereich eingespielt wird, ist total unplatziert“, grummelte das Trainer-Urgestein, gab aber auch zu: „Wir haben gepokert. Die WM ist der absolute Höhepunkt, die DM ein Qualifikationswettbewerb.“

Bei allen Irritationen war aber auch ihm nicht entgangen, dass seine Schülerin im ersten großen Langbahn-Finale seit 22 Monaten ihre bisherige große Stärke - die zweiten 50 Meter - diesmal nicht ausspielen konnte. Das will sie bei den Titelkämpfen in ein paar Wochen in China. „Ich hoffe, dass es Richtung Shanghai besser wird.“

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