Steffen schweigt, Psychologin spricht: Ziel London

Berlin (dpa) · Das Team um Britta Steffen hat einen ersten Grund für die WM-Enttäuschung geliefert - eine weitergehende Erklärung wird in den nächsten Wochen von der Doppel-Olympiasiegerin selbst erwartet.

Für Mitte September ist eine noch nicht näher terminierte Pressekonferenz angekündigt. Steffens Mentaltrainerin gab nun wenigstens einen kleinen Einblick, was ein Jahr vor Olympia bei der entthronten Schwimm-Weltmeisterin in Shanghai nicht glatt lief.

„Britta musste wegen einer langwierigen Viruserkrankung ein Jahr mit dem Training aussetzen. Sie hat nach dieser Pause eine starke Muskulatur aufgebaut, es aber in Shanghai nicht geschafft, die Kraft im Wasser umzusetzen. Sie spürte keinen 'Druck auf der Hand' - wie Britta es formulieren würde. Daran werden wir in den nächsten Wochen arbeiten“, sagte Psychologin Friederike Janofske in einem Interview des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“. „Ich bin da total entspannt. Und Britta ist es mittlerweile auch wieder.“

Vor fünf Wochen war das noch anders: Eine tief enttäuschte Steffen hatte bei der WM im Juli in Shanghai nach Bronze mit der Staffel und dem Vorlauf über 100 Meter Freistil ratlos alle weiteren Wettkämpfe gestrichen und fluchtartig Shanghai verlassen. Die Abreise hatte sie damit erklärt, dass die Zuschauerrolle „unerträglich“ gewesen wäre. Seitdem schweigt die 27-Jährige öffentlich. Für London 2012 will sie einen „neuen Plan“ schmieden. Ein Verzicht auf die Sommerspiele hatte nie zur Debatte gestanden.

Im Trainingslager in Kienbaum gab es im August ein vertrauliches Gespräch mit den Verbandsverantwortlichen, die sich öffentlich nach der WM-Enttäuschung vor ihre Top-Schwimmerin gestellt hatten. Geschmeckt hatte der Abgang Steffens und die Stellungnahme via „Bild am Sonntag“ ihnen aber nicht. Leistungssportdirektor Lutz Buschkow sah die ganze WM-Aktion nicht als „Optimalvariante“.

Den Wirbel um die Aufgabe der ehemaligen „Sportlerin des Jahres“ mitten in den Titelkämpfen kann Janofske nicht verstehen. „Ich empfinde diese Aufregung trotzdem als völlig überzogen und unangebracht“, meinte die 57-Jährige und blickte zuversichtlich in die Zukunft. „Diese Realitätsprüfung hat uns allen gezeigt, worauf wir uns nun konzentrieren müssen. Das Training ist ohnehin auf die Olympischen Spiele ausgerichtet. Bis dahin werden wir alle Faktoren optimiert haben, so dass ihre Kräfte im Wasser wieder richtig freigesetzt werden können.“

Steffen sei „sehr stark“, „stolz auf ihre körperliche Kraft und Energie“ und „voller Selbstbewusstsein“ zur WM gekommen, sagte Janofkse und hob auf die immer wieder hochgepriesenen Trainingsleistungen ab. „In Shanghai zeigte sich jedoch, dass die Reserven für eine Weltmeisterschaft noch nicht ausreichten.“

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