Steffen schwimmt weiter: Geht auf jeden Fall noch was

Berlin (dpa) · Hört sie auf oder schwimmt sie weiter? Diese Frage warf Britta Steffen nach den medaillenlosen Olympischen Spielen in London vor einem Monat selbst auf. Nach einem Ostsee-Urlaub steht fest: Die 28-Jährige macht mindestens bis zur Heim-EM 2014 in Berlin weiter.

Sie konzentriert sich auf die 50 Meter Freistil und hofft dabei weiter auf ihren eigentlich schon zurückgetretenen Heimtrainer Norbert Warnatzsch.

Bei Olympia haben Sie die Fortsetzung der Schwimm-Laufbahn offengelassen und angekündigt, im Urlaub zu überlegen. Wie ist die Entscheidung ausgefallen?

Britta Steffen: „Ich werde weitermachen und mich vorrangig auf die 50 Meter Kraul konzentrieren, weil die recht erfolgreich waren bei den Olympischen Spielen. Die 100 Meter werden noch mitgeschwommen, aber nicht mehr so fokussiert, wie es sonst der Fall war.“

Was sind die Gründe für die Karriere-Fortsetzung?

Britta Steffen: „Ich habe mir im Urlaub die Zeit genommen, die ich brauchte. Ob ich noch die Anziehungskraft verspüre, ins Wasser zu gehen. Ob ich noch mal Lust hätte, mir den Trainingsaufwand "anzutun". Diese Herzensentscheidung habe ich auf jeden Fall klar bejaht. Ich habe am Montag wieder mit dem Training angefangen. Obwohl die erste Einheit mit drei Kilometern schwer war, hat es wahnsinnig Spaß gemacht. Das ist der wichtigste Punkt. Wenn dazu die Gesundheit passt, ist alles in Ordnung. Berlin 2014 war ja eh ein großes Ziel.“

Ist die EM 2014 in der Heimatstadt Berlin der Fixpunkt, oder sind auch die fünften Olympischen Spiele 2016 in Rio ein Ziel?

Britta Steffen: „Es ist auf jeden Fall ein Traum, noch mal an Olympia teilzunehmen. Aber dazu muss absolut die Gesundheit stimmen, und der Spaß und auch der Erfolg. Meine Zeiten haben sich seit der Krankheitspause 2010 verbessert. Ich habe gefühlt, dass ich noch nicht am Ende bin. Es geht auf jeden Fall noch was. Ich habe mich noch nie im Leben auf die 50 Kraul fokussiert. All das gibt mir die Zuversicht, dass noch etwas draufsetzen kann.“

Was sind dann die sportlichen Ziele auf den 50 Metern Freistil?

Britta Steffen: „Ich will meine Zeiten weiter verbessern. 2011 schwamm ich 24,6 Sekunden, 2012 24,3. Im Bereich einer 24 flach ist immer eine Medaille drin, egal ob bei einer WM oder EM. Klar, ich möchte gerne wieder Medaillen gewinnen.“

Gibt es schon einen Plan für die kommenden Monate und 2013?

Britta Steffen: „Ich werde zum allerersten Mal in meinem Leben die komplette Weltcup-Tour im Herbst auf der Kurzbahn mitmachen. Mittlerer Osten, Europa und Asien, acht Stationen in knapp sechs Wochen. Darauf freue ich mich richtig dolle. Bisher hatte ich nach der Langbahn-Saison immer den Fokus auf das Studium gelegt, das ich vor Olympia abgeschlossen habe. Jetzt habe ich die Zeit, mich voll auf meinen Sport zu konzentrieren. Ich werde zudem jeden Wettkampf schwimmen, der sich anbietet und trainingstechnisch passt. Ich freue mich auf die wettkampfintensive Zeit, wieder mehr Routine zu bekommen.“

Sie haben alles erreicht, von Doppel-Gold bei Olympia und WM bis zu den bestehenden Weltrekorden. Seit 2009 lief es auf der Langbahn gegen die Weltelite nach einer Krankheitspause nicht mehr wie zuvor. Warum tun sie sich die Trainingstortur weiter an?

Britta Steffen: „Schwimmen ist eben mein Ding. Solange ich noch richtig Lust und Freude dran habe, sollte man es nicht beenden, wenn man die Möglichkeit, das noch zu machen und auch Lust auf Wettkämpfe hat. So ist es bei mir auch. Ich muss mir in die Augen schauen können, meinem Herzen folgen. Deshalb freue ich mich einfach, dass ich den Weg noch mal weitergehen darf.“

Ihr Trainer Norbert Warnatzsch hatte noch in London seinen Rücktritt angekündigt. Wie stellt sich die Situation nach einem Monat dar?

Britta Steffen: „Das letzte Wort über Norberts Karriereende ist noch nicht gesprochen. Es wird noch Gespräche geben. Nach der Auswertetagung des DSV vom 12. bis 14. September wird herauskommen, wie es weitergeht.“

Wie wichtig wäre eine weitere Zusammenarbeit für Sie ?

Britta Steffen: „Norbert und ich arbeiten seit zehn Jahren sehr intensiv zusammen. Egal wie: Wir werden uns auf gar keinen Fall verloren gehen. Natürlich wünsche ich mir, dass es eine gemeinsame Zukunft gibt.“

Inwieweit war London noch ein Thema in ihrem Urlaub?

Britta Steffen: „Ich habe an der Ostsee viele Bücher gelesen, ein bisschen rumgebadet, bin Fahrrad gefahren, im Museum gewesen. Es war schön, dass der Urlaub in Deutschland war. Ich wurde öfters am Tag erkannt, dann kam London zurück. Die Reaktionen waren durchweg positiv. Viele haben mir auf die Schulter geklopft und gesagt: "Sie haben sich bemüht und ich find' Sie trotzdem toll". Das hat mich bestätigt, dass man authentisch bleiben soll.“

Wie groß ist derzeit die Lust aufs Schwimmen, war sie zwischendurch abhandengekommen?

Britta Steffen: „Nach London war ich froh, dass ich in Urlaub gehen konnte. Die letzten Urlaubstage war ich schon um sieben Uhr wach und wusste nichts mit mir anzufangen, ich war so fit und wollte mich bewegen. Da war mir klar: Ich freu mich, dass ich wieder anfangen kann.“

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