Steuers Glückstränen: „Bin stolz auf mich“

Budapest (dpa) · Auf diesen goldenen Moment musste Christin Steuer lange warten. „Es war immer mein größter Wunsch, mal ganz oben zu stehen und nur für mich die deutsche Hymne zu hören“, bekannte die Wasserspringerin nach ihrem Budapester EM-Goldcoup vom Zehn-Meter-Turm ergriffen.

Was sie nie erwartet hätte: Nur 20 Stunden danach stand sie erneut ganz oben. Diesmal mit ihrer Partnerin Nora Subschinski, mit der sie überlegen das Synchron-Finale vom Turm gewann. „Wenn mir das einer vor eine Woche gesagt hätte, hätte ich gesagt, du träumst“, sagte Steuer. Auch eine fast schlaflose Nacht hatte sie nicht von ihrem zweiten Gold abhalten können.

Bei der ersten Siegerehrung, bei der nur sie ganz oben stand, übermannten die 27-Jährige auch gleich ihre Gefühle. Tränen der Freude, aber auch der Erleichterung und Dankbarkeit flossen. „Ich habe an meinen Freund, meine Familie, meinen Verein und meine Stadt gedacht“, erzählte Steuer. Auch die Siegerehrung mit Subschinski hatte was Besonderes: „Es ist auch schön, da oben mit jemandem zu stehen, den man mag.“

Steuers Erfolgsrezept: Anmut und eine fast perfekte Körperspannung. „Sie hat eine Top-Figur und eine unheimliche Ausstrahlung“, hob Wassersprung-Bundestrainer Lutz Buschkow die Vorzüge seines neuen „Gold-Mädels“ heraus. Vor allem ihre Eleganz bei der Eintauchphase sei das große Plus. „Dabei kann sie hohe Effekte erzielen, die viele Punkte bringen“, erklärte Buschkow.

Dabei war die WM-Dritte von 2007 - ihr bis dato größter internationaler Erfolg - mit dem von ihr ungeliebten zweieinhalbfachen Delphin-Salto gehechtet eher schwach in den Wettkampf gestartet. „Dieser Sprung macht mich schon das ganze Jahr verrückt“, flachste ihr Vereinstrainer Uwe Fischer und ergänzte lachend: „Aber sie ist sehr nervenstark und kann sich unheimlich gut steuern. Deshalb heißt sie ja auch so.“

Den Fokus nur auf sich zu richten und sich nicht von außen verrückt machen zu lassen - eine weitere Stärke der Sportsoldatin des SC Riesa. „Ich schaue nie auf die Anzeigentafel, erst nach meinem letzten Sprung. Daher weiß ich nie, wo ich stehe. Als dann Platz eins aufleuchtete, habe ich es erst gar nicht glauben können“, erzählte die 1,69 Meter große „Grazie“, die bei ihrem Sieg von einem Patzer der entthronten Titelverteidigern Julia Koltunowa profitierte. Auch in der Doppel-Konkurrenz patzten Steuer/Subschinski einmal, was sich aber nicht negativ auswirkte.

Kraft sammelt Steuer zu Hause in Kesselsdorf bei Dresden, wo sie mit ihrem Freund, dem ehemaligen Weltklasse-Springer Heiko Meyer, lebt. Seit zehn Jahren sind sie ein Paar. Wegen ihm zog sie aus ihrer Heimatstadt Berlin nach Sachsen. „Ohne ihn und mein tolles Umfeld wäre das hier nicht möglich gewesen. Ich bin sehr dankbar, aber natürlich auch sehr stolz auf mich selbst.“

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