Team-Küken Lippok unbeschwert zu Staffel-Gold

Budapest (dpa) · Nach Franziska van Almsick und Britta Steffen steht die nächste deutsche Gewinner-Generation bereit: Das erst 16 Jahre alte Team-Küken Silke Lippok ging völlig unbeschwert die Schwimm-EM an.

Gleich zum Auftakt gewann sie als zweite Starterin der 4x100-Meter-Staffel die Goldmedaille mit dem deutschen Quartett und sang voller Inbrunst die deutsche Hymne mit. Im Vorlauf hatte sie das Team bereits von Platz sechs auf eins geführt und souverän die anschließenden Interviews absolviert. „Ich bin jung und mache mir nicht so den Druck“, sagte die Pforzheimerin und blinzelte lächelnd in die Budapester Sonne.

Vergangenen Monat wurde die Schülerin fünfmalige Junioren- Europameisterin. „Ehrlich gesagt, merke ich gar keinen großen Unterschied zu Helsinki“, sagte Lippok, deren Sache Understatement ohnehin nicht ist. „Eine Medaille heute Abend müsste auf jeden Fall drin sein“, erklärte sie - und behielt Recht. „Und wenn man mit der viertbesten Zeit über 200 Meter anreist, dann heißt das ja auch was.“

Nur bei einem Thema wird sie eine Spur verlegen. Das große Lob von Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen ist ihr dann doch etwas unangenehm. „Neben ihr würde ich über 200 Meter alt aussehen“, hatte die 26 Jahre alte Weltrekordlerin über 50 und 100 Meter Freistil gesagt. „Das glaub ich zwar nicht, aber natürlich habe ich mich über ihre Worte gefreut“, sagte Lippok.

Als 14-Jährige holte sie bei den „Großen“ ihren ersten deutschen Meistertitel und brach damals den Altersklassenrekord einer gewissen Franziska van Almsick. Trotz schlechter Trainingsbedingungen bleibt sie in Pforzheim, obwohl das dortige Bad nur 25 Meter statt 50 Meter misst. Die Zusammenarbeit mit dem dortigen Heuß-Gymnasium und ihrem langjährigem Coach Rudi Schulz ist ihr zu wichtig. Bundestrainer Dirk Lange gerät ins Schwärmen, wenn er über Lippok redet. Sie ist eine Schülerin nach seinem Geschmack - und auch die einzige Nachwuchskraft, die den Sprung nach Budapest schaffte.

Vor der Reise nach Ungarn stand im Trainingslager in Heidelberg aber eine Prüfung der besonderen Art an: Die Neulinge wurden nicht wie bisher „getauft“, sondern versteigert. 35 Euro zahlten Markus und Steffen Deibler dafür, dass Silke in Leoparden-Leggins und mit blau- pinken Strähnen in Heidelberg um einen Job bat. Den so eingenommenen einen Euro hat Lippok „noch nicht auf den Kopf gehauen“ - so wie es im „Ländle“ gute Sitte ist.

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