Tote Hose im Tischtennis - Fetzner: Desaster

Dortmund (dpa) · Außer Timo könnt ihr alle gehen“. Der aus dem Fußball bekannte Fan-Protestsong passte zum Abschneiden des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) bei den German Open in der Fußball-Hochburg Dortmund.

Von 32 Aktiven, die bei der „Mini-WM“ in der Westfalenhalle an den Start gingen, war am Samstag nur noch der Weltranglisten-Erste Timo Boll im Rennen. „Das ist ein Desaster“, kommentierte der frühere Doppel-Weltmeister Steffen Fetzner die katastrophale DTTB-Bilanz an historischer Stätte.

Dort, wo vor 22 Jahren das Duo Jörg Roßkopf/Steffen Fetzner mit ihrem von 10 000 Fans umjubelten WM-Sensationssieg einen kurzzeitigen Tischtennis-Boom auslösten, herrschte diesmal tote Hose. Die wenigen Zuschauer sowie die Bundestrainer Jörg Roßkopf (Herren) und Jörg Bitzigeio (Damen) verfolgten fassungslos, wie sich die DTTB-Asse massenweise in der ersten Hauptrunde verabschiedeten. Das war Anti-Werbung für die Team-WM 2012 in Dortmund und machte auch keinen Mut für die nächste Einzel-WM in drei Monaten in Rotterdam.

„Geht nicht so hart mit den deutschen Spielern ins Gericht“, bat Ex-Bundestrainer Richard Prause um Milde. Für den Roßkopf-Vorgänger, der derzeit die Österreicher betreut, sind die deutschen Herren zum Teil überspielt. Die Profis reisen von Turnier zu Turnier und müssen zudem in der Bundesliga und im Europapokal ran. „Manche wissen gar nicht mehr, in welcher Halle sie sich gerade befinden“, meinte Prause.

Zudem ist die Vorbereitung auf die WM im Mai ausgerichtet - die German Open passen da nicht wirklich ins Konzept. Der deutsche Meister Christian Süß, Doppel-Partner von Boll und als gebürtiger Westfale das zweite Zugpferd in Dortmund, zog die Notbremse. Nach Erstrunden-Pleiten in Katar und Dubai sagte er seinen Start in der Westfalenhalle kurzfristig ab - die formschwachen Team-Europameister Dimitrij Ovtcharov, Patrick Baum und Bastian Steger verloren gegen schwächer eingestufte Gegner wichtige Weltranglisten-Punkte.

Auch die DTTB-Damen, die ausnahmslos gegen Asiatinnen antreten mussten, können es besser. Immerhin gewannen sie vor einem Jahr Bronze bei der Team-WM. Für die Weltmeisterschaft im Mai in Rotterdam scheint derzeit aber nur Ausnahmespieler Boll ein Medaillenkandidat zu sein. Die Nummer eins der Weltrangliste hat das Wettkampfprogramm reduziert - er will unbedingt seine erste WM-Einzelmedaille holen.

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