Tränen und Trotz: Volleyballer setzen auf Heim-Turnier

Sofia (dpa) · Max Günthör vergoss bittere Tränen der Enttäuschung, Georg Grozer lag völlig konsterniert auf dem Hallenboden. Doch nach dem ersten Schock über das unglückliche Aus bei der europäischen Qualifikation für Olympia regierte bei den deutschen Volleyballern schon bald trotzige Zuversicht.

„Wir gehen davon aus, dass wir das schaffen. Wir spielen jetzt halt in Berlin, dort werden wir das endgültig fix machen“, versprach Präsident Werner von Moltke vom Deutschen Volleyball-Verband (DVV). In knapp vier Wochen soll der Olympia-Traum im zweiten Anlauf beim Heim-Turnier geschafft werden.

Nur hauchdünn hatte die Auswahl des neuen Bundestrainers Vital Heynen im mit 2:3 verlorenen Endspiel-Krimi gegen Italien das Wunder von Sofia verpasst. Erst wurde im Halbfinale Mitfavorit Bulgarien regelrecht entzaubert, und auch Italien stand gegen das beherzt aufspielende deutsche Team trotz einer 2:0-Satzführung am Rande einer Niederlage. Doch die tolle Aufholjagd wurde nicht belohnt, im entscheidenden fünften Satz hatte der Favorit das bessere Ende für sich. Ausgelassen bejubelten die Italiener den Sprung nach Olympia, die deutschen Männer schlichen mit hängenden Köpfen in die Kabine.

„Die Leute können sagen, den Tiebreak gewinnt der Glücklichere. Ich sage, dass man da das Team sieht, das besser ist. Italien hat absolut verdient gewonnen“, zeigte sich Bundestrainer Heynen als fairer Verlierer - und hatte dennoch Lob für sein Team parat. „Wenn man gegen solch eine Mannschaft knapp mit 2:3 verliert, kann man nicht sagen, das war schlecht.“

Wohl wahr. Wie sich die deutschen Männer, die noch vor wenigen Monaten beim EM-Desaster regelrecht auseinandergefallen waren, in Sofia präsentierten, erstaunte selbst die Verantwortlichen. „Wir haben in Bulgarien gesehen, dass wir alle schlagen können“, sagte DVV-Sportdirektor Günter Hamel. Und auch Kapitän Björn Andrae, auf dessen 31. Geburtstag in der Nacht dennoch angestoßen wurde, war angetan von seiner Mannschaft. „Ich empfinde einen Mix aus Stolz und Enttäuschung. In der kurzen Zeit sind wir zu einer starken Truppe zusammen gewachsen.“

Und die soll es nun beim Heim-Turnier vom 8. bis 10. Juni in Berlin richten. Dort werden Exot Indien, Tschechien und Kuba die Gegner der DVV-Männer im Kampf um den letzten freien Platz bei den Spielen sein. „Wir werden ohne Angst nach Berlin reisen und da das Ticket nach London holen“, sagte Andrae. So sah das auch Präsident von Moltke: „Gestern waren wir alle down. Aber jetzt gehen wir davon aus, dass wir bei Olympia mit einer Mannschaft vertreten sein werden. Das bringt unseren Sport wieder nach vorn.“

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