Trainer-Ärger, Sponsor-Problem: DSV mit Baustellen

Wuppertal (dpa) · Paul Biedermann und Britta Steffen sind die Stars bei den deutschen Kurzbahn-Meisterschaften in der Wuppertaler Schwimmoper - im Rampenlicht steht aber Noch-Bundestrainer Dirk Lange. Ob er auftritt, hängt jedoch von der Verbands-Regie ab. Das Ende ist aber nah.

Für die Schwimmer ist die Kurzbahnsaison nur eine Zwischenstation vor dem großen Ziel Olympia in London. Bei den nationalen Meisterschaften von diesem Donnerstag an in Wuppertal stehen daher anders als sonst Zeiten und Normen weniger im Mittelpunkt, dafür schlagen ungelöste Personalien und verbandsinterne Probleme hohe Wellen. Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) muss derzeit an mehreren Baustellen arbeiten.

DER BUNDESTRAINER: Die „Abstimmungsgespräche“ zwischen Dirk Lange und dem DSV ziehen sich seit Wochen hin, Anwälte feilschen um rechtliche und finanzielle Details einer vorzeitigen Auflösung des bis Ende 2012 laufenden Vertrags. „Für alle Seiten wäre es das Beste, wenn es klare Verhältnisse gibt“, sagte DSV-Leistungssportdirektor Lutz Buschkow. Lange selbst hält sich bedeckt, drängt aber auf eine schnelle Lösung: „Ich warte und hoffe, dass sich der Prozess beschleunigt und an Dynamik gewinnt.“ Sollte es keine zeitnahe Einigung geben, will er ab Freitag am Beckenrand stehen und seinen Aufgaben nachkommen.

TRAINER-KRITIK: Die Deutsche Schwimmtrainer-Vereinigung (DSTV), der beispielsweise auch Britta Steffens Mentor Norbert Warnatzsch angehört, machte ihrem Unmut per Internet Luft. „Die DSTV sieht in der ganzen bisherigen Arbeit und Organisation für den Leistungssport einige gravierende Lücken, die auch bis jetzt nicht in Angriff genommen wurden“, heißt es in einer Erklärung, deren Veröffentlichung vom Verbandsorgan „Swim & More“ abgelehnt wurde. „Wir bekommen im Jahr bestimmt zehn Briefe, die wir nicht veröffentlichen. Die Trainer haben ihre eigene Plattform“, sagte dazu DSV-Präsidentin Christa Thiel. Die Coaches bemängeln, dass der ohnehin geringe Erfahrungsaustausch „sogar eingeschränkt wurde“ und Auswertungen und Analysen der WM „bis heute nicht veröffentlicht“ wurden.

AUSRÜSTER-PROBLEM: Ärger hat der DSV auch mit seinem Hauptausrüster TYR. Die amerikanische Firma geriet mit Zahlungen in Verzug. Diese wurden inzwischen geleistet, problematisch ist noch die Materialfrage: Die Frist des Weltverbandes FINA zur Abnahme der Anzüge für 2012 sei abgelaufen, ohne dass TYR neues Material vorwies, hieß es von Athletenseite. Diese seien jedoch falsch informiert, sagte Europa-Direktor Franck Horter: „Die Anzüge wurden von der FINA bereits abgenommen und werden im Januar 2012 erhältlich sein.“

DIE VERBANDSFINANZEN: Im Dauerclinch mit einigen machtbewussten Landesverbänden musste Präsidentin Thiel zuletzt eine neugefasste Rechtsordnung wieder kassieren, konnte immerhin aber die Erhöhung der Lizenzgebühren um drei Euro durchsetzen. Die Mehreinnahmen fließen in Olympia-Projekte und Rücklagen. Nach finanziell schwierigen Jahren sieht Thiel den Verband konsolidiert: Dieses Jahr gebe es sogar einen Überschuss, 2012 einen ausgeglichenen Haushalt.

DIE STARS UND IHR ZIEL: Olympia 2012 in London ist das große Ziel, auf die Kurzbahn-DM oder -EM in Stettin (8. bis 11. Dezember) wird kaum speziell hintrainiert. Die 28 besten Athleten müssen keine Normzeit erbringen, allein der DM-Titel reicht für das EM-Ticket. Einige Schwimmer würden die EM am liebsten auslassen, nicht so Paul Biedermann und Britta Steffen. Die Doppel-Olympiasiegerin startet nach der verpatzten Langbahn-WM neben ihren Paradestrecken 50 und 100 Meter Freistil auf der Kurzbahn erstmals wieder seit einem Jahrzehnt über die 200 Meter Lagen.

Freund Paul ist über seine Freistil-Weltrekordstrecken Topfavorit. „Ziel ist die Titelverteidigung über die 400 Meter. Den Titel über 200 Freistil möchte ich mir wieder zurückholen“, sagte Biedermann. Im Vorjahr hatte er überraschend gegen Markus Deibler verloren, der diesmal über 400 Meter antritt. Mit zehn Starts ist Marco Di Carli so fleißig wie kein anderer der 850 Sportler. Lokalmatador Christian vom Lehn hat in der Wuppertaler Schwimmoper sein erstes großes Rennen nach der überraschenden Bronzemedaille über 200 Meter Brust.

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