Trainer loben Deibler-Brüder nach WM-Edelmetall

Dubai (dpa) · Hanseatisch-zurückhaltend kommentierten die Schwaben Markus und Steffen Deibler ihre ersten WM-Medaillen - der Schwimm-Bundestrainer war dagegen kaum zu bremsen.

Nach Silber für Markus Deibler über 100 Meter Lagen auf der Kurzbahn sprudelte es aus Coach Dirk Lange in der Wüste Dubais nur so heraus. „Der Junge konnte bislang noch nicht einmal ein Trainingslager durchhalten, er hat extrem viel Potenzial und das, was wir fordern: Mut zum Risiko.“ Der so Gelobte mit dem großen Kämpferherz blieb bescheiden. „Ich hatte mir nicht wirklich eine Einzelmedaille als Ziel gesetzt, davon kann man bei einer WM nicht ausgehen“, sagte Markus Deibler.

Der 20-Jährige und sein drei Jahre älterer Bruder Steffen retteten neben Weltmeister Paul Biedermann die deutsche Bilanz. Das erste WM-Edelmetall des Deibler-Duos soll nur die Initialzündung für die nächste Karriere-Stufe sein. „Wir wollen immer besser werden und die Erfolge auf die Langbahn übertragen“, kündigte Markus mit Blick auf die WM 2011 in Shanghai an.

Die gebürtigen Biberacher studieren, wohnen und trainieren gemeinsam in Hamburg. Zusammen sieben Goldmedaillen bei der EM Ende November in Eindhoven sorgten für Aufsehen, waren aber schwer einzuordnen, da sich viele europäische Favoriten für die WM schonten. Und das Championat von Dubai begann für Steffen Deibler so wie einige andere Meisterschaften zuvor: mit einer herben Enttäuschung. Als Weltjahresbester schied er im Vorlauf über 100 Meter Schmetterling aus. 80 Kurzbahn-Rennen hatte er in den drei Monaten zuvor bestritten und war dabei jeweils auf dem Podest gewesen.

Erneut schien er seinem Ruf gerecht zu werden, bei den ganz wichtigen Wettkämpfen seine Leistung nicht abrufen zu können. Für den Bundestrainer waren die Plätze vier (50 Meter Freistil) und drei (50 Meter Schmetterling) daher fast Gold wert. „Es ist schwierig, nach so einem Start die Kurve zu kriegen. Vielleicht war das der Durchbruch“, sagte Lange. „Er hat sich selber aus dem Sumpf herausgezogen, das schaffen nicht viele. Sprinter sind sehr sensibel.“

Äußerst hart gegen sich selbst ist hingegen Markus. Nach einer Mandeloperation mit anschließenden Komplikationen zu Jahresbeginn musste er mehrere Wochen mit dem Training aussetzen - diese Grundlagen fehlen ihm bis heute. Die Folge: Der Student kollabierte regelmäßig nach seinen Rennen. „Ich habe noch nie einen Sportler erlebt, der sich so verausgaben kann“, sagt Heimtrainerin Petra Wolfram.

Markus schwimmt meist volle Pulle und vorne weg. Mit dieser Taktik überraschte er sogar Weltrekordler Paul Biedermann und schnappte sich Mitte November in Wuppertal so den deutschen Meistertitel über 200 Meter Freistil. Nach seinem deutschen Rekord über die 100 Meter Lagen schien Markus Deibler, der noch im Sommer mehr ohnmächtig als bei Bewusstsein seine Rennen fast nie kommentieren konnte, kaum aus der Puste. „Es war schon mal schlimmer. Bei 100 Metern bin ich nicht so kaputt, es gibt härtere Strecken“, sagte er grinsend.

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