Trainer Roßkopf: Packe keine Medizinbälle aus

Rotterdam (dpa) · Der Übergang vom früheren Weltklassespieler zum Tischtennis-Bundestrainer ist Jörg Roßkopf prima gelungen. Die Bilanz des 42-jährigen Ex-Europameisters bei seiner ersten WM als verantwortlicher Coach fällt positiv aus.

Fünf Deutsche in der dritten Runde, drei im Achtelfinale und Ausnahmekönner Timo Boll als einziger Europäer am vorletzten Tag in Rotterdam noch im Rennen: Die Herren des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) haben unter Roßkopfs Regie ihren zweiten Platz hinter der Supermacht China gefestigt.

„Das überrascht mich nicht. Es war ein fließender Übergang. Jörg ist kein Novize, sondern ein Kenner mit großer Erfahrung. Er macht einen Super-Job“, sagte sein Vorgänger Richard Prause am Samstag. Der führte das DTTB-Team zu drei EM-Titeln und Olympia-Silber 2008, ehe er im August 2010 den Stab an seinen damaligen Assistenten Roßkopf weiterreichte. „Beide Trainer haben eine ähnliche Philosophie. Da gibt es nur kleine Unterschiede“, erklärte der Weltranglisten-Zweite Boll, der einige Jahre mit Roßkopf für TTV Gönnern in der Bundesliga spielte.

Seit seinem Amtsantritt als Bundestrainer gilt „Rossi“ als „harter Hund“ in der Szene. „Die Trainingsintensität hat sich erhöht“, sagte Nationalspieler Christian Süß. Dem früheren Doppel-Weltmeister gefällt dieses Image. „Es gibt keinen Spieler, der gut geworden ist, ohne harte Arbeit“, argumentierte Roßkopf. Den Vergleich mit Felix Magath lehnte er aber ab. „Ich werde keine Medizinbälle auspacken“, versicherte der Olympia-Dritte von 1996. Und fügte mit einem Schmunzeln hinzu: „Seine Abfindungen hätte ich ganz gerne.“

Von einer Entlassung kann beim Tischtennis-Coach aber keine Rede sein. Roßkopf hat einen Vertrag bis 2012. Nach den Olympischen Spielen in London will er entscheiden, wie es weitergeht. Bis dahin möchte er die DTTB-Herren näher an die Chinesen heranführen. Auch mit Hilfe von „chinesischen Methoden“. So setzte er vor der WM ein internes Qualifikationsturnier um den letzten Platz im DTTB-Team an. Eine Maßnahme, die die Nationalspieler bisher nicht kannten.

„Wir müssen von den Chinesen lernen, die gehen im Spiel maximales Risiko“, sagte Roßkopf. Er will seine Ziele durchsetzen, auch wenn das nicht immer einfach ist. „Als Chef muss ich auch manchmal unangenehme Entscheidungen treffen“, berichtete „Mr. Tischtennis“, der mit seinem neuen Job ganz zufrieden ist: „So hatte ich es mir vorgestellt.“

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