Traumfinale perfekt: Boll-Team fordert China heraus

Dortmund (dpa) · Das Traumfinale in Dortmund ist perfekt. Timo Boll und seine Kollegen fordern bei der Tischtennis-Weltmeisterschaft den favorisierten Titelverteidiger China heraus. „Das haben wir uns so gewünscht“, sagte Top-Star Boll nach dem sicheren 3:1 der DTTB-Herren im Halbfinale gegen Japan.

Auch die Chinesen zeigten sich vor dem mit großer Spannung erwarteten Showdown am Sonntag in der Westfalenhalle in prima Verfassung. Der 17-malige Rekordchampion fertigte am Abend Südkorea mit 3:0 ab.

Dennoch wollen Trainer Jörg Roßkopf und sein Super-Team an diesem Sonntag nach drei vergeblichen Versuchen 1969, 2004 und 2010 im vierten Anlauf den ersten Mannschafts-Titel holen und die Chinesen vom Thron stoßen. „Wir sind heiß“, sagte der WM-Dritte Boll. „Die komplette Mannschaft muss über sich hinauswachsen“, forderte Roßkopf vor der Wiederholung des WM-Endspiels 2010 in Moskau. Vor zwei Jahren unterlag der Europameister den Asiaten mit 1:3.

Auch bei den Damen erreichten erneut die beiden Finalisten von 2010 das Endspiel. China will sich im letzten Turnierspiel (16 Uhr) für die bittere Pleite gegen Weltmeister Singapur revanchieren. Die Damen des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) verloren einen Tag nach dem 2:3-Drama im Viertelfinale gegen Singapur ihr Platzierungsspiel gegen Japan mit 0:3. Gegen Polen ist am Sonntag (09.30) maximal Platz sieben für den WM-Dritten von Moskau möglich. „Zahlenmäßig ist das ein Rückschritt, die Leistungen sind aber besser geworden“, sagte DTTB-Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig.

Das spielerische Potenzial der DTTB-Herren räumt den Gastgebern diesmal nicht nur eine Außenseiterchance im Endspiel ein. Die großartige Stimmung in der Halle erinnert zudem an den „Geist von Dortmund 1989“, als das Doppel Jörg Roßkopf/Steffen Fetzner sensationell WM-Gold gewann. DTTB-Ehrenpräsident Hans Wilhelm Gäb, der seinen 76. Geburtstag am Samstag in der Halle feierte, hatte sich die Finalteilnahme und „ein knappes 3:2“ gegen Japan als Geschenk gewünscht. Boll und Co. machten es etwas klarer, mussten sich aber erstmals richtig strecken.

Bereits vor der Neuauflage des Olympia-Halbfinales von Peking 2008 hatten die deutschen Profis gewarnt. „Japan hat zwei Linkshänder. Das ist sehr unangenehm, also wird es ein heißes und schweres Spiel“, sagte Ovtcharov. Der Europa-Top-12-Sieger spielte wie in den vergangenen Tagen die Rolle des Abräumers. Mit seinem Drei-Satz-Sieg über Japans Spitzenspieler Jun Mizutani wies „Dima“ gleich im Auftakteinzel seinen Kollegen den Weg.

Der hart erkämpfte 11:7, 15:13, 13:11-Erfolg versetzte die 11 000 Zuschauer in Hochstimmung und schockte die Japaner. „Das ist hier eine Wahnsinns-Kulisse. Ohne Euch hätte ich es nicht geschafft, Mizutani erstmals auf internationaler Ebene zu besiegen“, sagte der 23-jährige Ovtcharov. Der in der Weltrangliste zwei Plätze besser eingestufte Mizutani hatte zuvor noch kein Einzel in Dortmund verloren und galt als „Bank“ für die Söhne Nippons.

Anschließend sparte der Weltranglisten-Sechste Boll bei seinem 3:0-Erfolg gegen Japans Talent Koki Niwa Kräfte. Beide hatten zuvor noch nie gegeneinander gespielt. „Ich habe ihn mir vorsichtshalber angeschaut. Ich glaube, er hat eine große Zukunft“, urteilte der höfliche Boll über seinen chancenlosen Gegner. Der EM-Zweite Patrick Baum (Düsseldorf) verlor zwar gegen Seiya Kishikawa das erste Einzel eines deutschen Spielers in Dortmund. Der formstarke WM-Dritte Boll machte aber mit seinem zweiten Sieg gegen Mizutani den Sack zu.

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