Triathlet Justus macht auf sich aufmerksam

Hamburg (dpa) · Steffen Justus stand auf dem Siegerpodium auf dem Rathausmarkt in Hamburg und genoss sichtlich den Jubel der Zuschauer.

Mit seinem dritten Platz beim Triathlon-WM-Rennen an der Alster hatte der 30-Jährige zwei Wochen vor dem Medaillenkampf bei den Olympischen Spielen in London noch einmal auf sich aufmerksam gemacht. Auch die anderen beiden London-Fahrer Maik Petzold und Jan Frodeno überzeugten beim letzten Test über die Sprintdistanz mit den Rängen fünf und zehn. Im Mittelpunkt stand aber Justus.

„Das gibt natürlich Selbstvertrauen“, meinte er nach den 750 Metern Schwimmen, 20 Kilometern Radfahren und fünf Kilometern Laufen. „Besonders dass ich mein großes Ziel, ein gutes Schwimmen zu absolvieren, vollkommen erreicht habe.“ Das sei für London „ein Schub, auf dem ich aufbauen kann in den nächsten 14 Tagen“. Dass der Südafrikaner Richard Murray und der Spanier Javier Gomez schneller waren, tat seiner guten Laune keinen Abbruch.

In der Sportschule Kienbaum will er sich in den kommenden Tagen gemeinsam mit Petzold und Frodeno den letzten Schliff holen. Justus gilt als derjenige im deutschen Team, der im Hyde Park am 7. August über die doppelt so lange Distanz den britischen Favoriten Alistair und Jonathan Brownlee am ehesten Paroli bieten kann.

Und dennoch erhält ein anderer im deutschen Team mehr mediale Aufmerksamkeit: Olympiasieger Jan Frodeno. Der Saarbrücker steht seit seinem Gold-Coup 2008 in Peking wie kein anderer für Triathlon in Deutschland. Selbst Frodenos Kampf gegen seine verletzte linke Wade und um die Olympia-Reise interessierte in diesem Jahr mehr als die sportlichen Leistungen von Justus.

Immerhin setzte der gebürtige Jenaer mit seinem Sieg zum Auftakt der WM-Serie im April in Sydney ein Ausrufezeichen. 2010 überraschte er schon als Gesamtzweiter der WM-Serie, 2011 qualifizierte er sich als erster Deutscher für Olympia.

„Sein Wille im Training, seine Fokussierung, seine Stabilität“, nennt Wolfgang Thiel, Sportdirektor der Deutschen Triathlon Union (DTU), als Justus' Qualitäten. „Und vor allem seine Laufstärke.“ Das Lauf-Talent hat Schmatzel oder Schmertzel, wie er von Freunden und Bekannten genannt wird, vom Vater geerbt. Klaus-Peter Justus war 1972 Olympia-Teilnehmer in München, 1974 Europameister über 1500 Meter - und der erste Trainer seines Sohnes.

„Als ich in London letztes Jahr die Qualifikation geschafft habe, war mein Dad auch vor Ort, und es war ein tolles Gefühl zu sehen, wie stolz er auf mich war“, sagt Justus jr. „Für mich war es immer das große Ziel, ihm nachzueifern und auch mal bei Olympia dabei zu sein. So haben wir jetzt etwas Einmaliges gemeinsam und es bringt uns noch mehr zusammen.“ Auch am 7. August werden sein Vater und seine Mutter im Hyde Park dabei sein. Dann hoffen sie, dass ihr Sohn endgültig die Aufmerksamkeit bekommt, die er verdient.

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