Triathletin Haug erstmals auf WM-Podium

Yokohama (dpa) · Anne Haug hat in Yokohama den ersten Sieg einer deutschen Triathletin in einem Rennen der WM-Serie nur knapp verpasst und wurde Zweite. Spätestens mit diesem Ergebnis ist sie in der erweiterten Weltspitze angekommen und kann im WM-Finale auf eine Medaille hoffen.

Die Gepflogenheiten bei Siegerzeremonien waren für Anne Haug bei ihrer Premiere auf einem WM-Podest ungewohnt. Bei der Sektdusche nach dem WM-Rennen in Yokohama bekam sie am Samstag von ihren Triathlon-Konkurrentinnen Lisa Norden und Maaike Caelers eine volle Ladung des prickelnden Getränks ins Gesicht. Kurz brannten ihr die Augen, und ihr Gesichtsausdruck passte so gar nicht zu der Freude über den zweiten Platz. „Es war ein fast perfektes Rennen für mich, und endlich hat es auch geklappt, das Podium zu erreichen. Ich bin überglücklich“, sagte die Münchnerin.

Fast hätte es sogar zu mehr gereicht. Nur wenige Zentimeter fehlten der 29-Jährigen zum ersten Sieg einer deutschen Triathletin bei einem WM-Rennen seit Einführung der World Championship Series (WCS) 2009. Nach 1,5 Kilometern Schwimmen, 40 Kilometern Radfahren und zehn Kilometern Laufen entschied erst das Zielfoto zugunsten ihrer Trainingskollegin und Olympia-Zweiten Lisa Norden aus Schweden. Beide waren zeitgleich nach 1:59:07 Stunden ins Ziel gestürzt. Dritte wurde die Niederländerin Caelers.

Der verpasste Sieg störte die Olympia-Elfte Haug nicht. Nach drei vierten Plätzen in diesem Jahr hatte sie den nächsten Schritt geschafft: „Dieses Resultat ist ein weiterer Durchbruch.“ Vor dem achten und letzten Rennen in drei Wochen in Auckland hat sie als Gesamt-Fünfte gute Chancen, als erste Deutsche auch eine WM-Medaille zu holen. An die führenden Erin Densham aus Australien und Lisa Norden kommt sie nicht mehr heran, doch Platz drei ist drin. „Das ist eine Supersache für sie und die DTU“, meine Wolfgang Thiel, Sportdirektor der Deutschen Triathlon Union.

Anne Haug ist die einzige deutsche Triathletin, die derzeit das Potenzial für vordere Plätze hat. Das zeigte sich auch in Japan. Die Freiburgerin Svenja Bazlen wurde bei ihrem ersten WM-Start seit Olympia 19., Ricarda Lisk (Waiblingen) 28. Die viermalige Olympia-Teilnehmerin Anja Dittmer (Saarbrücken) gab auf.

Die 1,64 Meter große Haug hat sich das Prädikat „Weltklasse“ hart erarbeitet. „Mir wurde nie etwas in dem Sport geschenkt“, sagt sie. Ihre Schwäche ist das Schwimmen. Wie in Yokohama kommt sie meist weit hinter der Spitze aus dem Wasser. Auf dem Rad und beim Laufen zählt sie dagegen zu den Besten. Um ihr Schwimmen zu verbessern schloss sich die Diplom-Sportwissenschaftlerin im Herbst 2011 der internationalen Gruppe des australischen Spezialisten Darren Smith an - alles selbst finanziert. Nun zahlt sich der Aufwand allmählich aus.

Die beiden deutschen Männer hatten in Yokohama nichts mit der Entscheidung zu tun. Franz Löschke aus Potsdam wurde 16., der Saarbrücker Gregor Buchholz 30. Den Sieg sicherte sich der Portugiese Joao Silva vor dem Olympia-Zweiten Javier Gomez (Spanien).

Viele Spitzenathleten hatten auf die Reise in die Hafenstadt, die etwa 300 Kilometer vom Ort der Atomkatastrophe in Fukushima im März 2011 entfernt liegt, verzichtet. So fehlten der britische Olympiasieger und Weltmeister Alistair Brownlee und sein Bruder Jonathan, der die Gesamtwertung anführt. Auch die deutschen Olympia-Teilnehmer Jan Frodeno, Steffen Justus und Maik Petzold waren nicht am Start.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort