TT-WM: Ein Glückslos und viele Ungereimtheiten

Moskau (dpa) · Von einem Glückslos wollte keiner sprechen, doch Pech sieht anders aus. Timo Boll und seine Tischtennis-Kollegen gehen bei der Team-WM in Moskau dem großen Favoriten China bis zu einem möglichen Traumfinale aus dem Weg.

Der belgische Turnierdirektor Didier Leroy zog als „Glücksfee“ China und Deutschland in unterschiedliche Hälften. Das war nicht immer so. Bei der Heim-WM 2006 in Bremen, als Boll zuletzt um eine Team-Medaille spielte, stellten sich die Chinesen dem DTTB-Team bereits im Halbfinale in den Weg.

„Natürlich versucht man bei einem K.o.-System, China so lange wie möglich zu vermeiden“, sagte DTTB-Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig und lächelte dabei. Auch die Spieler, die als ungeschlagener Gruppensieger einen Ruhetag mit Training absolvierten, hatten auf diese Konstellation gehofft. Sie können nun mit zwei Siegen im Viertelfinale und Halbfinale eine Neuauflage des Olympia-Endspiels von 2008 in Peking erzwingen, als der Europameister glatt mit 0:3 China unterlag.

Als Stolperstein auf dem Weg ins Endspiel kommt vor allem Südkorea in Betracht. Gerade der Weltranglisten-Dritte Boll, der in Moskau noch seine Bestform sucht, hat mit Südkoreanern bei großen Turnieren schlechte Erfahrungen gemacht. „Ich habe bisher viele knappe Sätze verloren, und mir unterlaufen einfache Fehler“, berichtete der 29- jährige Linkshänder über seine Probleme.

Anderen Top-Spielern geht es ähnlich, selbst die Chinesen haben ihre Partien bisher ohne großen Glanz gewonnen. Viele Bälle verspringen, ohne dass es dafür eine Erklärung gibt. „Das WM-Niveau ist insgesamt nicht so hoch“, analysierte Bundestrainer Richard Prause und sprach von „großen Ungereimtheiten“ rund um das Turnier.

Der Coach kritisierte nicht nur die mangelhafte Verpflegung und Unterkunft im Hotel Kosmos. „Der WM-Zeitplan ist für alle Top-Spieler eine Zumutung“, sagte Prause. Auch die triste Kulisse in der 35 000 Zuschauer fassenden Halle, die durch Zwischentribünen unterteilt ist, sei nicht leistungsfördernd. „In solch riesigen Hallen geht alles etwas langsamer“, erklärte der Coach.

Auch er hatte schon mal als „Glücksfee“ amtiert, wollte aber diesmal keine Hand an den Lostopf legen. Das Ergebnis erfüllte alle seine Wünsche: „Wir wollen möglichst lange dabei sein und am Ende auf China treffen.“

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