Turn-Stars mit Sorgen: Mehrkampf-Titel vakant

Berlin (dpa) · Fabian Hambüchen plagt die überlastete Achillessehne, Matthias Fahrig quält ein vereiterter Zahn: Beide deutsche Top-Turner gehen mit argen Handicaps in den nationalen Titelkampf.

Hambüchen meidet fünf Wochen vor den Weltmeisterschaften in Rotterdam jedes Risiko und lässt die Geräte Sprung sowie Boden aus. Er verzichtet damit wegen seiner akuten Fußprobleme auf die Chance, in Berlin zum sechsten Mal in Serie den nationalen Mehrkampf-Titel zu gewinnen.

Fahrig hingegen wird sich dem Sechskampf stellen, obwohl ihm in der vorigen Woche ein Zahnkanal aufgebohrt wurde und er wegen Schmerzen tagelang nicht voll trainieren konnte. „Wer zur WM will, muss den Mehrkampf turnen. Da habe ich keine Wahl“, erklärte er kämpferisch. Und das, obwohl ihn zudem eine Kapselverletzung im linken Mittelfinger und eine Knochenabsplitterung am rechten Fuß plagen. In Birmingham war der 24-Jährige mit zwei EM-Titeln und einmal Silber erstmals erfolgreicher als sein großer Rivale Hambüchen. Jetzt brennt er darauf, dies in Rotterdam zu bestätigen.

„Die letzten Tage waren nicht leicht für Matthias, seine körperliche Fitness hat nach der Zahn-Operation gelitten. Deshalb wird er bei der Meisterschaft sein Programm leicht reduzieren“, kündigte sein Trainer Uwe Ronneburg an. „Aber sein Anspruchsniveau ist weiter sehr hoch“, sagte der Coach zuversichtlich. Auf die Deutschland-Premiere des von seinem Schützling kreierten superschweren Flugelements, den „Fahrig“, wird das Berliner Publikum somit wahrscheinlich vergeblich warten.

Beim Sprung will Fahrig nach drei Jahren, in denen jeweils Hambüchen dominierte, endlich wieder den Titel nach Halle holen. Und auch am Boden peilt der Halbkubaner als Europameister seinen ersten nationalen Titel an. Auch ohne den „Fahrig“ will er einen Ausgangswert von 6,7 anbieten. Gefahr droht ihm aber von Vize-Europameister Marcel Nguyen aus Unterhaching, der wie Philipp Boy aus Cottbus auch auf den vakanten Mehrkampf-Thron möchte.

Größtes Gesprächsthema in der Woche vor dem Titelkampf waren in Turnerkreisen die veröffentlichen Auszüge von Hambüchens Autobiografie mit intimen Details seines Liebeslebens. „Ich weiß nicht, ob einer mit 22 anderen sein Leben erzählen muss“, lästerte Fahrig in der „Mitteldeutschen Zeitung“. Und dies „obwohl er noch nicht einmal das erreicht hat, was er eigentlich will“, meinte Fahrig in Anspielung auf den in Peking verpassten Olympiasieg. Über die Internet-Plauderplattform „Facebook“ postete der Hallenser zu den Sex-Details nur: „Dazu fällt mir nichts mehr ein.“

Die Titelkämpfe in der Max-Schmeling-Halle, zu denen 4000 Zuschauer erwartet werden, dürften zeigen, ob Fabian Hambüchen noch so ausgebrannt wirkt, wie er es bei der EM in Birmingham selbst bestätigte. „Fabian hatte in der Vergangenheit so wahnsinnig viele Wettkämpfe. Das war sicher nicht gut. Und das will ich für mich nicht“, sagte Fahrig, der zu Hambüchen nach eigener Aussage ein gutes sportliches Verhältnis pflegt.

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