Turn- Trio will Medaillen - Boy mit Rückenwind

Tokio (dpa) · Beim krönenden Abschluss der Turn-WM hat der DTB in den Reck-Rivalen Fabian Hambüchen und Philipp Boy sowie Oksana Chusovitina im Sprung drei heiße Eisen im Feuer. Vor dem Showdown am Wochenende sorgte eine Meldung über erhöhte Strahlenwerte für kurze Aufregung.

Boy geht nun mit dem riesigen Rückenwind der Silbermedaille im Mehrkampf an das Königsgerät. „Jetzt kann ich ganz relaxed angreifen. Ich werde alles reinpacken und volles Risiko gehen mit Ausgang 7,6 oder 7,7“, kündigte Boy nach dem Mehrkampf an.

Wie schon im vergangenen Jahr bei EM und WM duellieren sich die beiden deutschen Leitwölfe am Sonntag im Finale. In Birmingham landeten beide punktgleich auf Platz drei. In Rotterdam hatte Fabian Hambüchen um einen Wimpernschlag die Nase vorn, gewann WM-Bronze vor Boy, der mit dem undankbaren vierten Platz zufrieden sein musste.

Doch keiner der beiden Widersacher vergisst den Blick auf die starke Konkurrenz. „Das ist ein Hammer-Finale, bei dem man nur vorn ankommen kann, wenn alles passt“, meinte Hambüchen mit Blick auf Chinas Asse wie Titelverteidiger Zhang Chenglong und Olympiasieger Zou Kai oder Japans starkes Duo mit Kohei Uchimura und Yusuke Tanaka.

Ähnlich sieht das Philipp Boy, der bisher einige Stabilitätsprobleme mit seiner schwierigen Übung hatte, im Mehrkampf-Finale am Freitag aber unter riesigem Druck seine beste Leistung in Tokio ablieferte. Souverän wirkte bisher auch Hambüchen, der seit seinem Comeback seine Übung mit Schwierigkeit 7,5 schon häufig in bester Qualität vortrug.

Am Samstag hat Oksana Chusovitina die große Chance auf ihre zweite WM-Medaille im Sprung, seit die das schwarz-rot-goldene Trikot trägt. Nachdem sie gleich bei ihrer WM-Premiere für Deutschland in Aarhus 2006 mit WM-Bronze überzeugte, greift die Turn-Oma nach drei Operationen noch einmal voll an. „In den vergangenen Monaten habe ich mich manchmal gefragt, was ist los mit Dir? Das schwirrte schon mal durch den Kopf: Kannst Du gar nicht mehr springen?“, gab sie zu.

Doch jetzt hat sie die Talsohle durchschritten und überlegt schon, wie sie ihren beiden Sprünge - trotz ihrer 36 Jahre - mit Blick auf Olympia in London noch schwieriger gestaltet. Voll konzentriert nutzte sie das Training, um es am Samstag der 20 Jahre jüngeren Konkurrenz noch einmal zu zeigen.

Da ließ auch sie sich von erhöhten radioaktiven Strahlenwerten in einem Stadtteil Tokios nicht irritieren. Zur Beruhigung trug bei, dass die deutsche Botschaft alle Bedenken gleich wieder zerstreute.

„Es ist unverantwortlich, was da in einigen Medien für eine Angst geschürt wird“, sagte Florentin Lange, der Strahlenschutz-Beauftragte der deutschen Botschaft, und gab Entwarnung. „Einen Zusammenhang zwischen der Reaktorkatastrophe in Fukushina und den im Stadtteil Setagaya gemessenen Strahlenwerten kann man ausschließen“, erklärte er. Die Werte von 3,35 Mikrosievert pro Stunde stammten aus Medizinabfällen und seien ein „rein lokales Phänomen“, sagte Lange. Es gebe keinen Grund, sich Sorgen zu machen.

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