Unendliche Geschichte: Lob für stolzes Boll-Team

Danzig (dpa) · Der Siegersekt schmeckte so süß wie Danziger Goldwasser - da mussten sich Timo Boll und die anderen Gold-Jungen extrem zurückhalten. Ein kurzes Nippen am Glas, mehr war für die erfolgreichen Tischtennis-Herren beim Empfang im Mannschaftshotel nicht drin.

Das 3:0 gegen Schweden und der fünfte EM-Titel haben den Medaillenhunger in Danzig nicht gestillt - der nunmehr 14-malige Rekord-Europameister Boll und Dimitrij Ovtcharov wollen auch im Einzel aufs Treppchen. Beide haben auf das Doppel verzichtet.

„Natürlich hat der Team-Wettbewerb Kraft gekostet. Ich verspüre etwas Muskelkater. Jetzt kommt es darauf an, sich zu quälen“, sagte Boll. „Ich bin topfit und topmotiviert. Bisher habe ich im EM-Einzel erst eine Bronzemedaille geholt“, erklärte Ovtcharov. Das klang nach einer internen Kampfansage. Die beiden besten deutschen Profis könnten im EM-Halbfinale aufeinandertreffen. Im Mannschafts-Endspiel sorgten sie für eine 2:0-Führung, die der EM-Zweite Patrick Baum zum ersten Finalsieg über den Rekord-Europameister aus Schweden verwandelte.

„Dem Druck standzuhalten, das ist ein gutes Gefühl“, meinte Boll. „Die Konstellation hat sich umgedreht. Früher haben wir die übermächtigen Schweden gejagt, jetzt sind wir die Gejagten“, sagte Ex-Weltmeister Steffen Fetzner. Der Doppel-Partner des heutigen Bundestrainers Jörg Roßkopf gratulierte vor Ort, andere wie DTTB-Ehrenpräsident Hans Wilhelm Gäb oder Ex-Trainer Istvan Korpa schickten eine SMS. „Die unendliche Geschichte geht weiter“, schrieb Korpa, unter dessen Regie Boll 2002 erstmals Europameister geworden war.

Vor neun Jahren hatten die Schweden im Team-Finale die Nase noch vorn, damals wie heute mit dem inzwischen 45 Jahre alten Jörgen Persson. Der Weltmeister von 1991 lieferte Boll einen tollen Kampf. „Er hat verdammt gut gespielt“, lobte Deutschlands Top-Star den „alten Schweden“. DTTB-Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig zog den Hut vor Persson und dem eigenen Team: „Jörgen hat Timo alles abverlangt. Wir sind spielerisch, taktisch und mental auf einem guten Stand.“

Sichtlich stolz registrierte Jörg Roßkopf den Erfolg, der auch ein Motivationsschub für die Team-WM 2012 in Dortmund und Olympia in London war. „Meine Mannschaft hat sehr stark, sehr dominant gespielt“, erklärte der Bundestrainer. Zumindest bis 2013 bleiben „Europas Chinesen“ auf dem EM-Thron, erst dann findet die nächste Team-EM statt. „Irgendwann wird unsere Serie reißen, aber ich hoffe, dass das noch lange dauert“, sagte Roßkopf.

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