Verblüffendes Comeback: Hacker zurück auf Kurs

Bled (dpa) · Starker Auftritt, kesse Sprüche - Marcel Hacker war wieder ganz der Alte. Der Sieg im Vorlauf der Ruder-WM auf dem Bleder See befreite ihn von der Anspannung vergangener Tage.

Mit breitem Grinsen kommentierte der deutsche Einer-Meister sein verblüffendes Comeback, keine Spur vom kraftraubenden Rennen kurz zuvor gegen den Olympia-Vierten Tim Maeyens (Belgien). „Der Arzt hat mich gefragt, wann das nächste Event ist. Ich habe ihm gesagt, in sechs Wochen - mach heile“, scherzte Hacker in Anspielung auf seine Bandscheiben-Operation Mitte Juli.

Von einer optimalen Vorbereitung auf die WM in Slowenien konnte wahrlich nicht die Rede sein. Der lädierte Rücken zwang beim Weltcup-Finale von Luzern zum Startverzicht. Urplötzlich rückte die avisierte vierte Olympiateilnahme in weite Ferne. Erst als der behandelnde Arzt schnelle Beschwerdefreiheit schon kurz nach der Operation in Aussicht stellte, kehrte die Hoffnung auf London 2012 zurück. Ohne zu zögern, stimmte Hacker dem Eingriff zu: „Erst vor kurzem habe ich das Krankenhaus verlassen, dafür ist es im Vorlauf gut gelaufen. Gut, dass Kopf und Körper mal wieder gefordert wurden.“

Einer der staunenden Beobachter am Ufer des idyllischen Sees in Slowenien war Hartmut Buschbacher. Der lockere Einzug von Hacker in das Viertelfinale am Mittwoch überraschte auch den DRV-Cheftrainer. Dessen Wagnis, trotz aller gesundheitlichen Probleme weiter auf den Weltmeister von 2002 zu setzen, scheint sich auszuzahlen. Buschbacher wirkte ähnlich erleichtert wie Hacker: „Wenn man seit 30 Jahren Trainer ist, hat man schon viel erlebt. Deshalb habe ich zu keinem Zeitpunkt daran gedacht, auf Marcel zu verzichten.“

Um das Risiko zu minimieren, erstellte Buschbacher in Zusammenarbeit mit den Ärzten, Physiotherapeuten und Disziplintrainern ein strenges Anforderungsprofil für den Problemfall. Diverse Male musste sich Hacker im Trainingslager von Ratzeburg mit den nationalen Einer-Konkurrenten Mathias Rocher (Magdeburg) und Hubert Trzybinski (Berlin) duellieren.

Schließlich kämpfen die Ruderer in Bled nicht nur um WM-Medaillen, sondern auch um die Olympiateilnahme. Angesichts der guten Trainingsleistungen und des Vorlaufsieges erscheint es allen Beteiligten nun realistisch, dass Hacker den für das London-Ticket nötigen elften WM-Platz schafft. Noch optimistischeren Prognosen kann er jedoch wenig abgewinnen. Auf Fragen nach einem möglichen WM-Podestplatz antwortete der 34 Jahre alte Routinier mit einem Kopfschütteln: „Wir sollten nun alle erst einmal kleine Brötchen backen.“

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