Vier Titel für Lochte: Bestzeiten statt Burger

Shanghai (dpa) · Auf der WM-Kurzbahn brach Ryan Lochte im Dezember den Rekordbann, jetzt schlug er auch im 50-Meter-Becken mit Weltrekord an. Der Mode-Freak tritt bei in Shanghai aus dem Schatten von Michael Phelps. Und den Rekord-Olympiasieger spornen die Niederlagen für London an.

Die geliebten Hamburger bei den Olympischen Spielen in Peking sind für Ryan Lochte längst Vergangenheit . „Ich hab' gefragt, was er meint mit gesünder essen. Er hat gesagt, er geht nicht mehr jeden Tag Fast Food essen. Das war schon interessant“, schilderte ein lachender Paul Biedermann eine Begegnung mit Lochte während der WM-Tage von Shanghai. Viele kleine Dinge habe Ryan verändert, lobte US-Superstar Michael Phelps nach zwei Niederlagen den Teamkollegen. Und all diese „kleinen Dinge“ geben eben den Ausschlag für die noch größeren Siege des 26-Jährigen, der über 200 Meter Lagen dann auch für den ersten Weltrekord seit Ende der Zeit der Wunder-Anzüge sorgte.

1:54,00 Minuten standen für Lochte zu Buche. 1/10 schneller als bei der WM 2009 in Rom. 43 Weltrekorde gab es damals - und seitdem keinen mehr im 50-Meter Becken. In langer Badehose statt im Hightech-Dress war Lochte aber auch schon auf der Kurzbahn im Dezember in Dubai zum Weltrekord geschwommen. „Jeder dachte, dass der Weltrekord nicht wieder erreicht werden konnte. Ich wollte jedem zeigen, dass es geht“, sagte der dreimalige Olympiasieger.

In Shanghai schlug der Sonnyboy über die Lagenstrecke mit Bestzeit an, ließ über die 200 Meter Freistil-Strecke Phelps unter Biedermann hinter sich. Und am Freitag heimste er über die 200 Meter Rücken und mit der US-Staffel über 4 x 200 Meter zwei weitere Siege ein. 4:2 nach Titeln steht es in China im Vergleich zu Phelps.

Vom Lagen- und Rückenspezialisten hat er sich längst zum Top-Freistilschwimmer entwickelt. Früher galt er vor allem als Experte für die Kurzbahn, deren Weltmeisterschaften Phelps seit 2004 meidet. Zur Zeit ist Lochte in allen Becken die Nummer 1 auf der Welt - was Phelps wurmt und anspornt für den großen Showdown in einem Jahr bei Olympia in London. „Es ist frustrierend für mich und ich glaube, es wird mich für das Training im nächsten Jahr motivieren“, meinte der 14-malige Olympiasieger.

Der golffreudige Rekord-Olympionike war im vergangenen Jahr nicht so trainingsfleißig wie in der Vergangenheit und zahlt jetzt den Preis dafür. Wenn man davon überhaupt sprechen kann, denn es reicht ja trotzdem noch für reihenweise Edelmetall in Shanghai. Aber sein Anspruch sind eben nur erste Plätze.

Lochte ist dagegen viel ernsthafter, professioneller geworden, holt die paar Prozent heraus, die ihn jetzt vor Freistil-Weltrekordler Biedermann & Co. ins Ziel bringen - und aus dem Schatten von Phelps treten lassen. Stylemäßig gibt er eh den Ton an. Egal ob mit extravaganten Turnschuhen, einem glitzernden Armbändchen oder mit einer diamantbesetzten Zahnreihe auf dem Siegerpodest. „Ich steh nun mal auf Diamanten und Mode.“ Und auf Gold, am liebsten mit Weltrekord.

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