Volleyballmeister Friedrichshafen früh gescheitert

Berlin (dpa) · Dass die Serienmeister des VfB Friedrichshafen das Verlieren nicht gewohnt sind, hörte man schon unmittelbar nach ihrem überraschenden Ausscheiden in den Playoffs heraus.

 Coach Stelian Moculescu schied mit Friedrichshafen aus. Foto: Sebastian Kahnert

Coach Stelian Moculescu schied mit Friedrichshafen aus. Foto: Sebastian Kahnert

„Jetzt werden wir soviel Medienresonanz haben wie selten. Wenn wir gewinnen, ist das ja uninteressant“, sagte Trainer Stelian Moculescu und klang dabei etwas beleidigt. Siebenmal in Folge haben die Volleyballer vom Bodensee zuletzt den Titel gewonnen, das schaffte der FC Bayern München im Fußball nicht einmal in seinen besten Zeiten. Am Sonntag aber schied der erfolgsverwöhnte Verein durch ein 1:3 bei den Berlin Volleys bereits im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft aus. Das war Moculescus Team zuletzt 2003 passiert. „Ich kann noch gar nicht realisieren, dass wir jetzt raus sind“, sagte Nationalspieler Marcus Böhme.

Von einer Wachablösung im deutschen Volleyball zu sprechen, wäre übertrieben. Dazu ist der wirtschaftliche und strukturelle Vorsprung des VfB nach 15 erfolgreichen Jahren unter seinem ehrgeizigen Coach zu groß. Trotzdem ist es ein ungewohntes Bild, wenn nun ab dem kommenden Samstag die Berliner und der Vorrunden-Sieger Generali Haching den neuen Meister unter sich ausmachen.

„Das ist enorm wichtig für die Liga insgesamt. Die Öffentlichkeit wird aufmerksam. Die Leute werden spüren, es gibt nicht nur die eine Mannschaft, die immer alles gewinnt“, sagte Berlins Manager Kaweh Niroomand. Der neue Bundestrainer Vital Heynen sieht das ähnlich: „Vielleicht sollte ich das ja nicht sagen, aber es ist gut, dass Friedrichshafen Konkurrenz bekommen hat“, meinte der Belgier.

Der VfB findet sich dadurch auch in einer völlig neuen Lage wieder. Jahrelang nahm der Club wie selbstverständlich an der Champions League teil. Als Meisterschafts-Dritter und DVV-Pokalsieger muss er sich nun um eine der mindestens zwei Wild Cards bewerben, die der europäische Verband CEV für die Königsklasse vergibt. „Ich denke, dass wir als Pokalsieger und Dauergast der letzten Jahre gute Chancen haben“, sagte Moculescu. Aber sicher sein kann er sich da nicht.

Die nächste Konsequenz aus dem frühen Scheitern ist, dass in Friedrichshafen mal wieder ein personeller Umbruch ansteht. Vor einem Jahr war der Verein dazu gezwungen, weil ihm zahlungskräftigere Clubs aus dem Ausland die besten Spieler abwarben. „Diesmal sind wir die Handelnden. Wir werden sicherlich etwas verändern“, meinte Moculescu.

Das Ausscheiden seiner neu formierten Mannschaft kam auch deshalb so überraschend, weil sie sich gerade erst gefunden zu haben schien. Nach einem schwachen Start in die Saison stieß sie in der Champions League bis ins Viertelfinale vor und spielte Generali Haching im Pokalendspiel geradezu an die Wand. „Doch nach dem Pokalfinale haben wir es nicht mehr geschafft, diese Geilheit auf einen Titel beizubehalten“, erklärte der Trainer.

Hinzu kam, dass sein mit zahlreichen Nationalspielern besetztes Team am Ende einer kräftezehrenden Saison einfach platt war. „Die Berliner konnten sich drei, vier Wochen vorbereiten auf die Playoffs. Wir hatten alle zwei, drei Tage ein Spiel“, sagte Moculescu. Und wer wird jetzt deutscher Meister? „Das ist mir egal“, meinte er.

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