Wasserballer wollen „Große ärgern“ - Naroska fehlt

Shanghai (dpa) · Der Arzt hatte schon aufgegeben, dann mühte sich auch Chinas Alternativmedizin bei Florian Naroska vergeblich. Die Wasserballer müssen ohne den Defensivspezialisten ins WM-Turnier starten. Trotzdem ist das Viertelfinale Ziel - vielleicht geht auch mehr.

Saugglocken, Kräuter, elektromagnetische Therapie - bei seiner letzten WM kann sich auch der so routinierte Wasserball- Bundestrainer Hagen Stamm noch wundern. Vor dem Auftakt am Montag gegen den Olympia-Zweiten USA sollte Spandaus verletzter Abwehrspieler Naroska mit Hilfe der chinesischen Heilmedizin fit gemacht werden. Doch auch das half letztlich nicht: Naroska fällt mit einer Bizepsverletzung für die gesamte Vorrunde aus.

„Er kriegt den Wurfarm ein bisschen hoch, mehr nicht. Die anderen Zwölf müssen eben eine Schippe drauflegen und für ihn mitspielen“, sagte Stamm am Sonntag und beschrieb Naroskas Zustand nach dem zweistündigen Besuch in einem Krankenhaus in Shanghai gewohnt flapsig: „Er hat überall Zeichen von Saugglocken, er sieht aus, als ob er mit einem Oktopus geknutscht hatte.“

Die medizinische Abteilung hatte schon die Hoffnungen auf einen Einsatz zerstreut, aber Stamm hatte sich für einen letzten Versuch entschieden und auf eine Nachnominierung verzichtet. „Florian war sehr gut drauf, unser Bollwerk in der Verteidigung. Das ist eine erhebliche Schwächung“, sagte Stamm. Nun hofft er, dass Naroska in den K.o.-Spielen vielleicht fit wird.

Um die Vorrunde zu überstehen, ist mindestens Gruppenplatz drei nötig. Nach den USA sind Vize-Europameister Italien und Außenseiter Südafrika weitere deutsche Gegner. Als Ziel hat Stamm das Viertelfinale ausgegeben. Nebenbei soll das Team „die Großen ärgern“.

Für seine letzte Mission als Trainer, Olympia 2012 in London, müsste bei der ersten von zwei Qualifikationschancen sogar mindestens das Halbfinale erreicht werden. Der WM-Sechste Deutschland ist in den vergangenen Jahren immer näher an die Weltspitze herangerückt und konnte in diesem Jahr bereits einige Überraschungssiege verbuchen.

„Wir sind von Jahr zu Jahr besser geworden und wir haben vor keinem mehr Angst. Inzwischen haben die anderen Mannschaften Respekt vor uns“, sagt Stamm, der auch Vereinspräsident von Serienmeister Wasserfreunde Spandau 04 ist. Er weiß aber auch um die Unberechenbarkeit des deutschen Teams: „Wir sind in der Lage, jeden zu ärgern, aber auch gegen jeden zu verlieren.“

Tradition hat das deutsche Verletzungspech bei großen Turnieren. Bei der EM 2010 hatte Stamm teils mehr erkrankte als gesunde Spieler. Nach einer guten Vorbereitung mit dem Sieg in Singapur gegen Vize-Weltmeister Spanien schlug nun vor Naroskas Verletzung ein Magen-Darm-Virus im Team zu.

„Es lief ja fast alles zu optimal, jetzt kommen die Nackenschläge. Bei der EM dachte ich, dass wir unser Pechpotenzial erfüllt haben. Anscheinend ist unser Los, dass wir mit Defiziten in ein Turnier starten“, sagte Stamm. Nachdem der Virus nun die Betreuer befallen hat, soll das aber keine Entschuldigung mehr sein.

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