WM-Duell der dicken Kumpels: Boll gegen Ovtcharov

Rotterdam (dpa) · In aller Freundschaft kämpfen Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov um den Einzug ins WM-Viertelfinale. Das Duell der besten deutschen Tischtennis-Profis ist am Freitag ein Höhepunkt der Weltmeisterschaft in Rotterdam.

„Wir sind dicke Kumpels. Schade, dass wir gegeneinander spielen müssen. Aber wir sind Profis genug. Das Duell wird am Tisch und nicht außerhalb ausgetragen“, kommentierte Europameister Boll die ungewöhnliche Konstellation. „Möge der Bessere gewinnen.“

Der Sieger ist die letzte Medaillenhoffnung des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB). Alle anderen Vertreter ereilte das vorzeitige WM-Aus. Der deutsche Meister Bastian Steger, die frühere Europameisterin Jiaduo Wu und das Doppel Bastian Steger/Patrick Baum gingen in der Ahoy-Arena gegen ihre chinesischen Gegner baden. Dreimal hieß es 0:4. Der EM-Zweite Patrick Baum scheiterte mit 2:4 an Abwehrkünstler Joo Se Hyuk aus Südkorea, und Ex-Meister Zoltan Fejer-Konnerth (Cergy/Frankreich) verlor 2:4 gegen den Japaner Jun Mizutani.

Bereits seit der Auslosung hatte sich die Partie des Weltranglisten-Zweiten Boll gegen den 13 Plätze schlechter eingestuften Ovtcharov angedeutet. Am Donnerstag präsentierten sich beide in der dritten WM-Runde in prächtiger Form. Der 30 Jahre alte Düsseldorfer Boll bezwang den Schweden Robert Svensson mit 4:0, und auch der acht Jahre jüngere Ovtcharov, der sein Geld beim russischen Club Orenburg verdient, schmetterte den Japaner Seiya Kishikawa ohne Satzverlust vom Tisch.

„Timo ist extrem sicher. In jedem Schlag steckt eine hohe Qualität“, lobte Ovtcharov seinen Freund und Kollegen aus dem deutschen Europameister-Team. Beide gewannen 2008 Olympia-Silber mit der DTTB-Mannschaft und hatten sich wie häufig gemeinsam in Bolls Haus im hessischen Höchst/Odenwald auf das WM-Turnier vorbereitet. „Das ist schon fast Ritual. Wir absolvieren ein kleines Wellnessprogramm mit Training und Sauna. Meine Frau kocht für uns“, berichtete Boll. „Dima hat ein Gästezimmer. Er muss aber keine Miete zahlen.“

Der ehrgeizige Ovtcharov, der im Vorjahr in einem viel beachteten Verfahren die gegen ihn gerichteten Doping-Vorwürfe entkräften konnte, hat bisher zweimal bei internationalen Wettkämpfen gegen Boll gewonnen. „Gegen den Weltranglisten-Ersten Wang Hao ist mir das noch nicht gelungen“, scherzte Ovtcharov. Er geht als klarer Außenseiter in die Partie, in der beide Spieler auf Betreuer an der Box verzichten. „Timo muss auf der Hut sein und sich strecken“, sagte Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf.

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