Zoff um Taktik: Freiwasserteam nur EM-Vierter

Budapest (dpa) · Schon beim Start ging einiges schief, am Ende schoben die deutschen Langstreckenschwimmer nur noch Frust: Nach einem völlig verkorksten Rennen verpasste das Freiwasserteam auf Platz vier die fest eingeplante EM-Medaille.

Die Würzburger Thomas Lurz und Jan Wolfgarten sowie Nadine Reichert aus Mainz lagen beim Zeitrennen im Plattensee in 1:00:13,5 Stunden mehr als 1:10 Minuten hinter dem Champion Griechenland. Silber ging an Titelverteidiger Italien, Bronze holte Russland. „Ohne Worte, das geht gar nicht was die hier schwimmen“, schimpfte Bundestrainer Stefan Lurz schon während des Rennens.

Im weißen Team-Zelt unter einem Baum stand die hitzige Atmosphäre im krassen Gegensatz zur sonstigen Garten-Idylle des Hotels Marina in Balatonfüred. Gestenreich diskutierten Schwimmer und Trainer. Erst bei den Interviews äußerten sie sich gelassener, aber dennoch tief enttäuscht. „Wir haben uns taktisch ein bisschen dumm angestellt und hoffentlich draus gelernt, dass wir das nächste Mal cleverer sind“, sagte Rekord-Weltmeister Thomas Lurz, der in Ungarn zum EM-Auftakt den Titel über 10 Kilometer gewonnen hatte.

Statt wie Europameister Griechenland in einer Reihe hintereinander mit zwei Männern und der Frau zu schwimmen, setzten die Deutschen auf eine Dreiecks-Formation, die der langsameren Frau durch den Sog Kräfte sparen sollte. „Ransaugen“, nannte das Reichert, doch der „flotte Dreier“ sorgte schon beim Start für wenig Prickeln: Wolfgarten schwamm in eine völlig andere Richtung als seine Teamkollegen, Lurz drängte die in der Mitte schwimmende Reichert wieder auf Kurs.

„Ich bin schon ein bisschen verärgert, dass wir keine optimale Linie gefunden und nicht gut zusammengearbeitet haben“, sagte Thomas Lurz' Bruder Stefan und gab zu: „Vielleicht haben wir zu wenig geübt.“ Man habe sich gemeinsam für die Taktik entschieden, „mit der sich Nadine am wohlsten fühlt“.

Für Nadine Reichert war es das dritte Rennen in drei Tagen. Die andere deutsche EM-Starterin, Angela Maurer (Mainz), bekam nach ihrem dritten Platz über 10 Kilometer eine Pause und hat am 8. August ihr Hauptrennen über 25 Kilometer.

Über die Marathondistanz wird Lurz doch nicht starten. „Der Thomas ist jetzt platt, wir verschieben sein Debüt auf nächstes Jahr“, sagte Bundestrainer Stefan Lurz. Das Rennen wäre der vierte Wettkampf innerhalb von vier Tagen für Lurz gewesen.

Der überragende Langstreckenschwimmer hatte vor EM-Beginn mit einem Start über die 25 Kilometer geliebäugelt, allerdings fand sich sein Name nicht auf der Startliste wieder. Es hätte zwar die Möglichkeit gegeben, entweder Alexander Studzinski (Wiesbaden) oder Andreas Waschburger (Saarbrücken) durch Lurz zu ersetzen. „Ich will aber niemandem seinen Startplatz wegnehmen“, hatte Lurz betont.

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