Archiv 2022 European Darts Matchplay in Trier: Die sportlich hochklassigste Party des Jahres

Trier · Tausende Menschen haben 2022 in Trier eine Darts-Party beim „European Darts Matchday“ gefeiert. Auch Eintracht Trier spielte in der Arena eine kleine Rolle. Bericht aus unserem Archiv.

Trier: European Darts Matchplay - Eindrücke aus Stadt und Arena
Foto: Andreas Feichtner

Verwirrte Gesichter auf dem Nikolaus-Koch-Platz in Trier. „Fahre sie aach zum Dart?“, fragt eine Frau, die wir aus dialektalen Gründen zweifelsfrei als Saarländerin identifizieren können. „Nein, aber Sie müssen die 86 nehmen, die fährt direkt zur Arena“, hilft eine junge Frau. „Ach, ich dacht, weil do Nells-Park steht, merci“, bedankt sich die Frau. Anders als viele ihrer Mit-auf-den-Bus-Wartenden ist sie nicht verkleidet. Es fällt am Samstagmittag in der Trierer Innenstadt nicht schwer, zu erkennen, wer in die Arena Trier zum European Darts Matchplay will.

Wegen der Verkleidungen und – so ehrlich muss man sein – teilweise auch des mittäglichen Alkoholpegels. Vor allem aber erkennt man die Fans auch daran, dass manche schon ein blaues Bändchen am Arm tragen. Ein Indiz dafür, dass sie sich schon die Mittagssession angesehen haben. Die Pause zwischen den Spielen nutzen sie, um sich die Stadt (und ihre Kneipen) anzusehen.

European Darts Matchplay in Trier: Ausnahmen für die Eintracht

An der Arena angekommen wird schnell klar: Veranstaltungen organisieren kann er, der Darts-Weltverband PDC. Kaum Schlangen am Einlass, reibungsloser Ablauf vor und in der Halle. Der Aufbau ist schlicht, auf Bierzeltgarnituren fühlt es sich an, wie ein Pfeilfewerf-Oktoberfest im Juli. Und: Die PDC hat Regeln. So dürfen zum Beispiel keine Fanartikel von Fußballvereinen getragen werden. Diese Regel gilt scheinbar jedoch nicht für Trikots des Heimatvereins. Und der Eintracht. Denn Henk van Schaik, Innenverteidiger der kürzlich aufgestiegenen Eintracht, darf sein Trikot sogar auf der Bühne beim – mehr oder minder erfolgreichen – Benefizverwerfen tragen. Auch das Singen von Fußball-Fansongs ist eigentlich nicht erwünscht, auch hier gibt es für „Oberliga, nie mehr, nie mehr, nie mehr“ der Eintracht-Fans Ausnahmen. Warum auch nicht, sorgt ja für Stimmung.

Wie auch der Saarländer Gabriel Clemens, erfolgreichster deutscher Dartspieler. Er bestreitet das dritte Match der Abendsession gegen den höher gesetzten Nordiren Daryl Gurney. Clemens liegt zurück, wird von der Menge (inklusive der Frau vom Nikolaus-Koch-Platz, die wir nun zweifelsfrei als Saarländerin erkennen können) nach vorne gepeitscht. Er dreht das Spiel, die Menge tobt. Der stimmungsmäßige Höhepunkt des Abends, genau zur richtigen Zeit.

Liebe PDC, das dürft ihr gerne wiederholen!

Denn: So ein Tag ist lang, wenn er in der Stadt gestartet ist. Das merkt man auch einigen Fans an. Darts ist eben auch eine riesige Party, es fließen etliche Liter Bier (da stört auch der Preis von fünf Euro viele nicht). Aber die Spiele lassen die Menge nicht ruhen, nach Clemens kickt der Österreicher Rowby-John Rodriguez den Weltranglistenersten Gerwyn Price (bei dem auch die Bitte des Moderators, bitte nicht zu pfeifen, nicht viel Erfolg hatte), raus. Wichtig: Die Stimmung bleibt bis auf einige Pfiffe stets fair. Die meisten sind für das Gleiche hier: Darts, Singen und Bier. Da gibt es keinen Grund für Stress.

Der zweite Deutsche des Abends, Martin Schindler verliert jedoch im entscheidenden Leg. Ein kleiner Dämpfer, beim Spiel des letzten Deutschen Florian Hempel gegen Dimiri van den Bergh flacht die Stimmung dann etwas ab. Einige gehen bereits nach Hause, wollen überfüllte Busse vermeiden. Und landen teilweise wieder am Nikolaus-Koch-Platz. Auch abends sieht man noch verkleidete, blaubandagierte und singende Fans in der Innenstadt.

Trier hat bewiesen, dass es große Dartsveranstaltungen ausrichten kann. Und Darts hat bewiesen, dass es viele Menschen in Trier anzieht. Könnte man also durchaus wiederholen, liebe PDC.

Am Sonntag stehen bei der Abendsession (19 - 23 Uhr) die Viertelfinals, die Halbfinal-Partien und das Finale an.

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