Portugals Fischerpfad Wandern im atlantischen Donnerparadies

Porto Covo · Im Süden Portugals lockt an der Atlantikküste der Trilho dos Pescadores. Von Dorf zu Dorf führt der „Fischerpfad“ auf mehr als 200 Kilometern an Steilklippen und Traumstränden vorbei.

Schon auf der ersten Wanderetappe geht es vorbei an mehreren Badebuchten, darunter dem Strand Praia da Samoqueira kurz vor Porto Covo.

Schon auf der ersten Wanderetappe geht es vorbei an mehreren Badebuchten, darunter dem Strand Praia da Samoqueira kurz vor Porto Covo.

Foto: Manuel Meyer/dpa-tmn

Bereits nach dem ersten Wandertag ist eins klar: Dieser Weg entlang der Atlantikküste Portugals im Alentejo ist nichts für Strandliebhaber. Sie würden leiden, kaum vorankommen.

Schon am langen Sandstrand von São Torpes südlich der Küstenstadt Sines, einem der Startpunkte des Weges, möchte man eigentlich erst einmal stundenlang in den Wellen spielen oder sonnenbaden, statt sich den Rucksack aufzusetzen und loszuwandern.

Praia de Morgavel, Praia do Burrinho, Praia da Samoqueira - an all diesen einsamen Buchten und Bilderbuchstränden kommen Wanderer schon auf der Startetappe nach Porto Covo vorbei. Einfach daran vorbeigehen ist fast unmöglich, und dennoch alternativlos: Zwischen den wenigen Fischerdörfern, die die Tagesetappen markieren, gibt es keine Übernachtungsmöglichkeiten.

Häufig führt der Fischerpfad direkt über die Strände am Atlantik.

Häufig führt der Fischerpfad direkt über die Strände am Atlantik.

Foto: Manuel Meyer/dpa-tmn

Gute Wellen und kaum Surfer im Wasser

Vorn die Wellen des Atlantiks, hinten der ruhig dahin strömende Ribeira de Seixe: Am Strand von Odeceixe endet der Teil des Wanderwegs, der durch die Alentejo-Region führt.

Vorn die Wellen des Atlantiks, hinten der ruhig dahin strömende Ribeira de Seixe: Am Strand von Odeceixe endet der Teil des Wanderwegs, der durch die Alentejo-Region führt.

Foto: Manuel Meyer/dpa-tmn

Auch Surfer sollten den „Trilho dos Pescadores“ tunlichst meiden, scherzt der Würzburger Lukas Pauluhn. Bereits seit zwei Wochen fährt er mit einem Freund im Wohnmobil die Atlantikküste zwischen Porto Covo und dem Kap von São Vicente an Portugals Südwestspitze ab.

Lieber keinen Schritt weiter: Die Steilklippen am Cabo Sardao.

Lieber keinen Schritt weiter: Die Steilklippen am Cabo Sardao.

Foto: Manuel Meyer/dpa-tmn

„Hier sind einfach die besten Surf-Hotspots Europas. Du hast das ganze Jahr über gute Wellen und es gibt kaum Surfer im Wasser. Und schau Dir diesen leeren Traumstrand an“, sagt er und zeigt dabei von der Klippe, auf der sie mit ihrem Wohnmobil übernachten, hinunter auf den Surferstrand von Malhão, südlich von Porto Covo.

Beim Wandern an den Klippen ist Höhenangst keine gute Begleiterin.

Beim Wandern an den Klippen ist Höhenangst keine gute Begleiterin.

Foto: Manuel Meyer/dpa-tmn

Surfer, die den Trail gehen wollen, müssen wirklich eine leicht masochistische Ader haben. Und sie müssen zudem in der Lage sein, diese psychologische Belastung die ganze Strecke über zu ertragen. Denn das Donnern der atlantischen Wellenbrecher ist auf dem gesamten Fischerpfad ein ständiger Begleiter, da der Weg stets direkt über die Klippen, durch die Dünen und teils sogar über die Sandstrände führt.

Roadtrip an der Küste: Lukas Pauluhn (l) und Peter Langer am Surferstrand von Malhão.

Roadtrip an der Küste: Lukas Pauluhn (l) und Peter Langer am Surferstrand von Malhão.

Foto: Manuel Meyer/dpa-tmn

Nichts für Menschen mit Höhenangst

Adelina und Carmelo wandern über die Praia dos Aivados in der Nähe von Porto Covo.

Adelina und Carmelo wandern über die Praia dos Aivados in der Nähe von Porto Covo.

Foto: Manuel Meyer/dpa-tmn

„Du wanderst wirklich den ganzen Tag über direkt am Meer“, sagt Carmelo, ein Rentner aus dem spanischen Huesca. Das sei auch gut so, denn es gebe kaum Schatten auf der Strecke. So bringt wenigstens die frische Meeresbrise etwas Abkühlung.

Rudolfo Müller (l) hat den Fischerpfad entwickelt. Hier spricht er mit den Wanderern Carmelo und Adelina.

Rudolfo Müller (l) hat den Fischerpfad entwickelt. Hier spricht er mit den Wanderern Carmelo und Adelina.

Foto: Manuel Meyer/dpa-tmn

Der Fischerpfad führt großteils durch den Naturpark Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina. Man geht über jahrhundertalte Wege, die Fischer und Entenmuschelsammler aus den Dörfern bis heute benutzen, um an der Küste entlangzukommen.

Am Cabo Sardao nisten Dutzende Störche in den Steilklippen.

Am Cabo Sardao nisten Dutzende Störche in den Steilklippen.

Foto: Manuel Meyer/dpa-tmn

Manchmal sind Carmelo die schmalen Sandpfade allerdings zu nah an der teilweise bis zu 30 Meter hohen Steilküste. „Höhenangst darfst Du auf diesem Wanderweg auf keinen Fall haben“, sagt Carmelo.

Das ganze Jahr gute Wellen: Der Fischerpfad gewährt traumhafte Blicke auf den Surferstrand Praia do Malhão.

Das ganze Jahr gute Wellen: Der Fischerpfad gewährt traumhafte Blicke auf den Surferstrand Praia do Malhão.

Foto: Manuel Meyer/dpa-tmn

Er und seine Frau Adelina wollen vielleicht den gesamten Fischerpfad bis nach Lagos an der Algarve-Küste gehen - das wäre eine Strecke von 216 Kilometern, verteilt auf 13 Etappen. Entschieden haben sie sich noch nicht bei unserer Begegnung. Feststeht: Sie sind begeistert.

Wer den kleinen Fang nicht ehrt: Der portugiesische Fischer Joao am Strand von Praia dos Aivados.

Wer den kleinen Fang nicht ehrt: Der portugiesische Fischer Joao am Strand von Praia dos Aivados.

Foto: Manuel Meyer/dpa-tmn

Vom Surferstrand zu den mächtigen Klippen

Zwischen Almograve und Zambujeira do Mar zeigt sich die Küste besonders zerfurcht und mächtig.

Zwischen Almograve und Zambujeira do Mar zeigt sich die Küste besonders zerfurcht und mächtig.

Foto: Manuel Meyer/dpa-tmn

Nach dem Surferstrand von Malhão führt der Weg in eine unberührte Dünenlandschaft. Die Landschaft verändert sich. Die Strände weichen bis nach Vila Nova de Milfontes mächtigen Klippen.

Zwischen den Fischerdörfern nichts als Natur: Hier geht es entlang der Praia do Queimado, südlich von Porto Covo.

Zwischen den Fischerdörfern nichts als Natur: Hier geht es entlang der Praia do Queimado, südlich von Porto Covo.

Foto: Manuel Meyer/dpa-tmn

Der Tag endet mit einem kühlenden Bad im Fluss Mira und lokalen Spezialitäten und Weinen in der Tasca do Celso, einer rustikalen Wine-Gastrobar in Vila Nova de Milfontes. Dieses Küstendorf ist ein Hingucker mit seinen weiß getünchten Häusern und der direkt ans Wasser gebauten Festung Fort São Clemente.

In Vila Nova de Milfontes mündet der Rio Mira in den Atlantik. Wer hier mit der kleinen Fähre übersetzt, kann den Weg etwas abkürzen.

In Vila Nova de Milfontes mündet der Rio Mira in den Atlantik. Wer hier mit der kleinen Fähre übersetzt, kann den Weg etwas abkürzen.

Foto: Manuel Meyer/dpa-tmn

Unterhalb der Burg kann man den Fluss mit einem kleinen Fährboot überqueren und spart sich den längeren Weg über die Inlandsbrücke. Die folgende Tagesetappe bis Almograve ist mit 15 Kilometern im Vergleich recht kurz, aber nicht minder schön.

Nach dem Fluss geht es zunächst durch Korkeichenwälder. Später in den Dünen leuchten in Gelb und Pink die Mittagsblumen, in sanftem Violett die stechenden Grasnelken. Zistrosen, Wacholder und Rosmarin duften am Wegrand, bis der Pfad über den Praia do Brejo Largo führt, dem nächsten Traumstrand, eingerahmt von wild bewachsenen Felsen.

Störche in den Felslamellen

Tags darauf: Man passiert den kleinen Fischerhafen Lapa das Pombas, danach färben sich die Dünen rot, gelb und weiß. Die Felslandschaft wird immer zerfurchter. An den Steilklippen beim Leuchtturm von Cabo Sardão nisten Störche auf den schmalen Felslamellen, die sich bis ins Meer hinunterziehen. Auch Schwarzkehlchen leben hier - ihr Singen begleitet einen den ganzen Tag.

Der Weg zweigt zum Landhotel Herdade do Touril ab, wo ein Salzwasserpool und deftiges regionales Essen unsere müden Körper wiederbelebt. Von hier ist es nicht mehr weit nach Zambujeira do Mar. Das weiße Küstendorf thront auf einer Felsklippe.

Ein Bad in den Wellen des Atlantik

Morgennebel macht die Klippenlandschaft auf dem Weg nach Odeceixe am folgenden Tag noch mystischer. Surreal wirkt nach einigen Kilometern das Wildgehege mit Sträußen und Zebras, an dem der Weg vorbeiführt. Mehrere Badebuchten säumen den Weg ins Fischerdorf Azenha do Mar.

Jetzt dauert es nicht mehr lange bis zum Aussichtspunkt Ponta em Branco mit seinem Panoramablick auf - wie sollte es auch anders sein: einen wunderschönen Strand. An der Praia de Odeceixe endet der Teil des Trilho dos Pescadores, der durch die Alentejo-Region führt.

Hier hat man ungefähr die Hälfte des Weges zurückgelegt. Wer will, kann weiter wandern und der Küste der Algarve bis Lagos folgen.

Oder man legt den Rucksack ab und nimmt ein Bad in den Wellen des Atlantik. Und wem das zu viel Wirbel ist, der geht einige Meter über die Sandbank zur ruhigeren Flussseite hinüber, wo der Ribeira de Seixe den Strand von hinten umspült, ehe er ins Meer mündet.

Service

Anreise: Verschiedene Airlines wie Lufthansa oder die TAP fliegen Lissabon von Deutschland an. Von hier sind es mit Bus oder Mietwagen rund zwei Stunden nach Sines oder Porto Covo.

Wanderweg: Der Fischerpfad ist ein relativ einfacher, gut ausgeschilderter Küstenweg. Das Laufen im Sand ist aber anstrengend. Man sollte trittsicher sein und keine Höhenangst haben. Es gibt auch einen offiziellen Gepäcktransportservice www.vicentinatransfers.pt/de

Informationen zur Route, Unterkünften und Restaurants unter https://rotavicentina.com/de/

Beste Reisezeit: Der Fischerpfad kann ganzjährig gewandert werden. Ideal zum Wandern sind April bis Juni und September bis November.

Fremdenverkehrsämter der Regionen Alentejo und Algarve: www.visitalentejo.pt/de/ und www.visitalgarve.pt/de

© dpa-infocom, dpa:230526-99-836244/4

(dpa)
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