Vor der Mitgliederversammlung Unruhige Zeiten beim 1. FC Köln

Köln · Bei den Rheinländern steht am Donnerstag (17. Juni) eine rein virtuelle Mitgliederversammlung an. Das Hauptaugenmerk wird auf der Wahl des Vizepräsidenten liegen. Und die hat es in sich.

 FC-Präsident Werner Wolf – hier auf einem Archivfoto – steht bei vielen Fans in der Kritik.

FC-Präsident Werner Wolf – hier auf einem Archivfoto – steht bei vielen Fans in der Kritik.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Keine 20 Stunden hielt die Freude über den geschafften Klassenerhalt beim 1. FC Köln vor rund zweieinhalb Wochen an. Dann sorgte die Nachricht über die Entlassung von Sportchef Horst Heldt für Trübsal. Dabei war es weniger die Entscheidung über die Trennung vom Geschäftsführer, die für Aufregung sorgte. Vielmehr sorgte die Art und Weise des Vorstands für Kopfschütteln. Schließlich hatten die Verantwortlichen Heldt zunächst zwei Stunden lang über die zurückliegende Saison referieren lassen, ehe sie dem 51-Jährigen mitteilten, dass der Entschluss über seine Freistellung längst festgestanden hatte.

Wahl des Vizepräsidenten im Fokus: Am Ende sollte das Heldt-Aus der letzte große Paukenschlag beim 1. FC Köln vor der Mitgliederversammlung am heutigen Donnerstag sein. Vielmehr ging der Vorstand um Werner Wolf, Eckhard Sauren und Carsten Wettich seither auf Stimmenjagd. Bei der aus dem Herbst 2020 nachgeholten und nun aufgrund der Corona-Pandemie rein virtuell organisierten Mitgliederversammlung soll Wettich heute im Amt des Vizepräsidenten offiziell bestätigt werden. Nachdem Jürgen Sieger keine 100 Tage nach Amtsantritt des Vorstands zurückgetreten war, wurde der 41-Jährige Ende 2019 aus dem Mitgliederrat in den Vorstand entsendet.

 Sollte Wettich von den Mitgliedern nicht gewählt werden, käme dies einem klaren Misstrauensvotum dem gesamten Vorstand gegenüber gleich. Schließlich ist der Jurist seit anderthalb Jahren Teil des Präsidiums. Wettich kündigte bereits an, bei einer Nichtwahl mit sofortiger Wirkung aus seinen Ämtern im Vorstand und dem Mitgliederrat zurückzutreten. Einen Gegenkandidaten zu Wettich gibt es nicht. Deshalb würde in diesem Fall erneut ein Mitglied aus dem Mitgliederrat kommissarisch in den Vorstand aufrücken, das bei der nächsten Versammlung im Herbst ebenfalls gewählt werden müsste.

FC-Vorstand schließt Rücktritt aus: Für Wolf und Sauren gelten etwaige Rücktrittsgedanken bei einer Nicht-Wahl von Wettich aber genauso wenig wie im Falle einer Verweigerung der Entlastung für das zurückliegende Geschäftsjahr durch die Mitglieder. „Wir hoffen, dass wir entlastet werden. Aber selbst wenn es nicht so ist, werden wir uns dazu entschließen, weiterzumachen“, machte Sauren kurz vor der Mitgliederversammlung klar. Eine Verweigerung der Entlastung wäre letztlich ebenfalls nicht viel mehr als der Entzug des Vertrauens durch die Mitglieder. Laut Satzung würde im Falle eines Abwahlantrags bei der nächsten Mitgliederversammlung aber die einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen ausreichen.

 Gewählt ist der aktuelle FC-Vorstand noch bis 2022. Doch wie zufrieden die Eigentümer des Vereins – nämlich die rund 111 000 Mitglieder – in den vergangenen zwei Jahren wirklich mit der Führung waren, wird erst die Versammlung zeigen. Die Kritikpunkte am Vorstand sind deutlich: Zu unscheinbar, konzeptlos, nicht führungstauglich. Was genau das Präsidium in seiner bisherigen Amtszeit erarbeitet hat, ist für viele Fans unklar. Auch deshalb will die Führungsriege am Donnerstagabend sein Zukunftskonzept vorstellen. Um eine auf sieben Jahre ausgelegte Strategie soll es gehen, die nicht nur den jährlichen Umsatz um rund 30 Millionen Euro steigern, sondern den FC auch zurück in die Top zehn der Bundesliga führen soll.

 Eine Rückkehr in die obere Tabellenhälfte dürfte für die FC-Anhänger insbesondere nach den vergangenen drei Jahren verlockend klingen. Doch auch die Mitglieder dürften wissen, dass es sich im schnelllebigen Fußballgeschäft kaum auf sieben Jahre hinaus planen lässt. Daher wird es am Donnerstagabend einiges an Überzeugungskraft des Vorstands brauchen, um die Teilnehmer vor den Bildschirmen von der eigenen Arbeit zu überzeugen. Eine fünfstellige Teilnehmerzahl wird aktuell für die digitale Mitgliederversammlung erwartet. Und je nach Ausgang dürfte es auch in den kommenden Wochen nicht viel ruhiger werden.

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