Stefan Raab: So wurde er zum TV-Entwicklungshelfer

Stefan Raab macht Schluss mit lustig. Zurückblicken kann der 49-Jährige auf eine TV-Karriere, die seinesgleichen sucht. Immerhin hat er vom ESC-Sieg bis zu Show-Dauererfolgen alles erreicht.

Jetzt ist es also wirklich passiert: Am Mittwoch flimmerte die letzte Ausgabe von "TV total" über die Bildschirme. Stefan Raab (49) macht Schluss. Ein überstrahlender Moderatoren-Star, dem höchstens noch Günther Jauch gefährlich werden konnte, verlässt die Bühne. Seinen Ausnahmestatus hat sich Raab über viele Jahre erarbeitet. Auf teils verschlungenen Wegen.

Nach seinem Grundwehrdienst studierte Raab fünf Semester Rechtswissenschaft und absolvierte parallel dazu eine Metzgerlehre, die er sogar als Bezirksbester der Handwerkskammer Köln abschloss. Doch Raab gelüstete es offenbar nicht nach Fleisch - und so machte er sich 1990 als Jingle-Schreiber selbstständig. 1993 führte ihn genau diese Tätigkeit zum Musiksender Viva, wo ihm eine eigene Sendung angeboten wurde.

Vom Jingle-Schreiber zum Rapper

//In "Vivasion" klampfte Raab zwischen skurrilen Sitzmöbeln auf der Ukulele und machte sich über Stars wie Moses Pelham (44) lustig. Die waren davon meist weniger begeistert - die Zuschauer der Show dafür umso mehr: Ein TV-Spontan-Rap über den damaligen Fußball-Bundestrainer Berti Vogts ("wer sieht hinten aus wie vorn: Bööörti, Bööörti Vogts") entwickelte sich zum Hit.

Noch vor seinem Wechsel ins "große" TV schrieb Raab prägende Musik: Für Guildo Horn (52) den ESC-Hit "Guildo hat euch lieb", der es am Ende auf Platz sieben schaffte. Kurz danach versuchte sich Raab mit "Wadde Hadde Dudde Da?" selbst im Eurovision-Schlagerland und endete auf Rang fünf. Nebenbei formte er immer wieder mal "TV Total"-Samples zu Charterfolgen: "Maschen-Draht-Zaun", "Ö La Palöma Blanca", und "DJ Bundeskanzler" mit "Ho' Mir Ma Ne Flasche Bier".

Schluss mit lustig

Raab ist ein Multitalent - das stellte schließlich auch ProSieben fest und verpflichtete den damals 32-Jährigen 1990 für "TV Total". Raab erwies sich auch weiterhin als produktiv, konnte nicht nur herumblödeln und Trash-Hits produzieren, sondern auch Showkonzepte mit Erfolgsgarantie. Seine Sendungen hatten immerzu Wettbewerbscharakter - ob die "Wok-WM", der "TV total Boxkampf" oder das "TV total Turmspringen". Mit "Schlag den Raab" wurde der Fernseh-Crack zum ersten Moderator seit Thomas Gottschalk (65), der vor einem Millionenpublikum bis frühmorgens "überziehen" durfte.

Besonders große Erfolge feierte Raab mit eigens erfundenen TV-Wettbewerben zum Thema Musik. Mit Max Mutzke (34, "Can't Wait Until Tonight") und Roman Lob (24, "Standing Still") castete er zwei ESC-Top-Ten-Platzierte - mit Lena (24, "Satellite") sogar eine Siegerin. Raab ist das gelungen, was Deutschland ohne sein Zutun nur selten schaffte: Eine vordere Platzierung.

Nun, nach 22 Jahren, ist also im wahrsten Sinne Schluss mit lustig. Stellt sich die Frage, wer in Zukunft viel beachtete TV-Wettbewerbe liefern und für Erfolge beim ESC sorgen wird? Fest steht: So schnell wird es kein Zweiter vom No-Name zum Pfeiler der deutschen TV-Landschaft bringen. Chapeau, Herr Raab!

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