Stress führt oft zur Sucht

Trier · Stress und Alltagsprobleme sind die häufigsten Ursachen für krankhafte Abhängigkeiten. Viele betroffene Frauen waren früher auch Opfer von Gewalt. Die Caritas Suchtberatung in Trier ist Anlaufstelle für Abhängige.

"Es gibt ihn nicht, den typischen Abhängigen", sagt Gaby Rehbein-Strietzel, Beraterin bei der Caritas Fachambulanz für Suchtkranke. Abhängigkeit gebe es in allen Bevölkerungsschichten, nicht nur bei Sozialschwachen. Es sei vor allem der zunehmende berufliche Stress gepaart mit Alltagsproblemen, der Menschen zur Flasche oder zu Tabletten greifen lässt, sagt die Suchtberaterin.

473 Männer und Frauen wurden im vergangenen Jahr in der Fachambulanz beraten. 326 davon waren Alkoholiker, darunter 120 Frauen. Viele dieser Frauen, sagt Rehbein-Strietzel, seien als Mädchen Opfer von Gewalt geworden.

Neben Alkohol suchen auch viele Personen mit Essstörungen, Medikamentenabhängige oder auch Spielsüchtige die Beratungsstelle auf. Vor allem die Spielsucht nehme deutlich zu. Die meisten Ratsuchenden seien gekommen, weil Angehörige oder Arbeitgeber ihnen Druck gemacht haben, etwas gegen die Sucht zu tun. Nach einem ausführlichen Gespräch, bei dem es darum geht, sich ein Bild von der abhängigen Person zu machen, wird gemeinsam mit dem Ratsuchenden entschieden, welche Therapie die beste für ihn ist, entweder ambulant in der Beratungsstelle oder stationär in einer Klinik.

Das hänge davon ab, wie stark der Einzelne und sein soziales Umfeld sei, sagt Rehbein-Strietzel. Bei einer ambulanten Therapie könne der Betroffene weiterhin arbeiten gehen. Niemand sei verpflichtet, seinen Chef darüber zu informieren. Die Therapie könne vollkommen anonym ablaufen.

Die meisten schafften es danach, ihre Sucht in den Griff zu bekommen, sagt die Beraterin. Wobei ein Rückfall "kein Beinbruch" sei. Zumeist könnten die Betroffene durch eine gezielte Beratung die Krise bewältigen und blieben dann wieder abstinent. Man dürfe nicht vergessen, Sucht sei eine Krankheit: "Betroffene haben ein extremes Verlangen, bestimmte Substanzen einzunehmen, um so Befriedigung zu finden", erklärt Rehbein-Strietzel.

Extra: Am Freitag findet im Rahmen der bundesweiten Suchtwoche eine Telefonaktion des Trierischen Volksfreunds zum Thema Abhängigkeit statt.

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