Tafeln suchen Wege gegen Lebensmittelverschwendung

Suhl (dpa) · Laut einer Studie landen in Deutschland jährlich elf Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Gleichzeitig wächst die Zahl der Menschen, die Nahrungsmittel von den Tafeln beziehen. Die Vereine suchen nach neuen Konzepten, die Verschwendung einzudämmen.

 Elf Millionen Tonnen Lebensmittel landen jährlich laut einer Studie im Müll - die Hälfte davon in Privathaushalten. Vieles davon ist aber noch gut essbar. Foto: Patrick Pleul

Elf Millionen Tonnen Lebensmittel landen jährlich laut einer Studie im Müll - die Hälfte davon in Privathaushalten. Vieles davon ist aber noch gut essbar. Foto: Patrick Pleul

Die Tafeln in Deutschland suchen neue Wege gegen die millionenfache Verschwendung von Lebensmitteln. Bisher beziehen sie den Großteil der Gaben vom Einzelhandel. „Wir suchen nach Konzepten, wie wir besser direkt an die Erzeuger und Verbraucher herankommen“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutsche Tafel, Gerd Häuser. Ein Patentrezept gebe es bisher nicht. Einer Studie der Universität Stuttgart zufolge landen jährlich elf Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Mehr als die Hälfte davon stammt von Privathaushalten, erhebliche Mengen auch aus der Gastronomie und der Lebensmittelindustrie.

„Dafür Haushalte einzeln anzufahren, übersteigt unsere Möglichkeiten“, erklärte Häuser. Überlegt werde, die Ausgaben der Tafeln auch als Annahmestelle für Lebensmittel zu nutzen. Bürger könnten dort verpackte Produkte abgeben, die dem Haltbarkeitsdatum nahe kommen oder die sie schlicht zu viel eingekauft haben. Auch werde über ein Internetportal nachgedacht, wo überflüssige Lebensmittel angeboten werden können. Sie würden dann von den Bedürftigen direkt abgeholt.

Auch den Kontakt zu Erzeugern wollen die Tafeln ausbauen. So werde nach Wegen gesucht, Tiefkühlprodukte zu beziehen, ohne dabei die Kühlkette zu unterbrechen, sagte Häuser. „Ein anderer Fall ist etwa, dass viele Menschen zum Spargel neue Kartoffeln essen wollen“, erklärte Häuser. „Doch was passiert mit den Kartoffeln aus dem Vorjahr, die die Erzeuger bis dahin noch nicht losgeworden sind?“ Häuser würde diese lieber bei den Tafeln als in Biogasanlagen sehen.

Die Tafeln verwenden laut Häuser nur Lebensmittel, die qualitativ in Ordnung sind. Das aufgedruckte Haltbarkeitsdatum sei dabei kein Hindernis. Gerade Produkte wie Reis oder Nudeln, aber auch Getränke wie Mineralwasser seien nach Ablauf dieses Datums meist noch lange genießbar. Anders sei dies etwa bei Hackfleisch und Fisch. „Da nehmen wir nichts, wo das Verzehrdatum überschritten ist.“

Lebensmittelspenden könnten die Tafeln laut Häuser jedenfalls noch mehr gebrauchen. Etwa 1,5 Millionen Menschen erhalten seinen Angaben zufolge Nahrungsmittel an den etwa 4500 Ausgabestationen der 891 Tafeln in Deutschland. Tendenz steigend. Vor allem die Zahl der bedürftigen Senioren und Kinder wachse. Etwa die Hälfte der Empfänger von Lebensmitteln an den Tafeln seien Rentner. Vor allem diejenigen, die viele Jahre arbeitslos waren oder nur ein geringes Einkommen hatten, seien im Alter von Armut bedroht.

Mitarbeiter und Helfer der Tafeln aus ganz Deutschland wollen vom kommenden Donnerstag an in Suhl über ihre Erfahrungen diskutieren. Zu dem Treffen werden 600 bis 800 Teilnehmer erwartet.

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