Telefonieren mit der Blockflöte

TRIER. Musik kann ein Leben prägen und verändern. Für Domkantor Harald Schmitt sind Klang und Gesang ein Schlüssel zu Kreativität, Intelligenz und sozialem Verhalten. So verwundert es nicht, dass die Domsingschule mit ihrer musikalischen Früherziehung schon bei den Jüngsten ansetzt.

"Kling klang, kling klang, jetzt fängt die Stunde an", hallt es im Probenraum der Domsingschule. Es ist halb fünf Uhr, und die "Kleinen" stimmen sich fröhlich auf die bevorstehenden 60 Minuten musikalische Früherziehung ein. Text und Rhythmus haben die Vier- bis Sechsjährigen längst verinnerlicht - gemeinsam mit Musikpädagogin Inge Zenner schlagen sie dazu ihre Klanghölzer im Takt und schmunzeln um die Wette. Denn in der kommenden Stunde wartet auf die Musikschüler jede Menge Spaß, Gesang, Spiel und eine neue Note: Das "h". Mit der Kombination aus abwechslungsreicher Wissensvermittlung und auflockernden Singspielen trifft Musikpädagogin Zenner bei den quirligen Nachwuchssängern genau ins Schwarze. Die Vier- bis Sechsjährigen sind stets bei der Sache und hantieren mit Musikinstrumenten so selbstverständlich, als seien es Tamagotchis. Zwischen Rhythmusspielen und kurzen Liedern zum Mitsingen streut Zenner immer 'mal wieder kleine Lektionen rund um die Musik ein. "Das Tolle daran ist: Die Kinder merken gar nicht, dass sie hier etwas lernen. Die haben einfach Spaß", sagt Zenner.Von der Früherziehung bis zur Jugendkantorei

Deshalb müssen die Kinder in der Domsingschule auch nicht die Schulbank drücken, sondern erleben die Lehrinhalte mit Hand und Fuß. Gerade haben sie noch ihrer Lehrerin am Flügel gelauscht, dann hocken sie klatschend im Halbkreis auf dem Boden, ehe sie aus langen schwarzen Bändern Notenlinien aufs Parkett legen. Dabei spielt die Konfession in der Domsingschule keine große Rolle. "Ob katholisch oder evangelisch, ist nicht wichtig. Hauptsache, die Begeisterung für die Musik ist vorhanden", sagt Domkantor Schmitt. Als er vor drei Jahren nach Trier kam, sah es in Sachen Nachwuchsarbeit eher düster aus. Zusammen mit Domkapellmeister Stephan Rommelspacher stellte er eine umfassende vokal-musikalische Ausbildung auf die Füße: Die Domsingschule. Abgestuft in mehrere Altersklassen über Früherziehung, Vorchöre bis hin zur Jugendkantorei hat es Schmitt geschafft, einen leistungsfähigen Jugendchor aufzubauen, der den Domchor bei den liturgischen Pflichten unterstützt. Über Nachwuchssorgen muss sich der Domkantor also nicht den Kopf zerbrechen. Rund 85 Kinder unterschiedlichen Alters tummeln sich in den einzelnen Chören. Nichts desto trotz sei Verstärkung jederzeit willkommen. "Es gibt kein Kind, das nicht singen kann, wenn es denn will. Aber der späteste sinnvolle Einstieg in die Musik ist im vierten Schuljahr." Bis zur letzten Grundschulklasse hat die sechsjährige Theresa noch eine Menge Zeit. Sie besucht die musikalische Früherziehung seit mehr als einem Jahr und freut sich jede Woche auf die lustigen Lieder und aufs Flötespielen. "Die Grundschule macht mir auch Spaß, aber hier ist es besser. Da muss ich nicht so früh aufstehen."Keiner nimmt ab

In der letzten Viertelstunde greifen die Kinder schließlich zu ihren Blockflöten und simulieren verschiedene Telefonsignale. Mal kurz, mal lang und dann ganz flott pusten sie das neu erlernte "h" durch ihre Instrumente. "Tuut. Tuut." Keiner nimmt ab. Na wie auch? Es sind ja alle in der Domsingschule. Weitere Informationen über die Domsingschule Trier bei Domkantor Harald Schmitt, Hinter dem Dom 6, 54290 Trier, Telefon 0651/42338, Fax 0651/ 7105-565, E-mail dommusik@bgv-trier.de. oder im Internet unter www.dommusik-trier.de

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