13 Stimmen gleich 100 Prozent

Die Trierer Linke hat am Freitagabend ihre Liste für die Stadtratswahlen am 7. Juni nominiert. Mit 13 von 13 gültigen Stimmen behauptete sich Johannes Verbeek auf Platz eins. Auf Platz zwei kandidiert Marc-Bernhard Gleißner, Platz drei besetzt Bundestag-Direktkandidatin Katrin Werner.

Trier. Mit ganz viel Selbstüberzeugung will die Linke durchstarten bei den Kommunalwahlen am 7. Juni. Vier bis sechs Stadtratsplätze sind das Ziel, in fünf Stadtteilen sollen Ortsvorsteherkandidaten antreten und Listen für Ortsbeiratswahlen sind ebenfalls für mehrere Stadtteile geplant.

Ganz selbstbewusst gab sich der 51-jährige Spitzenkandidat Johannes Verbeek, gelernter Elektriker und promovierter Philosoph, bei der Mitgliederversammlung im Restaurant "Postillion": "Nachdem wir öffentlich für einen Sozialpass eingetreten waren, hat sich die SPD das Thema zueigen gemacht, auch die von uns geforderte Ganztagsschule hat der Rat mittlerweile beschlossen. Aber wir werden die Dinge erst auf das nötige Niveau heben."

Nur 14 von gut 50 Mitgliedern des Ortsverbands waren zur Wahl der Stadtratsliste gekommen. Auf der Liste selbst standen 20 Kandidaten, acht davon blieben allerdings wegen Unpässlichkeiten dem Wahlabend fern. Karl-Georg Schroll war dagegen anwesend, aber nicht auf der Wahlliste zu finden. Der promovierte Verkehrswissenschaftler hatte im Vorfeld sein Interesse an einem vorderen Listenplatz bekundet, blieb jedoch vom Partei-Vorsitzenden Verbeek und der Landes-Vizevorsitzenden Katrin Werner unberücksichtigt.

Dabei hat Schroll - anders als die große Mehrheit seiner Genossen - nicht nur jahrelange Erfahrung in der Kommunalpolitik, sondern ist in Trier durch Stellungnahmen zu Verkehrsproblemen und der Organisation einer verkehrspolitischen Tagung zumindest interessierten Bürgern bekannt.

Bunte Mischung an der Spitze

Nach drei Jahren als verkehrspolitischer Sprecher der linken Bundestagsfraktion wohnt Schroll wieder fest in Trier. "Er hat sich in letzter Zeit zu wenig eingebracht, deshalb haben wir ihn nicht für die Liste vorgesehen", erklärte Werner. "Johannes Verbeek und ich haben zusammen das Wahlprogramm geschrieben und die Fachtagung an der Uni liegt auch erst drei Monate zurück", hielt Schroll dagegen, der auf eine Kampfkandidatur verzichtete und im zweiten Wahlgang schließlich auf Platz 21 der Liste aufgenommen wurde.


Das Spitzentrio, mit dem die Trierer Linke den Stadtrat erobern will, ist eine bunte Mischung: Gymnasiallehrer Verbeek, der von 14 abgegebenen Stimmen alle 13 gültigen auf sich vereinte, ist 2007 eingetreten in die Linke, als diese in Trier aus der Fusion der "Wahlalternative soziale Gerechtigkeit" (WASG) und der PDS entstand. Der PDS, Nachfolgepartei der DDR-Partei SED, gehörte der auf Platz zwei gewählte 24 Jahre alte Student Gleißner damals schon mehrere Jahre an.

Und die 35-jährige Hausfrau Katrin Werner, gebürtig aus Mecklenburg-Vorpommern, ist 2005 in die Trierer WASG eingetreten, um bereits 2006 bei den Landtagswahlen als deren Spitzenkandidatin anzutreten. Auf Platz vier der Trierer Stadtratsliste folgt der 20-jährige Student Konstantin Kanty, auf Platz fünf die in Trier-West seit Jahren im Sozialbereich aktive 63-jährige Linde Andersen.

Meinung

Querelen statt Schlagkraft

Ähnlich wie auf Landesebene gibt es auch bei der Trierer Linken innerparteiliche Querelen um Ämter, Kompetenzen und Aufgabenverteilung. Die ehrgeizigen Ambitionen und das Konkurrenzdenken einzelner - vielleicht, weil vom guten Job im Bundestag geträumt wird - stehen der Bildung eines schlagkräftigen, kompetenten und erfahrenen Kommunal-Teams offenbar im Wege. Ende 2005 warf Alfred Schtschepik - bis dato der einzige Trierer Linke mit Bekanntheitsgrad - schon frustriert das Handtuch nach persönlichen Differenzen mit der Parteispitze. Jetzt kommt Karl-Georg Schroll, der sich in der Vergangenheit regelmäßig zu Trierer Verkehrsthemen zu Wort gemeldet hatte und jahrelange Erfahrung im Politik-Zirkus hat, nicht zum Zuge. Lernen die Linken nicht, an einem Strang zu ziehen, könnte ihr Traum vom Einzug in den Trierer Stadtrat platzen. c.wolff@volksfreund.de

Überblick Kandidatenlisten der Stadtrats-Listen

Matatko macht`s noch einmal: Die Grünen-Stadtratsliste

Liberale wollen kräftig wachsen

Die Linke: 13 Stimmen gleich 100 Prozent

UBM: Probst holt 100 Prozent

UBM: Vier Neue für die Unabhängigen

CDU/SPD: Berti Adam und Sven Teuber an der Spitze

Berti Adams: Der bodenständige Metzgermeister

Thomas Egger: Politik mit Augenzwinkern

Sven Teuber: Der Mitteilsame

Johannes Verbeek: Der Willensstarke

Anja Matatko: Die Grüne mit dem grünen Daumen

Christiane Probst: Die Überraschende

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