AfD und FDP verursachen Überraschung und Schock

Bernkastel-Wittlich · Freude hier, Enttäuschung da - Sprecher der Parteien im Kreis und Bürgermeister äußern sich zum Wahlergebnis. Der Erfolg der AfD hat viele von ihnen schockiert. Von Seiten der Linken wird die Fünf-Prozent-Hürde kritisiert.

Bernkastel-Wittlich. Während am Wahlabend die ersten Hochrechnungen eintreffen, nehmen Politiker und Bürgermeister aus dem Landkreis Bernkastel-Wittlich Stellung.

Alex Licht, Landtagsabgeordneter und Kreisvorsitzender der CDU: "Für die Union kann man sagen, dass das ein ganz hervorragendes Ergebnis ist. Das Ansehen der Kanzlerin ist auch durch die hohe Wahlbeteiligung bestätigt worden. Das FDP-Ergebnis ist überraschend. Die Wahlbeteiligung zeigt, dass die Bürger sich als Demokraten legitimieren. Es ist ein positives Zeichen, dass auch so viele junge Leute wählen gehen."

Bettina Brück, Landtagsabgeordnete aus Thalfang und Kreisvorsitzende der SPD Bernkastel-Wittlich, erklärt: "Ich muss schon sagen, dass ich mir mehr erwünscht hätte. Wir haben unser Wahlziel nicht erreicht. Unsere Direktkandidaten Anja Bindges und Jens Jenssen haben toll gekämpft. Die CDU hat einen klaren Regierungsauftrag, aber Schwarz-Gelb ist abgewählt. Für die FDP ist es ein harter Schlag, aber da muss sich jede Partei selbst mit den Konsequenzen auseinandersetzen. Was ich schwierig finde, ist das gute Abschneiden der AfD. Ich hoffe, dass die unter der Fünf-Prozent-Hürde bleibt."

Uwe Andretta, Sprecher der Grünen im Kreis Bernkastel-Wittlich, sagt: "Wir sind enttäuscht, dass wir hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben sind. Vermutlich kommen nur zwei grüne Abgeordnete der Region in den Bundestag. Wäre schade, wenn Corinna Rüffer es nicht schaffen würde. Wegen der Pädophilie-Debatte, die skandalisiert wurde, ist es uns nicht gelungen, Inhalte rüberzubringen wie die Energiewende. Bei der Steuerdebatte haben wir richtig gelegen, aber da ist es uns auch nicht gelungen, das richtig zu vermitteln."

Rainer Stablo, Sprecher der Linken im Kreis, sagt: "Ich kann mit dem Ergebnis leben, auch wenn ich bei den Linken mit etwas mehr gerechnet hatte. Was mir besonders auffällt: Die Fünf-Prozent-Hürde ist eine ziemlich undemokratische Angelegenheit. Sie führt dazu, dass etwa 15 Prozent der Wähler nicht im Bundestag vertreten sind."

Dirk Richter, FDP-Kreisvorsitzender: "Es ist eine Zäsur in dieser Republik. Eine liberale Partei schafft keine fünf Prozent. Das ist schon bitter. Vor allem wenn man in die benachbarten europäischen Industrienationen schaut. Dieses Ergebnis habe ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt.
Offenbar haben die Menschen nach Spitzenkandidaten gewählt. Da war die FDP nicht gut aufgestellt. Ich hatte befürchtet, dass wir Stimmen an die AfD verlieren. Das war mir klar. Meinen Glückwunsch an die Sieger."

Joachim Rodenkirch (CDU), Bürgermeister der Stadt Wittlich: "Das ist ein eindeutiges Ergebnis für die Kanzlerin. Sie muss jetzt schauen, mit wem sie eine Koalition bildet. Dramatisch ist es für die FDP. Das wird die Partei vor eine Zerreißprobe stellen. Ein Stück weit überrascht bin ich über das gute Ergebnis für die AfD, weil man da ja viel Europafeindlichkeit raushört. Aber das spiegelt vielleicht auch das Unbehagen wider, was die Finanzkrise angeht."

Wolfgang Schmitz (CDU), Bürgermeister der VG Manderscheid: "Das Ergebnis der CDU halte ich für hervorragend. Es ist sehr bemerkenswert, als Partei über 40 Prozent zu kommen. Es macht nachdenklich, was mit der FDP passiert ist. Ich hätte mir persönlich gewünscht, dass die FDP dabeibleibt.
Was mich unter dem Strich sehr freut, ist, dass die Wahlbeteiligung zugenommen hat. Das ist eine Möglichkeit, aktiv die Politik mitzugestalten. In anderen Ländern werden Leute erschossen oder ins Gefängnis gesteckt, die das wollen. Ich rechne für die VG Manderscheid mit einer Wahlbeteiligung über dem Durchschnitt. Außerdem bin ich auf die Ergebnisse der Parteien auf Landesebene gespannt."

Marc Hüllenkremer (parteilos), Bürgermeister der VG Thalfang: "Da ich parteilos bin, möchte ich mich nicht direkt zu einzelnen Parteien äußern. Die Wahlbeteiligung ist offenbar höher als beim letzten Mal, und das ist eine gute Entwicklung. Es wäre schön, wenn sie alle auch ihre Wahlversprechen einhalten würden."

Andreas Hackethal, CDU-Bürgermeister der Einheitsgemeinde Morbach: "Das ist ein starkes Ergebnis für die Union, was sicher der klugen Politik der Kanzlerin zu verdanken ist. Die Menschen sehnen sich nach Stabilität in diesen Zeiten, und die Kanzlerin steht für Stabilität nicht nur in Deutschland, sondern in Europa. Über das Ergebnis der AfD bin ich erschrocken. Die AfD hätte das Zeug dazu, die Stabilität, die wir derzeit in Deutschland haben, aufs Spiel zu setzen."

Landrat Gregor Eibes (CDU) ist derzeit in Urlaub und war daher für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. eib/mai/hpl

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