Es gibt Jobs bei Rock am Ring, die sind richtig übel. Die Dixi-Klos sauber zu machen, gehört sicher nicht zu den Berufswünschen karriereorientierter Fünfjähriger. Schlimmer ist allerdings - auch wenn man widersprechen mag - eine andere Arbeit, hinter der Bühne. Nämlich Gitarren-Roadie zu sein bei Justice, das ist nicht nur harte Arbeit, sondern auch ziemlich nutzlose. Das französische Duo Xavier de Rosnay und Gaspard Augé macht irgendwas zwischen Elekro und House, garantiert ohne Gitarren. Dafür stehen aber beim nächtlichen Auftritt im Zelt links und rechts von den DJ-Pulten insgesamt 18 fette Marshall-Gitarren-Boxen, jeweils mit 4x12-Zoll-Lautsprechern, die trägt man nicht mit einer Hand durch die Gegend. Alles schicke Fassade.

Das macht aber nix. Denn Justice sind dermaßen tanzbar, grooven, liefern dazu gelegentlich gar noch Mitgröl-Stoff, dass selbst der Typ mit dem Metallica-Shirt neben mir ganz aus dem Häuschen ist. Und das, obwohl gleichzeitig Lemmy mit Motörhead auf der Alternastage rockt (dazu gibt's mehr vom Kollegen Jörg Pistorius). Ich erinnere mich: Metallica hatte ja auch mal ein Album namens "...and Justice for All". Da kann man nicht widersprechen. Musikalisch ist die Nähe allerdings nicht so gegeben. Vorher spielte im Zelt Moloko-Grande-Dame Roisin Murphy, hat mich aber aus der Ferne nicht gefesselt. Auch Rooney, die ich eigentlich mag, konnten mich nicht recht überzeugen: zu sommerlich, zu froh, zu beliebig - und zumindest zu Beginn ein bisschen wie Oasis ohne Zigaretten und Alkohol.

The Prodigy (Beginn: kurz vor 2 Uhr!) habe ich mir nur aus der Ferne gegeben. Die Knochen wollten nicht mehr. Klang aber nach gewohnter Prodigy-Live-Qualität. Fazit: ein überraschend bewegungsfreudiger Freitag, mit Dance und ein bisschen Metal. Man wird im Alter einfach zu tolerant. Wenn ich irgendwann noch Verständnis für aktuellen R'n'B oder Schlager haben sollte, wird es bedenklich. Aber das kann noch dauern. (AF)