Archiv 2008: Eine olympische Schlammschlacht

Mit dem olympischen Gedanken "Dabei sein ist alles" als Motto haben die Veranstalter von "Rocco del Schlacko" am Wochenende eine Riesen-Rockparty veranstaltet. Rund 11 000 Menschen waren bei der zehnten Auflage des zweitägigen Festivals auf dem Püttlinger Sauwasen dabei und bewiesen, dass ein Open-Air auch bei Platzregen nicht ins Wasser fallen muss.

 Gold für die Donots? Sänger Ingo Knollmann schaut überrascht. Foto: Ralf Heid

Gold für die Donots? Sänger Ingo Knollmann schaut überrascht. Foto: Ralf Heid

Püttlingen. (ahs/bec) Die 29. Olympischen Sommerspiele in Peking sind vorbei, gleiches gilt für das zehnte "Rocco del Schlacko" in Püttlingen. Sportliche Höchstleistungen auf deutscher Seite gab es sowohl im Reich der Mitte als auch an der Saar zu bestaunen. Und auch wenn auf der saarländischen Großveranstaltung der Spaß am Spielen im Vordergrund stand, hätte der ein oder andere deutsche Bühnenakrobat im größtenteils europäischen Teilnehmerfeld Edelmetall in der Disziplin "Massenbegeisterung" verdient gehabt.

Als musikalische Medaillen-Favoriten galten im Vorfeld ganz klar die Skandinavier. Denn "Turbonegro" (Norwegen) oder deren schwedische Nachbarn "Mando Diao" und "The (International) Noise Conspiracy" gelten als langjährig erprobt, um auf den Bühnen dieser Welt zu bestehen. Mit einer geringeren musikalischen Reichweite qualifizierten sich auf deutscher Seite die "Donots" (Ibbenbüren), "Kettcar" (Hamburg) und "Deichkind" (Berlin) für das Wettspiel um eine Festival-Medaille.

Selbstbewusst sexy, wenn auch wortkarg gingen die schwedischen Teilnehmer an den Start. Dennis Luxzén, Sänger von "The (International) Noise Conspiracy", fegte wie ein Hürdenläufer wild-lasziv über die Bühne. Bonuspunkte sammelte die Band für ihren abwechslungsreichen Punk-Rock jenseits der "Drei-Akkord-Grenze".

Die Bronzemedaille ging dann aber doch an die Landsmänner von "Mando Diao", die mit Superhits wie "Long before Rock'n'Roll" und "Ochrasy" bewiesen, dass sie zu den ganz Großen ihres Genres gehören. Dazu kam eine gehörige Portion Sexiness, für die insbesondere Sänger Björn Dixgård und Gustaf Norén in ihren Röhrenjeans sorgten. Verdient hätten den dritten Platz aber auch Mando Diaos norwegische Nachbarn "Turbonegro" aus Oslo. Mit einer soliden Bühnen-Performance und enormer Power ließen die Metal-Punker ihr Publikum den Regen vergessen. Den am Ende entscheidenden Punktverlust bescherte der Band jedoch ihr Frontmann "Hank von Helvete", der zwar mit seiner skurrilen Gesichtsbemalung die Blicke auf sich zog, wohl aber für die sinnfreiesten Ansagen sorgte, wie etwa "Ich bin scheißegeil". Aus dem musikalischen Rahmen und der Medaillenwertung fielen die Berliner "Deichkind" mit ihrem elektronischen Sprechgesang und einer beinahe sportlichen Choreografie. Hampelmänner und massenkompatible Parolen ("Yippie yippie yeah") brachten Bewegung in die Menge. Um Längen aussagekräftiger präsentierten sich da "Kettcar". Mit tiefsinnigen Texten, eingängig-schönen Melodien und ihrer sympathischen Ausstrahlung heimsten die Hamburger Gitarrenpopper die Silber-Medaille ein. Doch nicht nur "Kettcar" gehört zu den Bands, die bei "Rocco del Schlacko" einst als Geheimtipp gespielt haben. Nein, auch die "Donots" waren bereits auf dem Sauwasen zu Gast. Mit den Jahren haben die Alternative-Rocker aus dem nordrhein-westfälischen Ibbenbüren an Bekanntheit und Bühnenpräsenz gewonnen, die sie in Püttlingen dieses Jahr voll ausspielten. Verdientes Gold gibt es darum für die Donots, die mit "Festival-Händen" und einem Laufkreis ("Circle Pit") aus 11 000 Menschen eine begeistert feiernde Masse machten.

EXTRA

Der Medaillenspiegel:Gold: Donots (GER) Silber: Kettcar (GER) Bronze: Mando Diao (SWE) Dabei sein war alles, hieß es auch für "Madsen" (Wendland), K.I.Z. und Jennifer Rostock (beide Berlin), die saarländischen Newcomer "No one knows", "Mikroboy" und "Johnboy", "Gogol Bordello" (USA), "Grand Island" (Norwegen), "Dúné" aus Dänemark und "Eternal Tango" aus Luxemburg. (ahs)

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