Vorbereitungen laufen So spannend wird die Landesausstellung „Der Untergang des Römischen Reiches“ 2022 in Trier

Trier · Es bleibt bis heute unfassbar, dass ein so gewaltiges, kultiviertes Reich wie das Römische vor 1600 Jahren untergegangen ist. Und wie tief die Zivilisation in Europa dadurch gefallen ist. Die nächste große Landesausstellung in Trier widmet sich vom 25. Juni bis 27. November 2022 dem Thema.

 Dieses Plakat wird man in der Region noch oft sehen. Es bewirbt die Landesausstellung „Der Untergang des Römischen Reiches“ 2022 in Trier. Der Marmorkopf aus dem Bestand des Rheinischen Landesmuseums in Trier zeigt Kaiser Gratian, der von 367 bis 383 regierte.

Dieses Plakat wird man in der Region noch oft sehen. Es bewirbt die Landesausstellung „Der Untergang des Römischen Reiches“ 2022 in Trier. Der Marmorkopf aus dem Bestand des Rheinischen Landesmuseums in Trier zeigt Kaiser Gratian, der von 367 bis 383 regierte.

Foto: Thomas Zuehmer

Auch wenn das Rheinische Landesmuseum in Trier wie alle Museen wegen des Corona-Lockdowns geschlossen ist, liegt es keineswegs im Dornröschenschlaf. Denn hier treten die Vorbereitungen für die große Landesausstellung „Der Untergang des Römischen Reiches“ gerade in die entscheidende Phase. Mit einer aufwändig gestalteten Broschüre präsentiert das Haus sich und seine Konzeption, mit der es international bei 80 renommierten Museen und Einrichtungen in 20 Ländern um insgesamt rund 400 Leihgaben anfragt. „Niemals zuvor“, heißt es darin, „wurde dem Untergang des Römischen Reiches eine derart umfassende Ausstellung gewidmet.“ Sie soll vom 25. Juni bis 27. November 2022 mit einzigartigen Exponaten und auf der Grundlage neuester Forschungsergebnisse in Archäologie und Altertumswissenschaften überregional Besucher nach Trier ziehen. Dazu verspricht Projektleiterin Anne Kurtze ein spannend inszeniertes Besucher-Erlebnis für ein breites Publikum.

„Wir wollen die ganz großen kulturgeschichtlichen Themen aufgreifen“, sagt Museumsdirektor Marcus Reuter. „Das hat bei ,Nero’ wunderbar funktioniert, und ich glaube, der Untergang des Römischen Reiches ist auch ein Thema, das die Menschen ungeheuer fasziniert.“ Schon der Blick auf die Wasserversorgung des römischen Trier verdeutliche die Fallhöhe. „Das ausgeklügelte System mit Wasser- und Abwasserleitung ist mit dem Ende des Römischen Reiches komplett zum Erliegen gekommen“, so Reuter. „Man hat bis ins frühe 20. Jahrhundert eigentlich nur Plumpsklos gehabt. Erst 1903 hat Trier wieder eine Kanalisation bekommen und fließend Wasser. Da wird einem erstmal so bewusst, welcher Kulturbruch da stattgefunden hat mit dem Untergang des Römischen Reiches.“ Reuter ist überzeugt: „An keinem anderen Ort in Mitteleuropa kann man das Thema Untergang des Römischen Reiches so gut präsentieren wie hier in Trier. Trier war Kaiserresidenz, Trier war eigentlich der Dreh- und Angelpunkt, hier wurde Geschichte geschrieben.“

 Das Ölgemälde „Die Lieblinge von Kaiser Honorius“ von John William Waterhouse (1883) veranschaulicht eindrucksvoll römische Dekadenz. Gut möglich, dass das Bild 2022 in Trier gezeigt wird.

Das Ölgemälde „Die Lieblinge von Kaiser Honorius“ von John William Waterhouse (1883) veranschaulicht eindrucksvoll römische Dekadenz. Gut möglich, dass das Bild 2022 in Trier gezeigt wird.

Foto: © Eric TEISSEDRE - 06 08 50 73 4 und Thomas Zühmer

Auf Mitteleuropa wird sich die historische Ausstellung, für die das Land 3,2 Millionen Euro bereitstellt, allerdings nicht beschränken. „Uns ist wichtig, auch Exponate aus Nordafrika zu zeigen“, sagt Kurtze. Denn an der dortigen Machtübernahme durch die Vandalen lässt sich die Auflösung der römischen Herrschaft gut exemplarisch zeigen. Auch die blutigen innerrömischen Machtkämpfe, die Auswirkungen der Völkerwanderung und viele weitere Faktoren des Zerfalls in den letzten Jahrhunderten des antiken Weltreichs nimmt die Schau im Landesmuseum exemplarisch in den Blick, auch mit kontroversen Positionen heutiger Historiker. Schließlich gibt es Hunderte Theorien für den Niedergang des Imperiums. Und jede Zeit bringt neue Positionen hervor. So nimmt die Forschung aktuell Klima-Aspekte stärker in den Blick, wie Reuter bemerkt. Auch Migration, Überbürokratisierung und religiöse Auseinandersetzungen spielen eine Rolle. „Das Thema hat unglaublich viele Gegenwartsbezüge“, so Reuter. „Und man merkt, dass es viele Menschen bewegt.“

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