Alle Infos Von wegen Untergang! - Die Römer sind wieder lebendig - Landesausstellung startet

Trier · Die Planungen zur großen Landesausstellung „Der Untergang des Römischen Reiches“ in Trier begannen vor vier Jahren. Am heutigen Freitag ist die feierliche Eröffnung. Was die Besucher in den drei beteiligten Museen erwartet und wo sie noch weitere Informationen finden.  

Das Erbe Roms: Eindrücke zur Landesausstellung aus dem Stadtmuseum Simeonstift
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Das Erbe Roms: So war die Landesausstellung im Stadtmuseum Simeonstift

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Foto: Thorben Behring

Von diesem Samstag an geht die große Landesausstellung in Trier einem Rätsel der Weltgeschichte nach: Wie konnte es passieren, dass das Römische Reich unterging? Ein Imperium, das größer war als die heutige EU und für breite Bildung, Theater und ausgeklügelte Infrastruktur stand. Haben Horden von Barbaren es von außen erobert? Waren es unfähige junge Kaiser oder die Christen? Oder brach am Ende gar die berühmt-berüchtigte Dekadenz spätrömischer Eliten dem Reich das Genick?

Für Marcus Reuter, Direktor des Rheinischen Landesmuseums, ist der Fall klar: Er stellt einen Satz aus einem Film über den Untergang Roms quasi als Motto an den Anfang des Rundgangs: „Ein Weltreich wird von äußeren Feinden erst besiegt, wenn es sich von innen her selbst zerstört hat.“ Laut Reuter ist es das erste Mal überhaupt, dass sich eine Ausstellung diesem komplexen Thema widmet. Rund 700 Exponate von 130 Museen aus 20 Ländern sind zusammengekommen, verteilt auf drei Museen. Zu den Leihgebern gehören der Louvre in Paris, das British Museum in London sowie die Vatikanischen Museen in Rom. Das Budget beläuft sich auf 5,7 Millionen Euro, wovon das Land etwa 3,7 Millionen Euro trägt. Es wird mit mindestens 100.000 Besuchern gerechnet. Neben dem Land Rheinland-Pfalz sind die Stadt Trier und das Bistum Trier an der Schau beteiligt.

Was ist zu sehen?

Das Rheinische Landesmuseum nimmt die politischen Entwicklungen zwischen der Mitte des vierten und dem Ende des fünften Jahrhunderts in den Blick und konzentriert sich dabei auf das Weströmische Reich und besonders die Position des Kaisers. Chronologisch erzählen die Exponate, darunter Statuen, Münzen, Schmuck und antike Dokumente, auf etwa 1000 Quadratmetern vom glanzvollen Leben in den Residenzen wie Trier, dem sich verändernden Militär, den Germanen, der Plünderung Roms, den Bürgerkriegen, dem aufstrebenden Christentum und schließlich dem langen Ende.

Ein Clou der Gestaltung: Das Licht und die Farben der 14 Räume passen sich dem Stand des Niedergangs an. Es wird nach dem weißen Licht zu Beginn am Ende ziemlich dunkel. Zur Schau gehört zum Beispiel der Marmor-Kopf einer Aphrodite aus dem Archäologischen Nationalmuseum Athen (Griechenland), dem man später ein christliches Kreuz eingemeißelt hat. Weitere Highlights sind ein Porphyrtorso aus Ravenna, der mit Gold überzogene Paradehelm von Berkasovo (Serbien), eine Silberschale von Kaiser Valentinian aus Genf, ein Mosaik aus Tunesien sowie Holztäfelchen aus Nordafrika. Etwa ein Viertel der 400 Exponate stammt aus dem eigenen Bestand und aus dem der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz.

Das Museum am Dom beleuchtet die Rolle des Christentums in der Zeit des Übergangs ins Mittelalter. Der Titel: „Im Zeichen des Kreuzes – Eine Welt ordnet sich neu“. Zu den 176 Exponaten zählen Teile des Marmorfußbodens aus dem antiken Teil des Trierer Doms sowie Grabinschriften und -beigaben, die bei Ausgrabungen auf dem Gräberfeld rund um St. Maximin geborgen wurden. Darunter sind kostbare Textilien aus Seide und Purpurwolle, in denen sich die städtischen Eliten seinerzeit begraben ließen. Damit Besucher die Beschaffenheit der Materialien auch sinnlich erfahren können, ist eine Riechstation eingerichtet, an der sie an echtem Purpur oder an Heublumen schnuppern können. Auch die Forschungen rund um den Heiligen Paulinus werden hier präsentiert.

Dieses Kapitell stammt   aus dem Trierer Dom.

Dieses Kapitell stammt aus dem Trierer Dom.

Foto: Museum am Dom, Trier

Wie sehr Menschen aller Epochen sich auf die Römer bezogen, das macht das Stadtmuseum Simeonstift anschaulich. Unter dem Titel „Das Erbe Roms. Visionen und Mythen in der Kunst“ zeigen die 137 Exponate, wie Römer entweder imitiert oder als Feindbild bekämpft wurden. In der Auseinandersetzung mit der römischen Welt wachsen überall in Europa die Nationalhelden – von Arminius (Deutschland) bis Vercingetorix (Frankreich) oder Budiccea (England). Zahlreiche große historistische Gemälde des 19. Jahrhunderts liefern die Bilder, die den Filmemachern auch des 21. Jahrhunderts noch als Vorlage dienen.

Wann ist die Landesausstellung in Trier geöffnet?

„Der Untergang des Römischen Reiches“ läuft vom 25. Juni bis 27. November in den drei Trierer Museen. Geöffnet ist die Ausstellung dienstags bis sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr, für geführte Gruppen jeweils von 9 bis 18 Uhr. Letzter Einlass ist um 17.15 Uhr. Montags sind die Ausstellungsräume geschlossen.

Wie viel kostet der Eintritt in den Museen?

Die drei Museen bieten jeweils Einzeltickets sowie ein Kombipaket an. Dieses wird für alle drei Museen 22 Euro für Erwachsene (Schüler, Studenten, Azubis, Arbeitslose und Schwerbehinderte: 19 Euro) kosten. Für Familien, Gruppen und Schüler im Klassenverband gelten abweichende Preise. Eintrittspreise für nur ein Museum schwanken zwischen 8 und 14 Euro (Erwachsene) beziehungsweise 6,50 und 12 Euro (ermäßigt), auch hier gelten abweichende Preise für Familien und Gruppen.

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 Die Skulptur von Marcel Debut (1865–1933) zeigt den gallischen Freiheitskämpfer Vercingétorix. Viele französische Bildhauer haben sich mit ihm beschäftigt.

Die Skulptur von Marcel Debut (1865–1933) zeigt den gallischen Freiheitskämpfer Vercingétorix. Viele französische Bildhauer haben sich mit ihm beschäftigt.

Foto: © 2021 LES EDITIONS ALBERT RENE / GOSCINNY - UDERZO und Stadtmuseum Simeonstift Trier

Im Angebot sind auch Dauerkarten. Ausgewählte Tickets sind online erhältlich. Die jeweils gültigen Eintrittspreise listen die Ausstellungsmacher auf der offiziellen Website. Zum kombinierten Besuch der Trierer Römerbauten und der Landesausstellung wird die „Untergangs-Antiken-Card“ angeboten. Auch für die Kombination von Landesausstellung und Schatzkammer oder Domschatz gibt es Vergünstigungen.

Welche Angebote gibt es für Kinder und Jugendliche sowie Schulen?

Alle drei Museen bieten Extra-Programme und Services für junge Leute und Schulklassen an, die auf verschiedene Altersstufen zugeschnitten sind. Sie sind buchbar über: untergang2022@trier-info.de. Kinder unter 7 Jahren zahlen generell keinen Eintritt.

 Dieser Paradehelm von Berkasovo aus dem vierten Jahrhundert gehörte einem hohen militärischen Amtsträger. Er ist mit Gold überzogen und zeigt die besondere Bedeutung, die dem Militär des Römischen Reiches in der Spätantike zukam, das hier seine Macht demonstrierte.

Dieser Paradehelm von Berkasovo aus dem vierten Jahrhundert gehörte einem hohen militärischen Amtsträger. Er ist mit Gold überzogen und zeigt die besondere Bedeutung, die dem Militär des Römischen Reiches in der Spätantike zukam, das hier seine Macht demonstrierte.

Foto: Rheinisches Landesmuseum/Th.Zuehmer/Rheinisches Landesmuseum

Wird es einen Katalog zur Landesausstellung in Trier geben?

Ja, sogar mehrere. Den offiziellen Katalog mit Beiträgen von 57 Autoren, darunter namhafte, auch internationale Untergang-Forscher, bezeichnet Reuter als einen „Meilenstein in der Untergang-Forschung“. Er kostet 40 Euro.

Außerdem bietet das Museum am Dom einen eigenen Katalog an (30 Euro). Die Schatzkammer in der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier wiederum hat für ihre Begleitausstellung zum „Fortwirken Roms in der Bildungsgeschichte des Mittelalters“ ebenfalls einen eigenen Katalog herausgebracht.

Begleitprogramm

In der Stadt Trier finden begleitend zur Ausstellung zahlreiche Kunstprojekte und Veranstaltungen statt. So präsentiert beispielsweise die Tufa Trier eine Fotoserie, die sich um die sozialen Untergänge dieser Welt dreht. Das Theater Trier lädt mit „Untergänge“ im September und Oktober auf eine Reise durch die Katastrophen der Vergangenheit ein. Und das Angela-Merici-Gymnasium stellt „Frauen – Zentrale Nebenfiguren des Römischen Reiches“ in einer eigenen Ausstellung vor. Das komplette Programm steht unter www.untergang-rom-kulturprogramm.de.

Bestehen Einschränkungen für Rollstuhlfahrer oder Besucher mit Gehbehinderungen?

Alle drei Museen sind nach Angaben der Organisatoren barrierefrei – entweder weil sie ebenerdig sind und/oder über Aufzüge verfügen. Behindertentoiletten sind vorhanden.

Wird es Angebote von Führungen geben?

Es gibt zahlreiche Führungsangebote, sowohl für einzelne Museen als auch für alle drei. So wird beispielsweise eine große Kombiführung für alle drei Museen (inklusive Wegezeit mit einer Dauer von dreieinhalb Stunden) angeboten.

Weitere Informationen

Mehr Infos gibt es auf volksfreund.de/untergang sowie auf der Website der Organisatoren unter untergang-rom-ausstellung.de oder können per Mail an untergang2022@trier-info.de oder unter Telefon 0651/97808-52 (Führungen) erfragt werden.

Diese Büste des römischen Kaisers Gratian (375-383 n. Chr.) steht in einem Ausstellungsraum des Rheinischen Landesmuseums. Gratian residierte einst in Trier.

Diese Büste des römischen Kaisers Gratian (375-383 n. Chr.) steht in einem Ausstellungsraum des Rheinischen Landesmuseums. Gratian residierte einst in Trier.

Foto: dpa/Harald Tittel
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