Betränke im Eifeler Hausgebrauch

Das Hauptgetränk der Bauern war der Viez. Beliebtes Viezobst waren die roten Holzäpfel und die Birnen.

Das Obst wurde nach der Ernte auf einer Wiese in großen Bergen zum Nachreifen gelagert, anschließend in einer Mühle zerkleinert und zerquetscht. Jetzt gelangte es in die Kelter. Eine Holzbütte sammelte den Most auf, der anschließend in kleine Fässer umgefüllt wurde. In den Kellern gelangte er schließlich in große Viezfässer. Frischer "süßer" Most wurde gerne getrunken, dagegen lagerte der Viez zum Gären oft monatelang in den Fässern. Nach der Volksmeinung half Viez gegen Magen- und Darmerkrankungen und galt als "Blutverdünner".

Schnaps oder Branntwein gehörte in jede Bauernstube. Er wurde aus den gepreßten Rückständen des Viezobstes gewonnen, seltener waren Zwetschgen, Schlehen, Mirabellen und Korn. Diese Rückstände wurden nach dem Keltern in große Fässer gefüllt und gestampft. In der Brennerei kochte man diese Masse in einem Kupferkessel. Der gewonnene Schnaps wurde in Korbflaschen gefüllt und gehütet wie ein rohes Ei. Er wurde äußerlich und innerlich angewandt bei Mensch und Tier. Männer tranken fast regelmäßig am Morgen ihr "Tröpchen". An den Kirmestagen genoß man den Schnaps oft allzu reichlich, was nicht selten zu Auswüchsen führte. Frauen stellten darüber hinaus ihren eigenen "Aufgesetzten" her: Schnaps wurde auf Schwarze Johannisbeeren gegossen, wo er einige Monate meist an der sonnigen Fensterseite verbrachte.

Häufig stellten Frauen auch Wein aus Heidelbeeren, Johannisbeeren oder Brombeeren her. Bier war in den Eifeler Bauernhäusern nicht üblich, ihm galt nur die Aufmerksamkeit der Männer nach dem Hochamt beim Frühschoppen oder beim sonntäglichen Karten- oder Kegelspiel. Eine Ausnahme gab es jedoch: beim Richtfest spendierte der Bauherr den Handwerkern ein Fäßchen.
Während des gesamtes Jahres wurden Heilkräuter in Feld, Wiese und im Garten gesammelt. Nach der Trocknung auf dem Speicher wurden die Tees gegen die verschiedensten Erkrankungen eingenommen. Tee galt in der Eifelbevölkerung nicht als Getränk im engeren Sinn, sondern vielmehr als Heiltrunk. Besonders beliebt war der Kamillentee, der Pfefferminztee, der in jedem Bauerngarten wuchs, und der Lindenblütentee.

Vor allem Kinder tranken gekochte, heiße oder kalte Milch. Kakao war bis in die 50er Jahre äußerst selten. Auch das Gesinde trank Milch, seltener die Erwachsenen. Dicke Milch war eine Eifeler Spezialität. Sie wurde roh oder in Verbindung mit Obst gelöffelt. Buttermilch trank man besonders gerne in gekühltem Zustand.

Joachim Schröder, Pronsfeld

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