Bongartz wird neuer Stadtbürgermeister in Gerolstein

Gerolstein · Gerolstein bekommt einen neuen Stadtbürgermeister: Bei der Stichwahl an Pfingstsonntag hat sich CDU-Herausforderer Friedhelm Bongartz (58,6 Prozent) klar gegen den parteilosen Amtsinhaber Bernd May (41,4 Prozent) durchgesetzt. Die Wahlbeteiligung lag – aufgrund des schlechten Ergebnisses in der Kernstadt – nur bei 37,5 Prozent.

 Wahlsieger Friedhelm Bongartz (CDU) nimmt die Glückwünsche entgegen.

Wahlsieger Friedhelm Bongartz (CDU) nimmt die Glückwünsche entgegen.

Foto: Mario Hübner

Um 18.40 Uhr am Pfingstsonntag stand es fest: Gerolstein bekommt einen neuen Stadtbürgermeister. Es ist Friedhelm Bongartz (75), der im Rathaussaal großen Applaus bekam, nachdem das vorläufige Endergebnis auf dem Bildschirm angezeigt wurde: 58,6 Prozent für ihn als CDU-Herausforderer, 41,4 Prozent für den parteilosen Amtsinhaber Bernd May.

Noch bevor Wahlleiter und Erster Stadtbeigeordneter Albert Müller das Wahlergebnis verkündete und Bongartz zum designierten Stadtbürgermeister ausrief, nutzte der sichtlich bewegte Wahlsieger die Gelegenheit zu einer spontanen Dankesrede vor den gut zwei Dutzend Gästen im Rathaus: "Ich bin sehr gerührt. Ich hatte mit diesem Ergebnis nicht gerechnet - nicht in dieser Deutlichkeit." Mit dem Abstand einiger Minuten sagte er dem TV außerdem: "Solch ein Ergebnis ist mir von Freunden zwar ein paar Mal prophezeit worden, ich hab das aber niemandem geglaubt."

Der CDU-Mann kündigte eine "überparteiliche Zusammenarbeit zum Wohle der Stadt Gerolstein" an - und lud zur Feier in die Schwarzbrennerei ein.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Amtsinhaber Bernd May, der mit seiner Frau ins Rathaus gekommen war, das Gebäude bereits wieder verlassen. Schon während der ersten Ergebnisse aus dem großen Wahllokal im Rathaus (Bongartz 55,3 Prozent, May 44,7 Prozent, Wahlbeteiligung 12,9 Prozent !) und dem kleinen aus Bewingen (Bongartz 56,8 Prozent, May 43,2 Prozent) zeichnete sich für den Amtsinhaber ein negativer Trend ab, der sich immer mehr bestätigte - und den May mit Fassungslosigkeit, Kopfschütteln und Bemerkungen wie "unfassbar" oder "unglaublich" quittierte.

Mit einem Tag Abstand sagte das abgewählte Stadtoberhaupt: "Herr Bongartz hat weder politische Erfahrung noch Verwaltungswissen. Daher wird man schon bald merken: Diese Wahl ist eine Personalunion (Verbandsbürgermeister leitet die Geschäfte der VG und der Stadt, Anm. d. Red.) durch die Hintertür. Ich wünsche Gerolstein viel Glück." Sein Mandat im VG-Rat will May annehmen, "und auch als Bürger der Stadt werde ich sehr aufmerksam die Entwicklung verfolgen und mich einbringen".

Anwesend war auch der im ersten Wahldurchgang knapp unterlegene FWG-Kandidat Heinz Weber, der aber künftig für die Freien Wähler im Stadtrat sitzen wird. Und seine Frau Gerline Blaumeiser (FWG), die neue Vizechefin des Gewerbevereins Gerolstein, die ebenfalls dem neuen Stadtrat angehört und sich über das Wahlergebnis freute, sagte in Anspielung auf das schwüle Klima im Rathaussaal: "Dicke Luft hier im Rathaus? Ach was, jetzt kommt frischer Wind rein."

Zum Klima befragte der TV auch den Verwaltungschef Matthias Pauly (CDU) nach dem Ausgang der Stadtbürgermeisterwahl. Denn er und May konnten in der Vergangenheit oftmals nicht gut miteinander. Pauly sagte: "Die Zusammenarbeit zwischen dem Rathauschef und dem Stadtbürgermeister wird künftig besser werden - mit Sicherheit."Meinung

Aus dem Amt gefegt
Bernd May hat als Amtsinhaber nur etwas mehr als 40 Prozent der Stimmen bekommen. Gut 17 Prozent oder 387 Stimmen weniger als sein Herausforderer. Man muss es so deutlich sagen: Er ist nach nur dreieinhalb Jahren Amtszeit aus dem Amt gefegt worden. Aber wieso? Schließlich hat er einige Dinge angestoßen und zu einem guten Ende gebracht (Kita Lindenanlage, Ausbau der Hauptstraße, DRK-Rettungswache).

Drei Punkte fallen ins Gewicht: Erstens hat er offensichtlich weder in der Bevölkerung noch im Stadtrat jemals das volle Vertrauen erlangt. Das hat vor allem mit der Nähe seiner Arbeit als Immobilienmakler und dem oft ähnlich gelagerten Aufgabengebiet als Stadtchef zu tun. Da ist ihm nicht gelungen zu überzeugen, dass er die strikte Trennung hinbekommt.

Zweitens ist er oft angeeckt und hat es nicht geschafft, die nötigen Sympathiepunkte zu sammeln.

Drittens ist er gegen einen CDU-Mann angetreten. Die ist und bleibt vorerst die bestimmende Kraft in der Brunnenstadt und wollte unbedingt die Scharte auswetzen, die ihnen May nach dem Abgang ihres Stadtbürgermeister Schwartz zugefügt hat. Und Bongartz? Der wird Zeit brauchen, um ins Amt zu finden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort