Brot, Butter und ein pinkelndes Schwein: Werbespots der Parteien
Berlin · Alle (vier) Jahre wieder erlebt die Fernsehnation ein besonderes Schauspiel, meist kurz nach den Abendnachrichten. Dann flimmern die Wahlwerbesendungen der Parteien über die Mattscheibe. Neben Plakaten gehören die Fernsehspots zur zweiten Welle der Wählerberieselung. Grund genug, die 90-Sekunden-Clips der Etablierten mal zu bewerten.
Berlin. Bei der CDU sitzt Angela Merkel wie die Märchenmutti im roten Jäckchen auf dem schwarzen Sofa. Also doch die große Koalition? "Es gibt Momente, da steht viel auf dem Spiel", säuselt die Kanzlerin, während Gitarre und Klavier verträumt klimpern. Die Kamera fährt immer wieder ran an Merkels Gesicht. O là là, gewagt, man kann ihre Schminke sehen. Einige Einstellungen erinnern an ein früheres CDU-Motto: Politik ohne Bart. Der Spot ist klug, weil er auf das einzige setzt, was die Union zu bieten hat: Merkel. Am Ende fühlt man sich ins Bett gebracht - und die Kanzlerin knipst das Licht aus.Bundestagswahl 2013
Die SPD hat ihr Rednerpult auf eine 2800 Kilometer lange Reise geschickt. Ein Mann auf dem Sportplatz, einer im Garten oder eine tätowierte Mutter, alle dürfen betroffen und wütend sein. "Wir brauchen \'nen Mindestlohn, absolut!", hört man. Außerdem sorgen sich Camper um ihre Rente. Das alles wirkt bemüht. Peer Steinbrück tritt in den letzten zwölf Sekunden auf. Er wolle Bundeskanzler werden, "weil in Deutschland etwas aus dem Lot geraten ist", sagt er. Was war denn noch mal aus dem Lot geraten? Mist, schon vergessen.
Von wegen nur Veggie - mitten in ihrem Spot lassen die Grünen erst einmal ein Schwein auf die Wiese pinkeln. "Also mir schmeckt Massentierhaltung nicht", sagt ein weichgespülter Spitzenkandidat Jürgen Trittin. Dabei guckt seine Co-Moderatorin, Katrin Göring-Eckardt, ihn an wie die Volksmusikerin Marianne ihren Volksmusiker Michael. "Wir brauchen endlich eine Politik, die in das Leben der Menschen passt", flötet sie zurück. Deswegen rollt vermutlich auch ständig der Drops mit der Aufschrift "Und Du?" durchs Bild.
Was für ein Pech. Da kauft die FDP bei einer Agentur Bilder einer Familie ein (aus Slowenien!), bastelt sie in ihren Spot und merkt nicht, dass die NPD dieselben Bilder verwendet. Hoffentlich ist die Butter, die Rainer Brüderle in einer Bäckerei auf die Stulle schmiert, nicht Margarine. Dann wäre ja der Satz: "Menschen, die hart arbeiten, denen darf man nicht die Butter vom Brot nehmen", Kappes. "Deutschland geht es gut", näselt Brüderle mit Wellness-Musik im Hintergrund. "Ich möchte, dass es auch Ihnen gut geht". Der Arzt ihres Vertrauens. Keine neuen Steuern, Mittelstand sichern, und nochmals keine neuen Steuern. Typisch FDP, nichts Neues.
Rums. Gegen Ende ihres Spots katapultieren die Linken den Satz "Damit Ihre Probleme ernst genommen werden" auf die Mattscheibe, untermalt vom Geräusch eines sich schließenden Reißverschlusses. Ernst nehmen kann man die in Szene gesetzte Schauspieltruppe mit ihren Klageliedern aber nicht. "In unserem Callcenter ist es verboten, sich gewerkschaftlich zu organisieren", bedauert sich eine junge Blondine. "Bitte noch mal", würde jeder Regisseur rufen. Gut gemacht ist, wie den Akteuren im Film das Wort verboten wird. Ansonsten ist der Spot wie die Linke oft selbst - gerne missmutig.
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