Bürger für Bürger: Ihr Minimalziel ist ein Mandat

Hermeskeil · Die etablierten Akteure in der Kreispolitik bekommen aus dem Hochwald neue Konkurrenz. Die Wählergruppe „Bürger für Bürger" (BFB), im Raum Hermeskeil schon seit 2004 kommunalpolitisch aktiv, wird am 7. Juni erstmals für den Kreistag kandidieren. Auf der jetzt aufgestellten Liste ist vor allem die Reinsfelderin Christina Spies auf Rang zwei eine überraschende Personalie.

Vor fünf Jahren gelang der damals neu gegründeten offenen Wählergruppe „Bürger für Bürger“ um den Ex-CDU-Mann Ottmar Muno, den früheren SPD-Fraktionssprecher Udo Moser und den Grünen-Politiker Paul Port bei den Stadt- und Verbandsgemeinderatswahlen in Hermeskeil ein Achtungserfolg.

Mit jeweils vier Mandaten wurde die BFB in beiden Gremien hinter CDU und SPD, aber noch vor der Freien Wählergruppe (FWG) drittstärkste politische Kraft. „Jetzt wollen wir neue Wege gehen und uns erweitern“, sagt Muno.

Sprich: Die „Bürger für Bürger“ werden beim Urnengang am 7. Juni auch um den Einzug in den Kreistag kämpfen. „Unser Minimalziel ist ein Mandat. Zwei Plätze und damit Fraktionsstatus wäre natürlich das Wunschergebnis“, so der BFB-Vorsitzende.

Über das entscheidende Motiv, auch auf Kreisebene anzutreten, sagt er: „Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, dass der Hochwald im Kreistag stärker vertreten ist.“

Denn dieses Gremium spiele für die Weichenstellungen bei wichtigen politischen Themenfeldern für Hermeskeil und Umgebung, wie der Konversion oder dem Erhalt der Hunsrückbahnstrecke, eine maßgebliche Rolle. „Wenn wir es in den Kreistag schaffen, können wir den Interessen unserer Region auch mehr Gehör verschaffen“, argumentiert Muno.

Auf der am Sonntagabend aufgestellten BFB-Kreistagsliste steht er auf Rang eins, der Stadtbürgermeisterkandidat Udo Moser findet sich an dritter Stelle wieder.

Die eigentlich überraschende Personalie stellt aber Christina Spies auf Position zwei dar. Die Reinsfelder Architektin – Ehefrau von SPD-Ortsbürgermeister Rainer Spies – hat seit 20 Jahren für die Sozialdemokraten ein Mandat im Kreistag inne. „Die kommunalpolitische Arbeit macht mir zwar immer noch Spaß, und ich will sie auch gerne fortsetzen. Mit dem SPD-Kreisvorstand stimmt aber ganz einfach die Chemie nicht mehr“, sagt Christina Spies. Auch mit einigen Entscheidungen der Partei auf Bundes- und Landesebene habe sie Probleme.

„Ich bin zwar noch SPD-Mitglied. Es ist aber nicht mehr meine politische Heimat“, begründet sie im TV-Gespräch ihren Wechsel ins Lager der BFB.Zwar ist auf der Kreistagsliste die Dominanz von Bewerbern aus dem „BFB-Ursprungsland“ Hermeskeil augenfällig.

Zwei Mitstreiter aus anderen Verbandsgemeinden (VG) hat die Wählergruppe aber gefunden. Auf Rang vier steht Klaus-Jürgen Treinen, Gemeinderatsmitglied in Lampaden (VG Kell) und Inhaber eines Optikgeschäfts in Hermeskeil. Auf Position acht kandidiert Edgar Ring aus Lorscheid (VG Ruwer).

Ein bekannter Name fehlt indes auf der BFB-Kreistagsliste. Paul Port (Reinsfeld) bleibt im Kreis weiter den „Grünen“ verbunden und geht für diese als Doppelspitze mit Heide Schütz ins Rennen (der TV berichtete).

Auf VG-Ebene – in Hermeskeil sind die Grünen nicht organisiert – will Port aber nach wie vor für die BFB ins Rennen gehen.

Um bei der Kreistagswahl mitmachen zu dürfen, muss die BFB als „Neuling“ nun noch 230 Unterstützungs-Unterschriften sammeln und bei der Kreisverwaltung vorlegen.

Meinung:
Personeller Paukenschlag
Von Axel Munsteiner

Eins ist sicher: Personell ist der BFB bei ihrer Premiere auf Kreisebene im Wahlkampf schon mal der erste Paukenschlag gelungen. Mit Christina Spies hat die bislang auf Hermeskeil konzentrierte Wählergruppe einen bekannten Namen in der Kreispolitik an Land gezogen und sich wieder einmal als Sammelbecken für Mandatsträger erwiesen, die sich enttäuscht von ihrer bisherigen Partei abwenden. Pikant: Christina Spies ist nun in einer Wählergruppe engagiert, der zumindest auf VG-Ebene auch Paul Port angehört. Der ist in Reinsfeld aber politischer Konkurrent von Spies' Ehemann Rainer. Das ist eine fürwahr kuriose Konstellation! Da die Dreiprozent-Hürde gefallen ist, die Zustimmung von circa 1200 Wählern ein Mandat im 46-köpfigen Kreistag bringt und die BFB 2004 allein in der VG Hermeskeil von rund 840 Menschen gewählt wurde, erscheint der Einzug ins Kreis-Gremium alles andere als unrealistisch. Falsch wäre es, die BFB als reine Protestpartei abzuqualifizieren. So hat sie, um nur ein Beispiel zu nennen, bei der Diskussion über den Erhalt der Hunsrückbahn im Hermeskeiler VG-Rat mit der CDU auf einer Wellenlänge gelegen.


Extra
Die Spitzenkandidaten


1. Ottmar Muno (Hermeskeil), 2. Christina Spies (Reinsfeld), 3. Udo Moser (Hermeskeil), 4. Klaus-Jürgen Treinen (Lampaden), 5. Hermann Meter (Züsch), 6. Mario Leiber (Hinzert-Pölert), 7. Hans-Joachim Trösch (Hermeskeil), 8. Edgar Ring (Lorscheid), 9. Wilfried Lemm (Hermeskeil), 10. Karin Feis (Hermeskeil)

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