Bundestagswahl: Nahezu jeder dritte Wähler hat sein Kreuzchen schon gemacht

Trier · Immer mehr Bürger füllen ihren Stimmzettel zu Hause aus statt in der Wahlkabine. Rund um Trier macht dieses Mal bereits jeder dritte Wähler Briefwahl, schätzen Experten. Verfassungsjuristen sehen das Wahlgeheimnis bedroht.

 Im September stehen 14 Listen zur Wahl. Foto: Jens Wolf/ Archiv

Im September stehen 14 Listen zur Wahl. Foto: Jens Wolf/ Archiv

Sigmar Gabriel wird am übernächsten Sonntag nicht zur Wahl gehen. Ist ausgerechnet der SPD-Bundesvorsitzende ein Wahlverweigerer? Natürlich nicht. Sigmar Gabriel hat schon gewählt - so wie Tausende anderer Bürger ebenfalls.

Die Briefwahlquote steigt von Wahl zu Wahl. 2005 gaben bei der Bundestagswahl noch knapp 19 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme vor dem eigentlichen Wahltag ab; vier Jahre später waren es bereits 21,4 Prozent. Und auch dieses Mal dürfte die Quote nach oben gehen, sagen Experten voraus. "Wir haben bei jeder Bundestagswahl zwischen zehn und 20 Prozent mehr Briefwähler als bei der vorausgegangenen", hieß es am Donnerstag auf Volksfreund-Anfrage in den Kreisverwaltungen Bitburg-Prüm und Bernkastel-Wittlich.

Besonders viele Briefwähler gibt es bei der diesjährigen Wahl im Wahlkreis 204 Trier/Trier-Saarburg . Laut Sprecher Thomas Müller sind dort bislang 31 000 Briefwahlanträge eingegangen, ein Viertel mehr als vier Jahre zuvor. "Wir schätzen, dass am übernächsten Sonntag 20 Prozent aller Wahlberechtigten schon gewählt haben", sagt Müller. Berücksichtigt man, dass längst nicht jeder Wahlberechtigte auch tatsächlich wählen geht, dürfte im Wahlkreis Trier am Ende etwa jeder dritte Wähler ein Briefwähler sein. Weil das Aufkommen so groß ist, werden in Trier-Saarburg die Wahlbriefe in diesem Jahr sogar erstmals in den einzelnen Verbandsgemeinden ausgezählt.

Verfassungsrechtler betrachten den Trend zur Briefwahl mit gemischten Gefühlen. Wenn man das Kreuzchen am Küchentisch statt in der Wahlkabine mache, sei das Wahlgeheimnis nicht gewährleistet, sagt der Berliner Staatsrechtler Ulrich Battis.

Derweil kann die Union in Umfragen ihren Vorsprung verteidigen. Gut eine Woche vor der Wahl rangiert die CDU/CSU weiter zwischen 39 und 41 Prozent und damit 15 Prozentpunkte vor der SPD. Die Liberalen würden die Fünfprozenthürde wahrscheinlich packen; Grüne (9-11 Prozent) und Linke (8-10 Prozent) wären sicher im nächsten Bundestag vertreten.Mehr zum Thema

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