Neues „Zerstörungs“-Video des Youtubers Bundestagswahl 2021: Rezo will nicht, dass Armin Laschet die Wahl gewinnt

Analyse · Der junge Mann mit dem blauen Hahnenkamm auf dem Kopf hat wieder zugeschlagen: Mitten im Bundestagswahlkampf greift der Youtuber, der sich Rezo nennt, die Politiker der Unionsparteien an - unter anderem Agrarministerin und CDU-Landeschefin Julia Klöckner.

Bundestagswahl: Youtuber Rezo kritisiert CDU-Politiker Laschet und Klöckner
Foto: dpa/-

Man weiß nicht, wie Rezo mit bürgerlichem Namen heißt und nicht einmal, wie alt er genau ist: Im Netz werden unterschiedliche Geburtsdaten genannt. Immerhin, er gibt seinen Geburtsort mit Wuppertal an. 2015 hat er seinen Youtube-Kanal gegründet, 250.000 Menschen schauen sich dort regelmäßig an, was Rezo so denkt und wie er die Welt sieht. Er richtet sich an junge Menschen, webt in seine Sätze ständig Worte wie „krass“ oder „nice“.

Der wahrscheinlich 30-Jährge will erkennbar die Sprache der Jugend sprechen, der er aber nicht mehr angehört. 2019 erreichte er erstmals eine ganz breite Öffentlichkeit mit seinem Video „Zerstörung der CDU“, auf das die Partei nur peinliche Antworten fand. Auch sein neues Video mit dem Titel „Zerstörung Teil 1: Inkompetenz“, das er am Samstag online gestellt hat, wurde bis Sonntagmittag schon über 825.000 Mal abgerufen.

Auch dieses Video hat das Zeug, der Union empfindlich weh zu tun und schwankende Jung-Wähler davon abzubringen, am 26. September CDU oder CSU zu wählen. Rezo sagt, er habe sich alle Parteien angeschaut, doch die Beweise für Inkompetenz oder Unehrlichkeit bei der Union seien so erheblich zahlreicher gewesen, dass seine Fundamentalkritik nun mal vor allem auf die Union gerichtet ist.

  • Das Video enthält Vieles, das längst bekannt ist, doch auf 28 Minuten verdichtet bekommt die Attacke Wucht. CDU-Chef Armin Laschet habe bei einem Auftritt in den Hochwassergebieten, als er lachend und feixend hinter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu sehen war, sein wahres Gesicht gezeigt. Das Verhalten des CDU-Kanzlerkandidaten angesichts der Not der Menschen nennt Rezo schlicht „inakzeptabel“. Wenn sich jemand wie Laschet vor den Kameras anders zeige als hinter ihnen, werde das „krass unauthentisch“.
  • Im Fernseh-Sommerinterview habe Laschet behauptet, die CDU plane keine Steuerentlastungen – und wenn doch, dann nur für kleinere und mittlere Einkommen. Tatsächlich aber stehe im CDU/CSU-Wahlprogramm, dass die Union die Unternehmenssteuern deutlich senken will. Laschet kenne also entweder sein eigenes Programm nicht oder er lüge, behauptet Rezo. Laschet dürfte in der konkreten Interviewsituation zwar nur an Entlastungen der Bürger gedacht haben, nach Unternehmen war er ja nicht explizit gefragt worden. Gleichwohl – Rezo hat hier einen Punkt gemacht.
  • Ebenso habe Laschet in einem weiteren Interview behauptet, die gesamte Kohle-Kommission habe sich Anfang 2019 auf den Kohleausstieg bis 2038 geeinigt. Das, so Rezo, sei so nicht der Fall gewesen, denn Umweltverbände wie Greenpeace oder der BUND seien für einen früheren Ausstieg gewesen. Dieser Punkt geht allerdings nicht an Rezo: Die Kommission hatte am Ende durchaus eine einvernehmliche Empfehlung abgegeben, die Umweltverbände hatten sich in der Kommission nur nicht durchgesetzt.
  • Kein gutes Haar lässt Rezo auch an CDU-Agrarministerin Julia Klöckner und CSU-Verkehrsminister Andreas Scheuer. Dieser habe 500 bis 800 Millionen Euro Steuergeld vergeudet, indem er Verträge mit Unternehmen zur Einführung der Pkw-Maut unterschrieben hatte, ohne das Urteil des EuGH abzuwarten, dessen negatives Ergebnis abzusehen war. Hinterher habe „der Andi“ Beweismittel von seinen „drei Handys“ gelöscht – für Rezo ein klares Indiz der absichtlichen Täuschung. Und Klöckner habe behauptet, sie habe den Tierschutz verbessert, dabei habe sie eine Situation in den Ställen herbeigeführt, die heute schlimmer sei als in den 90-er Jahren, sagt Rezo. Er zeigt auch noch einmal das unsägliche Werbe-Video Klöckners mit dem Nestlé-Chef, als sie behauptete, der Lebensmittelkonzern verwende heute zehn Prozent weniger Zucker. Nicht nur war dieser Auftritt an sich völlig unmöglich, sondern auch Klöckners Botschaft: Nestlé verwende sogar mehr Zucker als zuvor, behauptet Rezo.

Viel alter Wein in neuen Schläuchen, aber anschaulich und jugendgerecht aufbereitet. Alles fundiert beteuert Rezo, eine Quellenliste und Fußnoten hat er mitgeliefert. Eine weitere Video-Folge hat er schon angekündigt. Die Union darf also noch mal zittern – vermutlich kurz vor der Wahl.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort