Bundestagswahl: ÖDP, die PARTEI, die Basis und DKP Kandidaten im Wahlkreis 203 Trier: Gerechtigkeit, Transparenz, Biergutscheine
Trier/Saarburg · In den Bundestag kommen, ohne die Fünf-Prozent-Hürde zu schaffen: Das erhoffen sich die Direktkandidaten von ÖDP, die PARTEI, die Basis und DKP. Wir stellen sie und ihre Ziele vor.
15 Kandidaten und Kandidatinnen wollen im Wahlkreis 203 (Stadt Trier und Kreis Trier-Saarburg) in den Bundestag einziehen. In zwei Teilen stellen wir die Bewerber der kleineren Parteien sowie parteilose Anwärter und ihre Ziele vor.
Paul Lippl (ÖDP), Alter: 28, Wohnort: Trier, Beruf: Student Angewandte Nachhaltigkeit
Politischer Werdegang: Ich bin 2018 in die ÖDP eingetreten, weil sie als einzige Partei im Programm verankert hat, dass es auf einem Planeten mit endlichen Ressourcen kein unendliches Wirtschaftswachstum geben kann. In diesem Jahr wurde ich zum Kreisvorsitzenden und Direktkandidaten gewählt.
Diese drei Themenfelder liegen mir besonders am Herzen:
Konsequenter Klimaschutz: Im Gegensatz zu allen Bundestagsparteien hat die ÖDP ein Programm vorgelegt, das das 1,5°-Ziel einhält. Wir treten für Klimaneutralität im Jahr 2030 ein. Dass das für den Erhalt der Lebensgrundlagen Notwendige auch sozial gerecht funktioniert, beweist die ÖDP. Wir fordern, dass das CO2-Steueraufkommen in Form eines einheitlichen Betrages pro Kopf wieder ausbezahlt wird.
Mehr Demokratie: Leider setzen auf höchster Ebene immer noch diejenigen ihre Interessen durch, die das meiste Geld haben. Das sehen wir am Beispiel großer Energiekonzerne. Die ÖDP nimmt seit ihrer Gründung keine Spenden von Firmen an. Dies sollte für alle Parteien die gesetzliche Vorgabe sein. Ich setze mich außerdem für Bürgerräte und bundesweite Volksentscheide ein.
Anders wirtschaften: Ich befürworte die Gemeinwohlökonomie, die nicht zuerst den maximalen Profit, sondern die Interessen aller Menschen in einer intakten Umwelt berücksichtigt. Außerdem bin ich wie eingangs erwähnt, ein Verfechter der Postwachstumsökonomie, die aufzeigt, wie wir gut leben können, ohne einer Logik des „Höher, Schneller, Weiter“ folgen zu müssen.
Ich möchte in den Bundestag einziehen, weil... wir ein Umdenken genau jetzt brauchen!
Michael Zeeb (die PARTEI), Alter: 30, Wohnort: Trier, Beruf: Softwareentwickler
Politischer Werdegang: PARTEI-Mitglied seit 2019
Diese drei Themenfelder liegen mir besonders am Herzen:
Regierungsgeschäfte verstaatlichen: Seit Jahren wurden Regierungsgeschäfte outgesourced und an Lobbyisten, Lobbyvereine und andere Geldgeber vergeben. Abgeordnete/r zu sein, sollte bedeuten, Politik zu machen und nicht ‘nen faulen Lenz. Des Weiteren fordere ich die Zerstörung des Profit-Lobbyismus.
Trier muss Bundeshauptstadt werden: Als älteste Stadt Deutschlands sollte Trier das Anrecht auf den Titel „Bundeshauptstadt“ haben. Erstens um den Tourismus anzukurbeln; ein schwimmendes Reichstagsgebäude auf der Mosel wäre ein Touristenmagnet. Zweitens, um meinen Arbeitsweg zu verkürzen.
„Wirtschaft fördern” durch Biergutscheine: Alle reden nur davon, ich will handeln. Während der Corona-Krise mussten viele Gastronomen ihre Betriebe schließen und hohe Geldeinbußen hinnehmen. Um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, möchte ich Biergutscheine an die Bevölkerung verteilen, welche dann gegen ein Stubbi eingetauscht werden können.
Ich möchte in den Bundestag einziehen, weil... es nicht schlechter werden kann. Und unbedingt die adipöse Mitte vertreten werden muss!
Filiz Plenter (die Basis), Alter: 34, Beruf: Juristin (Rechtsreferendarin), Wohnort: Trier
Politischer Werdegang: Während meines Jurastudiums engagierte ich mich sowohl bei den Jusos und in der SPD, als auch im gewerkschaftlichen Bereich. Als Stipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung habe ich unter anderem Einblicke in den Bundestag und ins Parlament in Brüssel sowie bei der UN in Bonn gewinnen können.
Diese Themenfelder liegen mir besonders am Herzen:
Die Beachtung der Grundrechte, insbesondere der Menschenwürde, welches unser höchstes Gut ist, muss zu jeder Zeit gewährleistet sein. Sie sind kein Geschenk der Politik und können nicht an Bedingungen geknüpft werden. Politik muss immer transparent und unter Einbeziehung mehrerer Meinungen erfolgen. Denn Diskurs und Dialoge sind Grundvoraussetzungen einer Demokratie. Hierbei sollte die Meinung der Bevölkerung bei wichtigen Entscheidungen berücksichtigt werden.
Menschen sollen arbeiten, um zu leben und nicht umgekehrt. Ein gerechter Lohn, der den Arbeitnehmer zu Arbeit ermutigt und den Arbeitgeber nicht belastet, ist ein Ziel einer zufriedenen Gesellschaft. Zumal sich dies auch auf die Rente auswirkt, die untrennbar damit verbunden ist. Ein starker Mittelstand ist eine Bereicherung für unser Land.
Ich möchte in den Bundestag einziehen, weil… die Menschen in diesem Land wieder Vertrauen in die Politik brauchen.
Die jetzige Politik hat unsere Gesellschaft bis zu den Kindern tief gespalten. Es wird Zeit, dass wir uns wieder gemeinsam, demokratisch mit Herz und und Verstand einander die Hände reichen können, auch wenn man nicht immer einer Meinung ist.
Simon Becker (DKP), Alter: 33, Wohnort: Saarburg, Beruf: Arzt im Kreiskrankenhaus Saarburg
Politischer Werdegang: Ich habe mich früh gegen Ungerechtigkeiten eingesetzt und bin mit 16 in die SDAJ Trier eingetreten. Seit dem 200. Karl-Marx-Geburtstag bin ich in der DKP.
Im Betrieb engagiere ich mich als aktiver Gewerkschafter bei ver.di.
Welche drei Themenfelder liegen mir besonders am Herzen?
Gesundheitswesen: In meinem Beruf bekomme ich mit, was falsch läuft. Mangelnde Wertschätzung, permanente Unterbesetzung, Fallpauschalen-System, Privatisierung und Schließung von Kliniken. Sozialpolitik: Gerechte Löhne, bezahlbarer Wohnraum und soziale Gerechtigkeit könnte sofort geschaffen werden, denn Geld ist genug da, es ist nur sehr ungleich verteilt.
Antimilitarismus: Geostrategische Ziele Deutschlands, der Nato-Staaten und von Großkonzernen führen mit Krieg täglich zu Leid und Fluchtursachen. Mit Ramstein, Spangdahlem oder Büchel als Atomwaffenstandort sind wir ganz nah dran. Auslandseinsätze beenden – Deutschland raus aus der Nato!
Ich möchte in den Bundestag einziehen, weil… ich mich für Gerechtigkeit und Frieden einsetze. Wir brauchen bedarfsgerechte Finanzierungen von Sozialem, Pflege und Bildung! Wir brauchen ein Krisenmanagement, basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Wir brauchen Umdenken im Katastrophen- und Naturschutz. Mietenpolitik muss sich ändern! Rassistische Anschläge der letzten Jahre fordern gemeinsames Handeln. Flüchtenden Menschen muss bedingungslos geholfen werden. All diese Forderungen sind mit keiner der im Bundestag vertretenen Parteien umzusetzen.