Bundestagswahl im Kreis 203

Trier/Berlin · Das hatten selbst die größten Optimisten in der SPD Trier und Trier-Saarburg in dieser Deutlichkeit nicht erwartet: Bei ihrer ersten Kandidatur holt Sozialdemokratin Verena Hubertz mit 33 Prozent der Erststimmen das Direktmandat im Wahlkreis 203. Es ist ein historischer Wahlerfolg.

 Frisch zur SPD-Bundestagskandidatin im Wahlkreis Trier gekürt: Verenba Hubertz (Mitte). Foto: Roland Morgen

Frisch zur SPD-Bundestagskandidatin im Wahlkreis Trier gekürt: Verenba Hubertz (Mitte). Foto: Roland Morgen

Foto: Roland Morgen

Nicht nur, weil die 33-Jährige aus Konz die aus Sicht ihrer Partei lange „schwarze Serie“ beendet. Erstmals seit 19 Jahren geht wieder ein Direktmandat an die SPD. Der davor letzte „rote“ Sieger im Wahlkreis 203 war Karl Diller (80), damals Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium.

„Verena wer?“ war noch vor einem Jahr nur Insidern ein Begriff. Die massive Unterstützung von Chefgenossin Malu Dreyer und ein progressiv-professioneller Wahlkampf mit Omnipräsenz auch im Internet haben sich ausgezahlt: Verena Hubertz zieht  als erster weiblicher Wahlsieger aus Trier/Trier-Saarburg ins Bundesparlament ein.

Ihre Reaktion am Sonntagabend: „Ich bin überwältigt. Unser Wahlkampf war engagiert und anders, und der Zuspruch unterwegs hat mich stets motiviert. Das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler, sie in Berlin zu vertreten, ehrt mich und ist für mich Ansporn zugleich.“

Gefeiert wurde gemeinsam mit dem Kreis- und Stadtverband im Kasino am Trierer Kornmarkt mit über den Abend verteilt rund 120 Gästen und unter 3G-Bedingungen.

Am Montag ging es in die Hauptstadt, wo sie an einem Gartenfest der SPD in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft (Gastredner: Olaf Scholz) teilnahm. Ihr künftiges Abgeordnetenbüro konnte sie sich noch nicht anschauen: „Ich weiß noch gar nicht, wo es sein wird.“

Gewissheit herrscht hingegen in Bezug auf ihre nahe persönliche und parteipolitische Zukunft: Verena Hubertz zieht nach Trier und kandidiert beim ordentlichen Parteitag des SPD-Stadtverbands am 9. Oktober in der Uni-Mensa Tarforst für den Posten der stellvertretenden Vorsitzenden. Sven Teuber (38), seit acht Jahren Chef der SPD Trier, tritt dann zur Wiederwahl an. Das Abschneiden von Verena Hubertz am Sonntag wertet er als „sensationellen Erfolg“, der seine Partei „deutlich sichtbarer machen wird. Und er wird auch der Stadt und dem Kreis enorm helfen, weil wir eine neue Anlaufstelle und zwei offene Ohren im weit entfernten Berlin haben.“

Wo bislang acht „Trierer Ohren“ waren, sind es künftig nur noch vier.

Mit der zum dritten Mal nacheinander in den Bundestag gewählten Corinna Rüffer (45),  die ihr Abschneiden (13 Prozent Erststimmen; bezogen aufs heimatliche Trierer Stadtgebiet 18,7 Prozent) als Zeichen für einen „positiven Aufbruch“ wertete, will Verena Hubertz eng zusammenarbeiten: „Ich bin sicher, auch zu zweit können wir viel für die Region erreichen, beispielsweise im Bereich Mobilität. Einen besseren und umweltfreundlichen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, sowie eine direkte ICE-Anbindung für Trier, das wollen wir beide und werden da an einem Strang ziehen. Persönlich finde ich es schade, dass es für Katrin Werner nicht geklappt hat.“ 

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