Das sagen die Sprecher der sechs Fraktionen des Bitburger Stadtrats zu den neuen Kräfteverhältnissen

Bitburg · Die Grünen gewinnen zwei Sitze, die Liste Streit verliert zwei Sitze, die SPD gewinnt ein Mandat, die FDP verliert eins und CDU und FBL haben im Vergleich zu 2009 weder Einbußen zu beklagen, noch können sie sich über Zuwachs freuen. Ein Stimmungsbild aus den Fraktionen:

 Europa- und Kommunalwahl 2014 im Eifelkreis Bitburg-Pruem.

Europa- und Kommunalwahl 2014 im Eifelkreis Bitburg-Pruem.

Foto: Klaus Kimmling

Michael Ludwig (CDU): "Zunächst mal sind wir froh, dass wir stärkste Fraktion im Rat geblieben sind. Der Abstand zu den nächsten Fraktionen ist mit drei Mandaten sogar größer als noch 2009, wo die Liste Streit nur einen Sitz weniger hatte als wird. Dass die Freien so eingebüßt haben, liegt daran, dass der Bonus des Listenbegründers und langjährigen Bürgermeisters Joachim Streit bei dieser Wahl nicht mehr gezogen hat. Dass die Grünen sich verbessern, war abzusehen. Es zeigt, dass es offenbar möglich ist, mit nur einem einzigem Thema, dem Innenstadtring, Stimmen zu gewinnen. Dass wir trotz unseres "Ja" zur Testphase keine Einbußen haben, zeigt aber auch, dass die Wähler unsere verlässliche und konsequente Politik honorieren. Das freut uns sehr."

Willi Notte (Liste Streit): "Das ist natürlich enttäuschend, zwei Sitze zu verlieren. Obwohl sich das im Laufe des Wahlkampfs abgezeichnet hat, da die Grünen alles auf eine Karte, den Innenstadtring gesetzt haben. Wer Protest wählt, der hat die Grünen gewählt. Die eher traditionsbewussten sind bei der CDU aufgehoben. Der Liste Streit, die ja aus Kritik an der etablierten Politik entstanden ist, hat bei dieser Wahl die Klientel gefehlt, weil die Protestthemen von anderen besetzt worden sind. Selbstkritisch müssen wir aber auch einräumen, dass es uns nicht gelungen ist, unsere Themen wie etwa die Bedeutung eines wachsenden Kostenbewusstseins im Wahlkampf deutlich zu platzieren. Und dann fehlt unserer Liste natürlich auch mit dem Listenbegründer und Namensgeber Joachim Streit eine wichtige Identifikationsfigur. Unter dem Strich sehe ich im Ausgang der Wahl ein eindeutiges Votum der Bürger gegen den Ring."

Manfred Böttel (FBL): "Wir sind ganz froh mit unserem Ergebnis. viel mehr haben wir uns auch nicht versprochen. Mich hat allerdings schon überrascht, dass SPD und vor allem die Grünen mit dem Innenstadtring so viel Stimmen gewinnen konnten. Dass die Liste Streit wiederum zwei Sitze einbüßt, überrascht weniger. Die Liste hat lange Jahre vom Bonus des Namensgebers, Listenbegründers und langjährigen Bürgermeisters Joachim Streit gelebt. Bei dieser Wahl musste die Liste erstmals ohne diesen Bonus auskommen - nachdem Streit ja seine ursprünglich angedachte Stadtratskandidatur zurückgezogen hat."

Waltraut Berger (Grüne): "Wir sind mit dem Ausgang der Wahl für unsere Fraktion sehr zufrieden. Wir haben schon gedacht, dass wir zulegen werden. Aber gleich zwei Sitze freut uns natürlich sehr. Viele sagen nun, dass das nur an unserem konsequenten Nein zum Innenstadtring liegt. Aber das greift zu kurz. Dieses Wahlergebnis ist nicht nur dem Innenstadtring geschuldet. Die Bürger erleben uns als authentisch, die wissen, woran sie mit uns sind. Auch bei unserer Haltung zum Flugplatz. Wir haben uns dafür stark gemacht, dass Bitburg Fair-Trade-Stadt wird und im Rat oft auch kritisch angemerkt, ob sich die Stadt dies oder das - wie etwa das Dorfgemeinschaftshaus Stahl oder das Wasserspiel auf dem Spittel - überhaupt noch leisten kann. Das sind Themen, die auch vielen Bürgern wichtig sind."

Stephan Garçon (SPD): "Vier Sitze waren für uns Pflicht, fünf wären die Kür gewesen. Wir sind mit dem Erreichten absolut zufrieden. Dadurch, dass wir nun vier Sitze haben, sind wir auch in den Ausschüssen wieder stärker vertreten und können unsere Politik stärker vertreten. Dass wir gewonnen haben, ist für mich auch eine Bestätigung unserer bisheriger Arbeit, die wir mit kleiner Mannschaft im Rat geleistet haben. Nach dem Wechsel von Peter Kockelmann zur Liste Streit hatten wir ja nur noch zwei Mandate. Die Bürger haben aber gesehen, dass wir uns auch mit zwei Leuten nicht in die Enge drängen lassen. Sicher hat auch der Innenstadtring eine Rolle gespielt. Aber auch bei vielen anderen Themen wie etwa dem Flugplatz haben wir immer wieder den Finger in die Wunde gelegt. Anders als die Grünen sind wir auch keine reine Nein-Sager-Partei, sondern haben viele Projekte wie die Stadthalle oder auch die Umgestaltung des Spittels positiv begleitet."

Marie-Luise Niewodniczanska (FDP): "Dass ist schade, dass ich nun wieder Einzelkämpferin bin und die FDP den Fraktionsstatus verliert. Mein Mitstreiter hat sehr gute Arbeit geleistet. Zu zweit arbeitet es sich doch einfach besser. Aber gut, ich bin es ja auch all die Jahre zuvor gewohnt gewesen, mich im Zweifelsfall auch alleine durchzusetzen. Als die Liberalen aus dem Bundestag geflogen sind, wusste ich, dass das die Partei treffen wird bis an die Basis. Die Bürger in Stahl haben uns wohl auch wegen unseres kritischen Standpunkts zum geplanten Umbau des Dorfgemeinschaftshauses abgestraft. Und ja, wir waren nicht sofort gegen den Ring, sondern haben in der heißen Phase des Prostestes dafür plädiert, erstmal die Ruhe zu bewahren und die für ein Jahr beschlossene Testphase durchzuhalten. Und damit, dass wir darauf achten, dass die Stadt nicht ständig mehr Geld ausgibt, als sie hat, machen wir uns auch nicht gerade beliebt. Mir bereitet ein gewisser Linksrutsch in so vielen Gremien Sorge."

Hier geht es zu den Ergebnissen der Stadtratswahl.

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